Zum Abschied gab es Blumen für alle Mitarbeiterinnen und so manche Träne, sowohl auf Seiten der Inhaberin als auch auf Seiten der Stammgäste. Am 15. Dezember hatte das Restaurant „Kippys“ zum letzten Mal unter der Leitung von Sabine Grässlin geöffnet. 21 Jahre lang stand die leidenschaftliche Köchin am Herd, um ihren Gästen Gaumenfreuden zuzubereiten.

Jeden Tag eine große Anstrengung

„Wer anständig und frisch kocht, weiß, wie anstrengend Kochen ist“, informierte Sabine Grässlin in einem Aushang ihre Gäste bereits vor einigen Wochen über die bevorstehende Schließung. Es sei mit einer unglaublichen körperlichen Anstrengung verbunden, dafür zu sorgen, dass bis zu 60 Gäste jeden Mittag frisch zubereitete Köstlichkeiten auf den Tisch bekommen.

Am letzten Tag überraschten die treuen Stammgäste die Gastronomin Sabine Grässlin mit vielen Sprüchen zum Andenken.
Am letzten Tag überraschten die treuen Stammgäste die Gastronomin Sabine Grässlin mit vielen Sprüchen zum Andenken. | Bild: Sprich, Roland

Sabine Grässlin weiß, wovon sie spricht. Sie hat ihre Kochlehre einst bei Spitzenkoch Bertold Siber in Konstanz absolviert und ihre dort erworbenen Kochkünste bei Kochlegende Eckart Witzigmann in München perfektioniert.

Die körperliche Herausforderung ist allerdings nur ein Grund, weshalb die Köchin mit dem feinen Gaumen ihr Restaurant schließt. Gleich zu Beginn der Pandemie 2020 gab der Pächter, der den Abendbetrieb übernommen hatte, auf.

Glücklich mit dem Nachfolger

Sämtliche Bemühungen, einen geeigneten Nachfolger für den Abendservice zu finden, blieben erfolglos. Auch macht die 62-jährige Sabine Grässlin keinen Hehl daraus, dass sie aufgrund ihres Alters nicht mehr zwölf Stunden täglich arbeiten kann.

Das Restaurant „Kippys“ öffnet im Februar unter neuer Leitung.
Das Restaurant „Kippys“ öffnet im Februar unter neuer Leitung. | Bild: Sprich, Roland

Die Entscheidung, ihr geliebtes „Kippys“, das nach dem Künstler Martin Kippenberger (1953 bis 1997) benannt ist, der in den 1980er- und Mitte der 1990er-Jahre mehrfach in St. Georgen lebte und einen engen Kontakt zu der Kunstsammlerfamilie Grässlin pflegte, aufzugeben, fiel ihr etwas leichter, nachdem sie in Carmine Galosso einen geeigneten Nachfolger gefunden hat.

So heißt das Lokal künftig

„Auch er kocht nach alter Schule und mit frischen Zutaten“, so Sabine Grässlin. Galosso, der zuletzt vier Jahre das Restaurant „Bellavista“ im Golfclub Königsfeld führte und davor drei Jahre Küchenchef in der Pizzeria Hexenweiher des Donaueschinger Hotelressorts Öschberghof war, wird italienisches Flair ins künftige „Kippys da Carmine“ bringen, das ab 14. Februar 2023 eröffnet. Und in dem auch weiterhin zeitgenössische Kunst präsentiert werden soll.

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Die Aufgabe der beruflichen Selbstständigkeit bedeutet nicht, dass Sabine Grässlin jetzt die Hände in den Schoß und den Kochlöffel für immer aus der Hand legen wird. Auf die Frage, was sie mit ihrer neu gewonnenen Freizeit anfangen will, lacht sie los.

Vielleicht hilft Grässlin an anderer Stelle

„Ich hab zwei Hunde, mit denen ich ausgiebig Gassi gehen kann.“ Zudem kann sie sich vorstellen, die St. Georgener Gastronomielandschaft an anderer Stelle zu unterstützen. „Wir haben in St. Georgen ein hervorragendes Gastronomieangebot, die allesamt mit Personalproblemen zu kämpfen haben. Vielleicht braucht der eine oder andere Unterstützung, sei es beim Kochen oder beim Spülen“, hält sich Sabine Grässlin ihre berufliche Zukunft offen.

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Ihre Mitarbeiterinnen, die am 15. Dezember ebenfalls ihren letzten Arbeitstag im „Kippys“ hatten, seien übrigens allesamt bei anderen Arbeitgebern innerhalb von St. Georgen untergekommen.