Wenn Sie alles richtig gemacht haben und dafür am Ende doch nur Ärger kassieren – diese frustrierende Situation kennt fast jeder. Im Falle des Villingers Ferdinando Di Croce jedoch gibt‘s nicht nur Ärger, sondern auch satte Kosten von fast 4400 Euro. Verantwortlich dafür: das geplante neue Heizgesetz von Grünen-Minister Robert Habeck.
Aber von Anfang an. Ferdinando Di Croce und seine Frau Anna bewohnen ein Einfamilienhaus, Baujahr 1978. Sehr gepflegt, große Fenster, viel Obst und Gemüse im Garten – und im Keller eine Ölheizung.
Es ist das Jahr 2019, „es hieß, dass Öl obsolet wird und man auf Gas umstellen soll“, erinnert sich Di Croce. Zu der Zeit, noch vor der Russland-Krise, wird Gas als saubere Technologie und bessere Alternative zum Öl angepriesen.

Ferdinando Di Croce handelt. Zwar hat er die Ölheizung 2007 komplett modernisieren und energetisch auf den neuesten Stand bringen lassen, doch er will gerüstet sein für den Tag, an dem der Ölbrenner im Keller tatsächlich den Geist aufgibt. Dann nämlich will Di Croce auf das angeblich saubere Gas umsteigen.
2020 gibt er den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS) den Auftrag, einen Gas-Hausanschluss zu installieren. „Wenn die alte Heizung kaputt geht, kann ich nicht monatelang darauf warten, dass der Hausanschluss gelegt wird“, begründet der Villinger seinen Schritt. „Also habe ich, der blöde treue Bürger, das bei der SVS beantragt.“
Der Gasanschluss im Keller ist parat
Knapp 4400 Euro bezahlt der Rentner dafür. Der funkelnagelneue, rot-silberne Anschlussstutzen wartet seitdem in der Kellerwand des Einfamilienhauses auf seinen Einsatz. Doch ob er überhaupt kommen wird?
Denn im April 2023 beschließt das Kabinett das neue Gebäudeenergiegesetz. Es schreibt vor, dass nur noch Heizungen eingebaut werden dürfen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Das vermutliche Aus auch für Di Croces Pläne – auch wenn noch die parlamentarische Zustimmung für das Gesetzesprojekt fehlt.
Ferdinando Di Croce klagt nicht wegen der 4400 Euro unnötiger Kosten, doch er versteht die Welt nicht mehr. Vor allem geht es ihm um vielleicht viele andere Bürger, die nun in der gleichen Situation stecken. „Man bemüht sich, alles richtig zu machen – und dann so etwas“, sagt er.
Er habe vorsorgen wollen, um auf das als sauber angepriesene Gas umsteigen zu können. Denn, so sagt er, die Umwelt liege ihm schließlich sehr am Herzen. „Kann Vorsorge zur Strafe werden?“, fragt er sich nun jedoch.
Diese Frage können ihm auch die Stadtwerke nicht beantworten. „Die Leute sind verunsichert“, bestätigt SVS-Pressesprecher Oliver Bauer lediglich. Die rechtliche Lage ändere sich ständig.
Auf Ferdinando Di Croces Situation könne er nicht konkret eingehen, „da ist jeder Fall anders und muss individuell angeschaut werden.“ Auch von ähnlichen Fällen, in denen sich Bürger in vermeintlich weiser Voraussicht nun nutzlose Anschlüsse legen ließen, sei ihm nichts bekannt.
Eine Erstattung der Anschlusskosten, zumindest teilweise? Scheint bislang nicht in Sicht. Oliver Bauer rät Familie Di Croce jedoch zur professionellen Energieberatung, um abzuklären, wo Handlungsbedarf ist.
Wie lange dauert es tatsächlich bis zum Anschluss?
Hat der Villinger Rentner denn vorschnell gehandelt, indem er sich den Gas-Zugang schon früh legen ließ? Wie lange es tatsächlich dauert, bis ein solcher Anschluss ins Haus kommt, kann auch Oliver Bauer nicht pauschal sagen.
„Es kommt darauf an, ob in dem Gebiet oder in der Nachbarschaft Maßnahmen geplant sind“, so der SVS-Sprecher. „Dann kann es auch mal schnell gehen.“ Sonst seien sechs bis acht Wochen Bauzeit anvisiert, „es kann aber auch mal Monate dauern“, räumt Bauer ein. In einem Notfall, wenn im Winter eine Heizung kaputt geht, werde ein solcher Anschluss aber möglichst vorgezogen.
Darauf vertrauen wollte Ferdinando Di Croce nicht. „Ich handle nicht erst, wenn der Regen kommt“, sagt er. Solche Umsicht kann jetzt jedoch zum teuren Verhängnis werden.