Automaten sind heute in vielen Bereichen zu finden. Sie zahlen Bargeld aus und verkaufen Fahrkarten, Parkscheine, Benzin, Süßigkeiten, Getränke und Zigaretten. Ja sogar richtige kleine Kunstwerke sind durch Münzeinwurf erhältlich.
In Villingen beim Bahnhof können sich Fahrradfahrer sogar mit gängigen Ersatzteilen für ihre Zweiräder versorgen. Ein Trend der letzten Jahre sind Milchautomaten. Die Kunden zapfen sich ihre frische Milch direkt beim Erzeuger selbst. Solche Geräte stehen zum Beispiel in Erdmannsweiler, Klengen, Hüfingen, oder in Zimmern bei Immendingen.
Jungunternehmerin: Anfang Juni nahm nun ein weiterer Verkaufs-Roboter seine Arbeit in VS-Weilersbach auf. Seine Spezialität sind frische Lebensmittel. Milch gibt es hier zwar nicht, dafür sind über 20 andere frische, regionale Produkte im Angebot. Von Eiern, über Grillfleisch, bis hin zur fertigen Pasta-Soße reicht die Palette.

Hinter dem Angebot steckt Christine Klausmann aus Obereschach. Die 25-Jährige ist gelernte Einzelhandelskauffrau und arbeitet Vollzeit in einem Markt in Geisingen. Mit der Idee, einen Lebensmittelautomaten neben ihrem eigentlichen Beruf im Nachbarort zu betreiben, macht sie nun einen ersten Schritt in Richtung ihrem Traum, irgendwann einmal einen Tante Emma Laden zu eröffnen.
Idee: Auf die Idee kam sie über ihren Schwager, der seit geraumer Zeit den Automaten in der Ortsmittte von Obereschach betreibt. Dieses Gerät steht hier schon mehrere Jahre.

„Ich habe einfach bei der Gemeinde nachgefragt“, so die 25-Jährige. Bei der Ortsvorsteherin und später im Ortschaftsrat stieß sie damit auf offene Ohren. Als sich ihr Vorhaben herumgesprochen hatte, sei Matthias Gauss von der Firma Groma Schuh auf sie zugekommen. Schnell wurde man sich über einen Standort auf dem Firmengelände an der Ecke Weilenbühlstraße und Industriestraße einig. Autofahrer, die von Schwenningen kommen, sehen können den Automaten linker Hand kurz nach der Ortseinfahrt und der Bushaltestelle erspähen.

Investitionen: Klausmann investierte in eine Bodenplatte, ein kleines Holzhäuschen sowie den Automaten selbst. Insgesamt sollen sich die Kosten auf eine fünfstellige Summe belaufen haben, verrät sie. Auch ein Stromanschluss vom Firmengebäude musste gelegt werden. Anfang Juni fiel der Startschuss.

Automat: Der Verkaufsautomat ist ein modernes Stück Technik. Kunden können Scheine und Münzgeld einzahlen. Der Betrag steht dann zum Einkauf zur Verfügung. Einzelne Produkte lassen sich über Zahlenkombinationen auswählen. Ein gepolstertes Lift-System holt diese direkt am Auslagefach ab, sodass sie durch den Fall nicht beschädigt werden. Das ist vor allem bei den Hühnereiern ein wichtiger Aspekt.
Sobald der Lift unten angekommen ist, entriegelt sich das Ausgabefach für 30 Sekunden. Während dieser Zeit können Kunden die gekauften Produkte entnehmen. Per Tastendruck lässt sich das Restguthaben wieder auszahlen. Das Bezahlen mit einer Bankkarte ist nicht möglich. Im Video erklärt Klausmann den Bezahlvorgang.
Im Automat herrscht eine Temperatur von kühlen 5,5 Grad. Ein Bewegungsmelder schaltet für nächtliche Kunden ein Licht an. Zweimal am Tag schaut die Betreiberin vor Ort nach dem Rechten und füllt Waren auf.
Produkte: Es sind nur regionale Produkte im Angebot. Die Eier stammen vom elterlichen Hof in Obereschach. Die Fleisch- und Wurstwaren bezieht Klausmann von der Metzgerei Dorer in Furtwangen. „Der Kontakt zur Metzgerei besteht schon seit vielen Jahren“, erklärt sie die Geschäftsbeziehung. Im Angebot sind verschiedene Steaks und Würste, zum Beispiel für den spontanen Grillabend. Aufschnitt, Dosenwurst, eine fertige Pasta-Soße, Rindergulasch und Fleischsalat runden das Angebot ab. Letzterer sei übrigens der Verkaufsschlager bei ihren Kunden. Diese Fächer seien meist schnell ausverkauft.
Seit dem Start hat Klausmann kaum etwas am Angebot verändert. „Lediglich die Currywurst ist neu im Programm.“ Momentan befinde sie sich noch in der Ausprobierphase. Im Herbst und Winter sollen Rindergulasch und Rollschinken die sommertypischen Produkte ablösen.
Kunden: Die nehmen das Angebot gerne an. „Ich bin bislang sehr zufrieden“, bilanziert die 25-Jährige das Geschäft während der Startphase. Erste Trends konnte sie auch schon ausmachen: „Am Wochenende nutzen eher jüngere Kunden mein Angebot.“ Und während der Hitzetage habe sich Grillfleisch schlechter verkauft als sonst.

„Bei großen Veranstaltungen in der Region, steigt der Absatz deutlich an“, nennt sie eine weitere Beobachtung. Das sei zum Beispiel während der Südwestmesse und bei größeren Festen an Wochenende so gewesen. Ansonsten sei die Nachfrage nur schwer berechenbar, was ihr die Bestellung erschwere. Wilma und Manfred Waller wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft und inspizieren bei einem Spaziergang neugierig die Produktpalette. „Da holen wir uns heute Abend etwas für das Vesper“, kündigen sie an. Sie freuen sich über das neue Angebot vor ihrer Haustüre, zumal es im Ort sonst keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gebe. Auch ihre Kinder hätten sich schon einmal am Automat bedient.

Probleme: Bislang läuft der Betrieb nahezu reibungslos. „Es kam schon vor, dass etwas stecken blieb“, so die Betreiberin. „Dann haben mich die Kunden über die ausgeschilderte Rufnummer kontaktiert. Ich bin dann gleich hingefahren oder habe die Waren später nach Hause geliefert.“ Von Sachbeschädigungen blieb sie bislang verschont.
Zukunft: Die 25-Jährige hatte bereits bei der Anschaffung die Zukunft im Blick. Ihr Automat lässt sich mit einem zweiten Warenschrank ergänzen, ohne dass eine zusätzliche Bezahleinheit nötig wird. Der dafür nötige Platz ist beim Bau der Überdachung bereits bedacht worden. Klausmann kann sich vorstellen, in weitere Umlandgemeinden zu expandieren. Genaue Pläne gebe es aber noch nicht.
Gescheitert: 2015 hatte Metzgermeister Erich Bärenbold versucht einen „Schlemmerbox“ genannten Wurtsautomaten am Klosterring in Villingen zu etablieren. Nur rund ein Jahr später gab er auf und baute das Gerät wieder ab. Grund waren häufige und teils massive Sachbeschädigungen am Gerät, die wohl dem innenstadtnahen Standort geschuldet waren.