Nachdem von Ende März bis Ende April insgesamt acht Straßen in der Doppelstadt und den Ortsteilen von den Technischen Diensten und einem Straßenbauunternehmen vorbereitet wurden (wir berichteten), laufen seit dieser Woche die Arbeiten für die Sanierung der Oberflächen mit dünnen Asphaltdeckschichten in Kaltbauweise (DSK) auf Hochtouren. Die Firma VSI Sanierung- und Baugesellschaft aus Kaiserslautern wurde von der Stadtverwaltung damit beauftragt.
Seit Montag sind zwei große Baufahrzeuge und mehrere Mitarbeiter der Firma in der Doppelstadt im Einsatz und tragen in Rekordgeschwindigkeit ein Bitumen-Mineralgemisch auf die vorbereiteten Fahrbahnoberflächen auf. „In Tübingen machen wir das schon seit Jahren“ erzählt Michael Bissinger, Geschäftsführender Gesellschafter bei VSI.
Durch das Verfahren könne die Nutzungsdauer von Straßen schnell und kostengünstig verlängert werden. Er geht davon aus, dass ein solcher Belag – je nach Zustandes des Untergrundes – rund zehn Jahre halte. Der SÜDKURIER hat sich die Bauarbeiten in der Peterzeller Straße in Villingen angeschaut.
Straßensanierung: Für die Sanierung waren im Vorfeld die Niedereschacherstraße, die Peterzeller Straße, die Weiherstraße, die Pfaffenweilerstraße, die Tannheimerstraße, die Werastraße, die Walther-Rathenau-Straße und die Salinenstraße ausgewählt worden. Weil die Vorarbeiten an den Seitenstreifen der Werastraße zu aufwändig geworden wären, wurde die Sanierung hier zurückgestellt und dafür die Alleenstraße in die Liste aufgenommen. „Die Werastraße wird aber noch gemacht“, versicherten Oberbürgermeister Jürgen Roth und Ulf Millauer, Leiter des Amtes für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten. Für diese Sanierungsrunde habe es jedoch nicht gereicht. Insgesamt werden 26 000 Quadratmeter Straßenoberfläche repariert, 12 000 in Schwenningen und jeweils 7000 in Villingen und den Ortsteilen. Rund 4000 Quadratmeter schadhafte Stellen mussten bei den Vorarbeiten abgefräst, gereinigt und wieder mit einer Asphaltschicht versehen werden.

Reinigung: Bevor die großen Baumaschinen anrollen können, muss die Straße gründlich gereinigt werden. Das übernimmt eine Kehrmaschine mit integrierter Hochdruckwaschanlage. Die Straßenoberfläche wird dabei mit 180 Bar unter Hochdruck gewaschen. Das Schmutzwasser wird wieder abgesaugt. Dieser Arbeitsschritt soll gewährleisten, dass keine losen Teile und andere Verschmutzungen auf dem Asphalt verbleiben, die später die Haftung der neuen Schicht beeinträchtigen könnten. Sobald die Straße wieder trocken ist, kann es weitergehen. Auch das Wetter mitspielen. Es darf nicht regnen und die Temperatur nicht unter fünf Grad fallen.

Anlieferung: Damit es zu keinen Verzögerungen kommt, ist die Firma VSI immer mit zwei Maschinen im Einsatz. Während ein Fahrzeug mit Splitt, einer Bitumenemulsion, Wasser und Zement befüllt wird, bringt das andere Fahrzeug seine Ladung auf die Straße auf. Eine Lager- und Beladestation wurde auf dem Parkplatz am Hilben-Stadion in Schwenningen eingerichtet. Während der Fahrt zum Einsatzort wird die Ladung im Fahrzeug vermischt. Jede Maschine bring voll beladen rund 48 Tonnen Gewicht auf die Straße. Eine Füllung reicht für 1200 Quadratmeter Fläche. Insgesamt werden in der Doppelstadt 650 Tonnen Mineralgemisch verbaut.

Zwei Schichten: Der neue Belag besteht immer aus zwei Schichten, die nacheinander kalt aufgetragen werden. Das bedeutet, dass die Mischung nicht erhitzt wird. Sie kann dennoch flüssig aufgetragen werden. Die erste Lage besteht aus einer Mineralmischung mit grobem Split. Die Körnung beträgt 0,8 Zentimeter. Bereits wenige Minuten später folgt eine Deckschicht. Hierbei wird eine kleinere Split-Körnung mit 0,5 Zentimetern verwendet. Die gewaltigen Fahrzeugmaschinen lassen sich variabel von 2,40 Meter bis vier Meter Breite einstellen. „In der Regel reichen zwei Streifen, um eine Straße neu zu beschichten“, erklärt Bissinger.

Einfahrphase: Bereits 15 Minuten nach dem Auftragen können die Absperrgitter abgebaut werden. Die Straße ist sofort wieder befahrbar. Viele Menschen würden sich über die grobe Oberfläche wundern, sagt OB Roth, der bereits Erfahrungen mit der Dünnschichttechnik während seiner Zeit als Bürgermeister in Tuningen gesammelt hat. „Aber das gibt sich während der Einfahrphase in den kommenden Wochen“, bestätigt auch VSI-Geschäftsführer Bissinger. Eine Walze kommt nicht zum Einsatz. Der Verkehr selbst sorgt dafür, dass die Oberfläche schön glatt wird. Schon bald werden die sanierten Bereiche kaum noch von anderen Straßen unterscheidbar sein.
Markierungen: Bereits am Donnerstag soll die Peterzeller Straße wieder eine Markierungen erhalten, erklärt Bau- und Projektleiter Dirk Schneider. Die sei jedoch nicht dauerhaft, da die Fahrbahn während der Einfahrphase noch einmal verdichtet werde und loser Split sich herausarbeite. Erst in einigen Wochen soll dann die endgültige Markierung aufgebracht werden.
So geht es weiter: Die Pfaffenweilerstraße wurde am Montag fertiggestellt. Die Tannheimerstraße und die Weiherstraße folgten am Dienstag. Am Mittwoch wurde von 7.30 bis zum späten Nachmittag die Peterzeller Straße repariert. Die Niedereschacherstraße ist ebenfalls noch in dieser Woche an der Reihe. In der kommenden Woche geht es in Schwenningen in der Salinenstraße, der Walther-Rathenau-Straße und zuletzt in der Alleenstraße weiter. Läuft alles rund und spielt das Wetter mit, dann sollen alle acht Straßen bis Freitag, 24. Mai, rechtzeitig vor der Kommunalwahl fertig sein. Die Arbeiten finden jeweils von Montag bis Donnerstag von 7 bis 19 Uhr statt. Die einzelnen Straßen müssen für die Zeit der Bauarbeiten entweder voll, oder halbseitig gesperrt werden. Örtliche Umleitungen werden eingerichtet. In der Niedereschacherstraße ist eine Ampelregelung vorgesehen, die den Verkehr durch die Baustelle führt. Örtlich kann es zu Behinderungen und Verspätungen im Linienverkehr kommen.
Zukunft: Noch in diesem Jahr ist ein zweite Sanierungsrunde mit dem DSK-Verfahren geplant. Welche Straßen zum zuge kommen steht noch nicht fest. „Eine Vorauswahl wird momentan geprüft“, sagt Millauer. Es könnte jedoch einen Schwerpunkt in Schwenningen geben, verrät er. Die Auswahl sei jedoch nicht ganz einfach. Es dürfen zum Beispiel in den kommenden fünf Jahren keine abstimmung Kanalarbeiten anstehen. Auch 2020 soll das Verfahren fortgesetzt werden. „Wir werden dafür wieder Mittel bereitstellen“, sichert OB Roth zu. Auch die Ortschaften will er dabei nicht vergessen.