Dieter Stein

„Nach einem erfüllten Leben nehmen wir Abschied von Regierungsdirektor a.D. Karl Weström“, so stand es in der Anzeige zu lesen, welche die Hinterbliebenen anlässlich seines Todes am 23. Januar in einer Ettlinger Tageszeitung veröffentlichten.

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Diese Nachricht wäre eigentlich nur von regionaler Bedeutung. Der Verstorbene war jedoch ein Triberger mit Leib und Seele. Er hatte bis zu seinem Tod, kurz vor seinem 100. Geburtstag, stets innigen Bezug zu seiner Heimatstadt. So hatte sich Weström gewünscht, dass man bei seiner Trauerfeier auf dem Friedhof in Ettlingen-Schöllbronn das Volkslied „O Schwarzwald, o Heimat, wie bist, du so schön …“ als Reminiszenz an den Schwarzwald, spielt.

Bei den Kunden beliebt

Karl Weström erblickte am 31. März 1920 das Licht der Welt und wuchs bei seinen Eltern Karl und Anna Luise (Anni) in der Gartenstraße (Hintergasse) in Triberg auf. Der Vater, der von der Insel Rügen stammte, führte mit seiner Frau, die Gutacherin war, ein Lebensmittelgeschäft an der Ecke Garten- und Schulstraße, das, trotz mannigfaltiger Konkurrenz, bei den Kunden sehr beliebt war. Immerhin gab es in Triberg nach dem Zweiten Weltkrieg auf engstem Raum vier Tante-Emma-Läden.

Konkurrenz nebenan

„Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnten sich die Triberger auch beim Gottlieb-Laden mit Lebensmitteln versorgen. Aber trotz dieser Konkurrenzsituation machten wir genügend Umsatz, um existieren zu können. Damals wurden noch die Waren in Papiertüten gepackt, und Essig und Öl wurden in mitgebrachte Flaschen gefüllt“, erinnerte sich Johanna Dissert, die als Ferienkind bei den Weströms war und in den Jahren 1946 bis 1949 bei dieser Familie eine Einzelhandels-Lehre absolvierte.

Sohn schlägt eigenen Weg ein

Johanna Dissert kann sich auch noch daran erinnern, dass Weström junior das Geschäft später übernehmen sollte, doch es kam anders. Anstatt sich mit dem Verkauf von Kartoffeln, Äpfeln und Birnen zu beschäftigen, machte Weström anderweitig Karriere. Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft im Jahr 1946 verdiente er sein Geld als Regierungsinspektor beim Amtsgericht in Villingen, wurde später nach Wolfach versetzt und danach in Karlsruhe zum Regierungsdirektor ernannt.

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Aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen wurde ihm das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen.

2006 fällt das Weströmhaus der Abrissbirne zum Opfer.
2006 fällt das Weströmhaus der Abrissbirne zum Opfer. | Bild: Archiv Carle

Weströms Elternhaus hatte ebenfalls eine bewegte Vergangenheit, so eröffnete nach der Schließung des Ladens im Jahr 1954 das Möbelhaus Kohler Schätzle eine für heutige Verhältnisse bescheidene Filiale. Nachdem sich das Möbelhaus vergrößert und sich mit einem Geschäft in der Hauptstraße 6 niedergelassen hatte, bekam das Eckhaus neue Pächter. Die Brüder Lapenta eröffneten die italienische Eisdiele „Venezia“, und so zog in das Haus ein neuer Geist ein. Bei Jung und Alt war das Eiscafé ein beliebter Treffpunkt. Es können sich sicher noch viele daran erinnern, wie die Lautstärke der Musikbox bei den Nachbarn nicht immer für Freude sorgte. Aus vornehmlich familiären Gründen gaben die Brüder einige Jahre später die von den Tribergern stark frequentierte Eisdiele auf.

Danach wurde es wieder ruhiger im Weströmhaus. Das Grundstück wurde vom Parkhotel „Wehrle“ erworben, um an dieser Stelle einen Parkplatz einzurichten. Im Winter 2006 wurde das Gebäude schließlich abgerissen.