Das Kreisklinikum Tuttlingen könnte innerhalb der kommenden zehn Tagen wieder in den Krisenmodus gehen. Das erklärten Landrat Stefan Bär und der Geschäftsführer des Klinikums Tuttlingen, Sebastian Freytag, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Insgesamt 106 neue Corona-Fälle waren an diesem Tag im Landkreis gemeldet worden. Noch nie seit Ausbruch der Pandemie lag die Zahl so hoch.

Aktuell sind zehn Corona-Patienten in der Klinik, davon zwei auf der Intensivstation. Bär und Freytag erwarten jedoch Auswirkungen der vierten Infektionswelle und zusätzliche Belastungen für das bereits voll ausgelastete Krankenhaus.

Sieben-Tage-Inzidenz liegt etwa im Landesdurchschnitt

„Erstmalig überhaupt erreicht der Landkreis Tuttlingen bei den täglichen Fallzahlen einen dreistelligen Wert“, sagte Landrat Stefan Bär. Dabei verteilten sich die Fälle auf den ganzen Landkreisreis, so dass 24 von 35 Gemeinden neuen Corona-Kranken zu verzeichnen hätten. Die Zahl der insgesamt Infizierten im Landkreis läge vorerst aber noch unter den Spitzenwerten von vor einem Jahr. Der kräftige Anstieg weise jedoch auf eine vorgezogene Entwicklung im Vergleich zum Herbst 2020 hin, betonte Bär.

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Mit der 7-Tage-Inzidenz von 293 bewegt sich der Landkreis Tuttlingen derzeit etwa im Landesschnitt (297). Da die Fallzahlen in den vergangenen Tagen aber immer hoch waren, werde am Donnerstag eine Sieben-Tage-Inzidenz von bis zu 340 erwartet. „Das ist klar die vierte Welle“, urteilte der Landrat.

Von zehn Corona-Patienten sind drei geimpft

Die Entwicklung bei den Corona-Erkrankten werde mit etwa zehn Tagen Verzögerung auch beim Klinikum Tuttlingen aufschlagen, erwartet Geschäftsführer Freytag. Von den zehn derzeitigen Corona-Patienten seien drei geimpft. Die beiden Patienten auf der Intensivstation müssten beatmet werden.

„Pandemie der Ungeimpften“

Freytag bezeichnete die Situation als „Pandemie der Ungeimpften“. Sorge bereite ihm die Gruppe der über 60-Jährigen mit Vorerkrankungen, ebenso diejenigen, deren Zweitimpfung länger als sechs bis acht Monate zurückliege. „Lassen Sie sich boostern,“ empfahl er.

„Lassen Sie sich boostern,“ empfiehlt Sebastian Freytag, Geschäftsführer des Klinikums im Landkreis Tuttlingen.
„Lassen Sie sich boostern,“ empfiehlt Sebastian Freytag, Geschäftsführer des Klinikums im Landkreis Tuttlingen. | Bild: Landratsamt Tuttlingen

Gehe die Entwicklung so weiter, erreiche man schnell acht, neun Corona-Patienten in der Intensivstation, die mit zehn Intensivpatienten bereits ausgelastet ist. Dann müsse man womöglich wieder die erste Krisenstufe ausrufen und andere Leistungsbereiche zurückfahren.

Bislang habe es laut Freytag noch keine Verlegungen in andere Kliniken gegeben. Auf zwei Anfragen, die Tuttlingen an Kliniken in Villingen-Schwenningen und Singen gerichtet habe, hätten diese jeweils deren volle Auslastung gemeldet.

Landrat Bär ruft zur Impfung und zur Einhaltung der Hygieneregeln auf

Landrat Bär appellierte bei der Pressekonferenz, sich im Interesse der Gemeinschaft impfen zu lassen und wieder stärker an die Hygienevorschriften und Regeln zu halten. Weil offenbar viele Menschen dies vernachlässigt hätten, sei nun bereits abzusehen, dass ab der kommenden Woche die Alarmstufe mit noch wesentlich stärkeren Einschränkungen und 2G-Regeln eintreten werde. Neben Impfangeboten bei rund 85 Prozent der Hausärzte im Kreis Tuttlingen werden nun wieder mobile Impfteams unterwegs sein, hieß es.

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Bär plant zwei feste Impftage pro Woche in Tuttlingen und je einen in Spaichingen und Trossingen, außerdem jeweils Angebote in allen Gemeinden des Landkreises. Der Landrat kündigte an, dass das Gesundheitsamt sich bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Erkrankten künftig nur noch um vulnerable Gruppen, wie etwa Personen in Pflege- und Altenheimen kümmere. Dennoch bestehe aber für alle, die an dem Virus erkrankt sind, weiterhin eine Quarantänepflicht.