Seit zwei Wochen ist der neue Blitzeranhänger in der Doppelstadt im Einsatz. Die Stadtverwaltung hat den „Enforcement Trailer“, zu deutsch: Durchsetzungsanhänger, vorerst gemietet, um nach dem Sommer Bilanz zu ziehen und gegeben Falls Haushaltsmittel für einen Kauf im kommenden Jahr bereit zu stellen (wir berichteten).
- Sachbeschädigung: Eine erste Bilanz steht bereits jetzt fest, und die ist negativ. Das neue, mobile Geschwindigkeitsmessgerät ist schon nach wenigen Tagen zu einem beliebten Ziel für Vandalen geworden. Mehrere Fotos vom beschmierten Anhänger tauchten im Sozialen Netzwerk Facebook. Nun teilt die Stadtverwaltung auf SÜDKURIER Nachfrage mit: „Der Anhänger wurde bereits sechs Mal beschädigt.“ Das Sichtfenster der Kamera sei mit Farbe beschmiert, oder mit Klebeband abgeklebt worden, so Oxana Brunner, Sprecherin der Stadtverwaltung. Einmal hätten die Täter eine Art Leim verwendet. „Das ist Sachbeschädigungen“, erklärt Brunner. Die Häufung der Vorfälle macht jedoch deutlich, dass der neue Blitzer bei einigen Bürgern nicht sonderlich beliebt ist. Bei Facebook lösten die Bilder Unverständnis aus, aber auch viele positive und zustimmende Reaktionen. Diese Autofahrer werfen der Verwaltung Abzocke vor. Einige davon ließen ihrem Ärger auch Taten folgen.
- Schaden: Zum Glück konnten Mitarbeiter des Bürgeramtes mit einem Spezialreiniger der Herstellerfirma alle Verunreinigungen wieder entfernen und den Schaden somit gering halten. „Die Kollegen haben ein waches Auge auf den Anhänger, um solche Schmierereien schnell zu entdecken und wieder entfernen zu können“, so Brunner weiter. Nach den Tätern wird nun gefahndet. Der Anhänger könne nämlich nicht nur Geschwindigkeitsverstöße dokumentieren, sondern auch Aufnahmen von den Vandalen machen. Zu der Frage, ob solche Aufnahmen bereits zu einem Ermittlungserfolg geführt haben, wollte Brunner keine Stellung nehmen.
- Standorte: Kritiker bemängeln die Standorte des Blitzers, der zu Beginn am Villinger Fürstenbergring stationiert war und aktuell in der Schwenninger Neckarstraße im Bereich eines Kindergartens und eines Altenheimes steht. Das seien Bereiche mit vielen Fußgängern, erklärt Stadt-Sprecherin Madlen Falke. Der Verwaltung sollen auch zahlreiche Anfragen von Bürgern vorliegen, die Tempo-Kontrollen in weiteren Gebieten fordern.
- Kreis-Blitzer: Auch das Landratsamt hat seit April 2019 einen solchen Blitzeranhänger im Einsatz. Das Gerät kommt seither im gesamten Kreisgebiet zum Einsatz, außer in der Doppelstadt und in Donaueschingen, die eigene Geschwindigkeitskontrollen machen. Auch bei dem Kreis Blitzer sei es schon zu Beschädigungen gekommen. Zweimal hätten Täter versucht, den Anhänger aufzuhebeln, teilt Sprecherin Heike Frank mit. Mit dem neuen Blitzer könne man Straßen über längere Zeit und auch zu anderen Zeiten als sonst überwachen, zählt sie Vorteile auf.
- Weitere Vorteile: „Enforcement Trailer„ kosten zwischen 140.000 und 160.000 Euro und lassen sich mit jedem Fahrzeug mit einer Anhängerkupplung bewegen. Die Außenhülle des Anhängers ist gepanzert. Nach dem Aufstellen kann der Anhänger bis zu fünf Tage ohne Personaleinsatz den Verkehr überwachen. Ein integriertes Alarmsystem schützt die Messgeräte vor Vandalismus. und über Fernzugriff lassen sich die Messdaten auslesen. Die Geschwindigkeit der Fahrzeuge kann über mehrere Spuren mittels Laser-Technologie gleichzeitig gemessen werden.
Das sagen die SÜDKURIER-Leser
Die Meinungen zum neuen „Superblitzer“, den die Stadtverwaltung testweise im Einsatz hat, gehen im Sozialen Netzwerk Facebook auseinander.
Ein Kommentarschreiber kritisiert, dass man bereits KFZ-Steuer, Steuern beim Autokauf, Steuern beim Tanken und bei vielen anderen Dingen bezahlen müsse. Und dann werde man auch noch geblitzt. Das sei keine Verkehrsüberwachung, die der Sicherheit diene, sondern ein Mittel der Verwaltung, um noch mehr Geld zu machen. Mit seiner Meinung steht er nicht alleine da. Ein anderer schreibt: „Die Leute, die den Kasten beschmieren, ersparen manchen Leuten das Bußgeld, was ich voll in Ordnung finde.“ Er gibt der Verwaltung zudem den Tipp, einfach keinen Blitzer aufzustellen. Dann würde jeder Geld sparen. „Aber die Stadt möchte den Bürgern ja das Geld aus der Tasche zocken“, ist in seinem Kommentar abschließend zu lesen.
„Da hat jemand alles richtig gemacht“, bewertet eine Nutzerin die Schmierereien. „Das Beschmieren des Kastens ist unverschämt und darüber hinaus Sachbeschädigung, was bestraft gehört“, so lautet die Meinung eines Mannes, der sich für die Einhaltung der Verkehrsregeln ausspricht. Dann würde sich die Anschaffung eines Blitzers auch nicht lohnen, rechnet er vor. „Hat man mich gefragt, ob die das mit meinen Steuergeldern kaufen dürfen?“, fragt ein anderer. „Ich freu mich jedes Mal, wenn ihr wieder putzen gehen dürft. Die unbekannten Leute haben meinen Applaus“, steht in einem weiteren Beitrag. Auch die Standorte werden in Frage gestellt. Der Blitzer solle vor allem Schulwege und verkehrsberuhigte Zonen überwachen, so die Forderung. „Auf welcher Straße besteht denn keine Gefahr?“, stellt ein Leser die Gegenfrage. Mehr Respekt vor fremdem Eigentum und mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr, schlägt ein Mann als Lösungsmöglichkeit vor.
Tempo-Kontrollen vor Schule und Kindergärten sind wichtig
Die Anzahl der Radarkontrollen in Villingen-Schwenningen nimmt mit dem neuen Blitzeranhänger zu. Dass einige damit nicht einverstanden sind, macht sich mit den Schmierereien an den teuren Messgeräten bemerkbar. Die Kritik der Bürger hält sich jedoch in Grenzen, wenn die Kontrollen vermehrt an gefährlichen Stellen eingesetzt werden und nicht zur Abzocke dienen.
Walter Dold aus Villingen ist der Meinung, dass stationäre Tempo-Kontrollen wichtig sind, vor allem in der Nähe von Schulen, Kindergärten und an belebten Straßen. Jedoch findet er, dass die Blitzeranhänger schwer zu erkennen sind. Er ist auch der Auffassung, dass die mobilen Blitzer häufig an ungefährlichen Stellen aufgestellt werden, um damit den Menschen das Geld aus den Taschen ziehen zu können.
Hildegard und Wolfgang Wilbert aus Ludwigshafen sind davon überzeugt, dass die Blitzeranlagen gut sind. Wenn die Autofahrer nichts zahlen müssten, würden die meisten wohl zu schnell fahren, sagen sie. Vor allem an Unfallschwerpunkten empfinden sie es als wichtig, die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Sie sind der Meinung, dass es gewisse Straßen gibt, bei denen eine minimale überhöhte Geschwindigkeit gefahrlos möglich wäre und Blitzen dort keine Vorsichtsmaßnahme, sondern Geldmacherei darstelle.
Peter Gaus aus Villingen sagt, dass es viele unvernünftig Autofahrer gibt. Gerade deshalb sei es wichtig, die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Kontrollen sollten besonders dort gemacht werden, wo sich viele Menschen aufhalten, damit sich Verkehrsteilnehmer an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und die Sicherheit gewahrt werden kann. Er gibt jedoch zu bedenken, dass überall dort, wo das nicht der Fall ist, die Stadt solche Tempo-Kontrollen als eine gute Einnahmequelle verwendet. (jas)