Die Überlegungen um die Zukunft des Unterkirnacher Hallenbads Aqualino nehmen eine unvorhersehbare Wendung. Anstelle des Bades könnten dort künftig dringend benötigte Gruppen des örtlichen Kindergartens untergebracht werden. Dieses Konzept, in dessen Rahmen die Räume des Aqualino für Pflichtaufgaben der Gemeinde genutzt werden sollen, sei dem engeren Vorstand des Fördervereins Aqualino bereits in der nichtöffentlichen Sitzung mit dem Gemeinderat am 7. Juli vorgestellt worden.

Zum einen, so rechnet Bürgermeister Andreas Braun vor, werde der künftig „jährlich anfallende Abmangel aus beiden Haushalten (Gemeindewerke Unterkirnach GmbH und Gemeinde Unterkirnach), die festgelegten 80 000 Euro immens übersteigen.“ Zum anderen benötige die Gemeinde dringend Kindergartenplätze, um ihre Pflichtaufgabe im Bereich der Kinderbetreuung erfüllen zu können.
Der Begriff der Pflichtaufgabe war bereits am Dienstag im Rahmen der Informationsveranstaltung des Fördervereins Aqualino gefallen. Dort hatte Christian Sonntag für den Förderverein gesagt: „Wir gehen davon aus, dass es keine Nachfolgenutzung gibt. Sollte die Gemeinde das Bad allerdings zur Erfüllung einer Pflichtaufgabe brauchen, dann sind wir als Förderverein die Letzten, die hier im Wege stehen.“ Diese Aussage steht nun, nach der Bekanntgabe des Bürgermeisters in einem anderen Licht.
Der Förderverein zum Konzept:
Im Projektauftrag an den Förderverein war festgelegt worden, dass „die Einwohner von Unterkirnach höchstens mit einem Abmangel von jährlich 80 000 Euro (Gemeindewerke und Allgemeiner Haushalt) belastet werden.“ Nach der Kalkulation des Fördervereins lässt sich das ab dem kommenden Jahr umsetzen (wir berichteten). Dazu sagt Bürgermeister Andreas Braun jetzt auch in der Vorlage an den Gemeinderat, dass man bereits in der genannten nichtöffentlichen gemeinsamen Sitzung festgestellt habe, „dass der Projektauftrag nur teilweise erfüllt worden ist“. Unabhängig der für „Modell 3“ noch offenen Gebäudezustandsbewertung hätte man mit den bekannten Zahlen eine Simulation der Kosten für das Jahr 2022 vornehmen können. Aus Sicht der Gemeindeverwaltung sei das „Modell 3“ aus steuerlicher Sicht unattraktiver und erzeuge Mehrkosten. Bei der Frage der Steuern sei der Querverbund zwischen den Gemeindewerken und der EGU hinfällig, wodurch die Gewinnabführung niedriger ausfalle.
Defizit ist für die Gemeinde zu hoch
Weiter führt der Bürgermeister aus, dass im einzigen komplett bearbeiteten Konzept, dem „Modell 1“, mit dem Weiterbetrieb der Gemeindewerke Unterkirnach in Zusammenarbeit mit dem Förderverein eine wesentliche Differenz herrsche. Der Förderverein kalkuliert mit 80 000 Euro Zuschuss der Gemeinde, 37 000 Euro Gewinnausschüttung der EGU und 38 000 Euro Erlösen, aus einer speziell für den Weiterbetrieb des Bades zu erhöhenden Kurtaxe. In Summe gehe der Verein damit bereits auf dieser Grundlage von einem Zuschussbedarf von 155 000 anstelle der vereinbarten 80 000 aus, so der Bürgermeister. Hinzu kommen nach seinen Aufstellungen auch Unterschiede in der Berechnung des Betriebsergebnisses. Bei der Kalkulation der Eintrittsgelder, der Personalkosten oder auch von Aufwendungen zur Instandhaltung seien Fehler gemacht worden. Insgesamt errechnet Andreas Braun einen auch künftig notwendigen Gesamtzuschuss der Gemeinde in Höhe von rund 200 000 Euro, womit sich diese den Weiterbetrieb des Bades nicht leisten könne. Er resümiert, dass selbst ehrenamtliche Tätigkeit, Spenden, Erlöse und Tatkraft das Defizit nicht dauerhaft ausgleichen könnten.
Idee der Umnutzung schon lange gereift
An dieser Stelle kommt nun wieder die Frage einer möglichen Nachnutzung des Aqualinos in Spiel. „Aufgrund der Tatsache, dass der Kindergarten der katholischen Kirche dauerhaft nur fünf Gruppen mit rund 100 Kindern betreuen wird, wir aufgrund von steigenden Geburtenzahlen aber dringend weitere Kindergartenplätze benötigen, ist schon lange die Idee gereift, das Hallenbad im Falle einer Schließung zu einer Kindertagesstätte umzubauen“, erläutert Andreas Braun.
Diese Idee sei in der Zwischenzeit auch mit einem Ingenieurbüro und der Kindergartenfachberaterin näher konkretisiert und ausgearbeitet worden. Zunächst beabsichtige man, die Schwimmhalle in eine zweigruppige Einrichtung umzugestalten. „Die Kosten für den Umbau der Schwimmhalle in einen Kindergarten sind derzeit, ohne mögliche Eigenleistung durch Mitarbeiter des Werkhofes, auf rund 821 000 Euro beziffert worden“, so Andreas Braun weiter. Für den Umbau gebe es zudem einen Zuschuss aus dem Landessanierungsprogramm in Höhe von 36 Prozent. Bei der Gemeinde würden also nur rund 500 000 Euro für die bauliche Schaffung der zusätzlichen Kindergartenplätze verbleiben.
Ohne den Erwerb eines weiteren Gebäudes, der Übernahme des katholischen Kindergartens und einer damit verbundenen großen Baumaßnahme am dortigen Gebäude könne man „das Hallenbad mit einem überschaubaren Aufwand zu einem Kindergarten umbauen und damit eine Pflichtaufgabe der Gemeinde erfüllen“, betont Braun.
Schlussendlich geht Andreas Braun auch noch auf andere rege diskutierte Folgen im Falle einer Schließung ein. Für den Schwimmunterricht der Schule gebe es bereits erste Gespräche. Den Anspruch darauf zu erfüllen, sei ein unbedingter Anspruch der Gemeinde. Er rechne hierfür mit Kosten von zehn- bis zwölftausend Euro. Personalressourcen könnten anderweitig eingesetzt werden und sämtliche Einrichtungsgegenstände sowie technische Anlagen könnten sukzessive mit eigenem Personal aus dem Werkhof zurückgebaut werden. „Priorität werden all die Anlagen haben, welche wir noch veräußern können.“
Sitzung des Gemeinderates
Am Donnerstag, 23. Juli, um 18 Uhr befasst sich der Gemeinderat Unterkirnach in öffentlicher Sitzung in der Schlossberghalle mit dem Fortbestand des Hallenbades Aqualino. Aufgrund des zu erwartenden öffentlichen Interesses und der momentan noch beschränkten Raumkapazität in der Schlossberghalle wurde der Gemeinde von der Rechtsaufsicht empfohlen, Plätze für die Sitzung nach vorheriger Anmeldung zu vergeben. Eine Anmeldung kann telefonisch erfolgen ab Montag, 20. Juli, ab 8 Uhr, unter der Telefonnummer 07721/80 08 20.