Die Umstrukturierung von IMS Gear an der Zentrale in Donaueschingen und der damit verbundene Neubau einer Produktionshalle im Industriegebiet Salzgrube in Villingen-Schwenningen wird bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Bei der Bilanzjahreskonferenz des größten Arbeitgebers auf der Baar machten die drei Vorstände Dieter Lebzelter, Bernd Schilling und Wolfgang Weber deutlich, dass trotz der prognostizierten und auch eingetretenen „Wachstumsdelle“ die Stammbelegschaft aktuell keine Kündigungen befürchten müsse, IMS Gear werde auch den Anteil an Auszubildenden weiterhin hoch halten.

Die drei Vorstände von IMS Gear (von links): Wolfgang Weber, Bernd Schilling und Dieter Lebzelter.
Die drei Vorstände von IMS Gear (von links): Wolfgang Weber, Bernd Schilling und Dieter Lebzelter. | Bild: Holger Niederberger

„Wir sägen doch nicht an dem Ast, auf dem wir selbst sitzen.“ Mit diesem Bild machte Wolfgang Weber klar, dass die Zahl von weltweit rund 200 jungen Menschen, die in den verschiedensten Ausbildungsberufen und Studiengängen bei IMS Gear ihre Ausbildung absolvieren, Bestand haben werde. Als Arbeitgeber mit gutem Ruf hat der Automobilzulieferer keine Sorgen, an Nachwuchs zu kommen. Die Zahl an Bewerbungen übersteige immer noch die Zahl an Ausbildungsplätzen, so Weber. Es gelte, einen guten Mix bei den Azubis sicherzustellen. Das heißt, dass nicht nur die nach Schulnoten allerbesten Bewerber die Chance auf einen Lehrvertrag haben. Denn diese Azubis nähmen später häufig ein Studium auf und gingen IMS Gear zumindest so für eine Übergangszeit verloren. Doch neben studierten Ingenieuren brauche es auch top ausgebildete Facharbeiter.

Blick ins Lager der neuen, 12.000 Quadratmeter großen Produktionshalle.
Blick ins Lager der neuen, 12.000 Quadratmeter großen Produktionshalle. | Bild: Holger Niederberger

Auf die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat IMS Gear unter anderem auf der Kostenseite reagiert. „Im Personalbereich äußert sich das beispielsweise dahingehend, dass wir die Leiharbeit zurückgefahren haben, unsere Schichtmodelle variabel an geänderte Auftragsvolumina anpassen, befristete Arbeitsverträge teilweise nicht verlängert und Arbeitszeitkonten abgeschmolzen werden“, erklärt Wolfgang Weber. 2018 habe das Unternehmen noch 170 Leiharbeiter beschäftigt, dieses Jahr seien es nur noch 40. Weitergehende Maß­nahmen, die tarifvertraglich möglich wären, darunter Kurzarbeit, seien der­zeit nicht geplant. Seine Stammbelegschaft will das Unternehmen halten, denn nach der Wachstumsdelle werde es wieder aufwärts gehen „und dann brauchen wir unsere qualifizierten Mitarbeiter“, so Weber.

IMS Gear aufs Dach gestiegen: 40 Prozent der Dachfläche der neuen Produktionshalle musste IMS Gear begrünen, es sind sogar noch ein paar ...
IMS Gear aufs Dach gestiegen: 40 Prozent der Dachfläche der neuen Produktionshalle musste IMS Gear begrünen, es sind sogar noch ein paar Prozent mehr geworden, wie Architekt Achim Friedrich ausführte. Ein grünes Dach sorgt für eine angenehme Hallentemperatur, schützt besser vor Hagel und vielleicht findet die Feldlerche hier auch einmal Nahrung. | Bild: Holger Niederberger

Nachdem im vergangenen Jahr das Bilanzgespräch – passend zur damaligen Bauphase des neues Werks in Villingen-Schwenningen – in einem Bauwagen stattfand, stellten sich die drei IMS-Vorstände gestern den Fragen der Journalisten in einem der neuen Sozialräume. Das neue Produktionswerk sei mit der „Konsolidierung der Standorte“ zu erklären, so Dieter Lebzelter. Aus Donaueschingen werden zwei Produktionseinheiten, nämlich elektromechanische Bremskraftverstärker und elektromechanische Lenksysteme, nach Villingen-Schwenningen abgezogen, um so an der Konzernzentrale mehr Platz für das Technikzentrum mit den Bereichen Forschung und Entwicklung und dem Industrial Engeneering (Anlage-, Werkzeug- und Formenbau) zu haben, erläuterte Bernd Schilling. Es gehe dabei auch, so Wolfgang Weber, um das „Zusammenführen von Wertströmen“.

So funktioniert eine Produktionszelle Video: Niederberger, Holger

Rund 250 Mitarbeiter sind von dem Umzug betroffen, der gegen Jahresende beendet sein soll. IMS Gear hat im Industriegebiet Salzgrube die Option von der Stadt Villingen-Schnwenningen erhalten, weitere 60 000 Quadratmeter Fläche dazu kaufen zu können.

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Bild 5: Einblick in die neue Produktionshalle von IMS Gear in Villingen-Schwenningen
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Zertifizierungen verlängern den Umzug

  • Zum Unternehmen: Mit seinen technischen Lösungen für Komponenten, Baugruppen und Ge­triebe, darunter elektrische Sitzverstellungen, Servolenkungen und Park­bremsen, ist IMS Gear eine feste Größe im Automobilsektor. Da IMS Gear-Produkte mit dem Antriebsstrang nichts zu schaffen haben, also keine Verbrennungsmotoren-Komponenten herstellt, blickt die Firma positiv in die Zukunft.
  • Zu den Standorten: Das Stammwerk befindet sich in Eisenbach, wo 560 Menschen beschäftigt sind. In und um Donaueschingen hat IMS Gear inklusive der Konzernzentrale sieben Standorte mit 1450 Mitarbeitern. In Trossingen finden 170 Menschen ihr Auskommen, in VS-Villingen zurzeit 120, nach dem Umzug werden es 250 sein. In den USA arbeiten 600 Menschen für IMS Gear, in Mexiko 250 und in China 570.
  • Zum Umzug: Die neuen Produktionsflächen in VS-Villingen werden seit August 2018 nach und nach mit Maschinen und Anlagen bestückt. Diese werden teilweise aus den bestehenden Werken umgezogen und teilweise neu angeschafft. Parallel dazu erfolgt die Feinjustierung der Haustechnik auf die Produktionsabläufe. Der Einzug der Produktion wird bis Jahresende 2019 dauern. Wesentlicher Grund: Die Produktionsprozesse von IMS Gear sind zertifiziert sowie kundenseitig geprüft und freigegeben. Bei einer Produktionsverlagerung müssen sämtliche Maschinen, Anlagen und Teilprozesse erneut vom Kunden abgenommen und freigegeben werden.
  • Zu den Kernzahlen: Nach 515 Millionen Euro im Jahr 2017 hat IMS Gear sei­nen Um­satz im Jahr 2018 zwar um rund 3,5 Prozent auf 533 Millionen Euro gesteigert, blieb damit aber hinter dem geplanten Umsatzan­stieg von neun Prozent und dem angepeilten Jahresziel von 562 Millionen Euro zurück. Die Umsatzrendite vor Steuer lag 2018 bei rund 6,7 Prozent, das Investitionsvolumen betrug rund 107 Millionen Euro. (hon)