„Zunächst war ich positiv gestimmt. Nach dem Infoabend habe ich aber von vielen Seiten Negativmeldungen erhalten“, sagt sie. So sei etwa von „halblebigem Mist“ gesprochen worden. Ganz so drastisch bewertet Bea die Umbaupläne nicht. Aber: „Glücklich bin ich sicher nicht. Allerdings ist das eine Verbesserung zu vorher.“ 

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Am Dienstagabend hatte sie mit Sven Schäfer, dem Gesamtprojektleiter von DB Netze, und Projektleiterin Barbara Zinke gesprochen. „Schäfer sagte mir, dass man alle Pläne über den Haufen werfen könne. Allerdings sehe man sich dann erst in zehn Jahren wieder.“ Gebaut werden würde dann vorher nichts. Bea weiß, dass der Umbau „kein Wunschkonzert“ ist. Die Bahn sei nun mal ein großes Unternehmen, das eher träge agiere. Jedoch habe sie bei einem Treffen mit der Bahn im Juni 2019 bereits darauf hingewiesen, dass es nicht genügend Parkplätze um den Villinger Bahnhof gebe. Bei den Umbauplänen sei dies nicht berücksichtigt worden. „Mit den Parkplätzen haben wir nichts zu tun“, entgegnet Zinke. Das sei Sache der Stadt.

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Was dagegen versprochen wurde, sind sogenannte Reisendenlenker. Sie sollen während der gesamten Umbauphase vor Ort sein und den Menschen, die Hilfe benötigen, assistieren. Auch diesen Punkt hatte Bea währen des Treffens im Juni angemerkt. Sorgen macht ihr, dass eine Treppe gesperrt wird. „Da ist das Gedränge und Geschubse vorprogrammiert“, sagt sie. Besonders sehbehinderten Menschen mache das Sorgen. Ohnehin sei beim Umbau nicht so sehr an Menschen gedacht worden, die Probleme mit dem Sehen haben. Bea: „Es gäbe andere Signale, anderes Licht oder andere Lautsprecheransagen, die geholfen hätten.“ Projektleiterin Zinke könne die Sorgen nachvollziehen. Sie sagt: „Wir versuchen, für alle etwas zu tun. Wir versuchen, den Umbau möglichst schnell fertigzustellen und den laufenden Bahnbetrieb dabei nicht zu stören. Ohne Treppensperrung ist das kaum machbar.“

Hinter die Treppe soll der neue Aufzug kommen.
Hinter die Treppe soll der neue Aufzug kommen. | Bild: Matthias Jundt

Für eine andere Gruppe von Menschen mit Behinderung bewertet sie den Umbau dagegen positiver: „Für Rollstuhlfahrer wird das erstmal eine Erleichterung sein.“ Dass die Aufzüge nur eine Größe von einem Meter auf 2,10 Meter haben, findet Bea nicht sehr gut, sie weiß aber: „Das ist der Standard der Bahn und auf den meisten Bahnhöfen in Deutschland der Fall.“

Keine Türautomatik

Während der Übergang zu den anderen Gleisen also einfacher wird, bleibt der Ein- und Ausgang zum Bahnhofsgebäude für Rollstuhlfahrer dagegen auch künftig eine Herausforderung. So hatte Manfred Kemter, ehemaliger Kreisbehindertenbeauftragter, am Dienstag gefragt, ob die Türen eine Automatik bekämen. „Die Bahn-Mitarbeiter sagten nur, dass das nicht ihr Gebiet sei“, erzählt Bea, „das stimmt einen natürlich nachdenklich.“ Zinke von der Bahn sagt: „Dieser Bereich ist Teil des Gebäudemanagements. Wir haben dieses Anliegen bereits weitergegeben.“ Falls an den Türen eine Automatik eingebaut wird, werde das aber nach dem Umbau passieren. Derzeit empfiehlt die Behindertenbeauftragte der Stadt noch, lieber den Bahnhof in St.Georgen anzusteuern. Der sei barrierefrei. Ob das auch künftig so bleibt, müsse man nach dem Umbau sehen.

Bald zweiter Ausbau?

Einen weiteren kritischen Aspekt des Umbaus merkte Nahverkehrsexperte Ulrich Grosse, der Stadt- und Landkreis berät, bei der Infoveranstaltung in der Neuen Tonhalle an. Er wies darauf hin, dass die anstehenden Umbaukosten von zehn Millionen Euro das steigende Verkehrsaufkommen für die kommenden Jahre nicht berücksichtige. Der Ausbau der hinteren Neckartalbahn und die damit einhergehende Vernetzung mit der Breisgau-S-Bahn lassen Villingen zu einem stark frequentierten Verkehrsknoten werden. Dadurch komme es zur doppelten Anzahl von Zügen im Villinger Bahnhof als bislang. Dies bedeute mittelfristig einen weiteren teuren Umbau des Bahnhofs.