Es war ein Wunschtraum einer letztendlich schwer zu schätzenden Zahl von Unterstützern im Alpenverein (DAV), Sektion Schwarzwald: ein eigenes Sektionszentrum im früheren Familienpark, direkt neben dem geplanten Boulderzentrum. Doch soweit wird es nun nicht kommen. "Das Projekt liegt vorerst auf Eis", bestätigte auf Anfrage Pressewart Peter Schütte. Der Alpenverein wolle vorerst die Pläne nicht weiterfolgen, da sie die Finanzen der Sektion sehr strapazieren würden. Zuletzt sei mit Kosten von 800 000 Euro kalkuliert worden. Selbst nach dem Verkauf der Villinger Geschäftsstelle hätte der DAV die benötigte Summe nicht ausschließlich bei der Bank aufnehmen können. Der Verein hätte die Jahresbeiträge seiner Mitglieder erhöhen müssen – im Schnitt um etwa sieben bis acht Euro.
Abgeblasen sei das Projekt aber noch nicht gänzlich: "Wir überlegen uns, ob wir noch eine Mitgliederbefragung starten", berichtete Schütte weiter. Dann werde zumindest klar, wie groß der Rückhalt im Verein für das Projekt ist. Immer einmal wieder werden auch kritische Stimmen laut, die einwenden, dass solch ein Sektionszentrum vor allem den Freikletterern diene, dass es beim Verein aber noch weitere Gruppen gebe. Fakt sei aber, dass das für den Alpenverein reservierte Gelände nicht in Anspruch genommen werde – es könne vom Investor des Boulderzentrums genutzt werden, sagte Schütte. In dem Sektionszentrum war beabsichtigt, Veranstaltungs- und Seminarräumen, in denen zum Beispiel Theorie für das Bouldern unterrichtet werden sollte, sowie die Geschäftsstelle zu integrieren.
Bauantrag noch nicht gestellt
Nicht berührt sei von der Entscheidung des Beirats die geplante Kooperation mit dem Investor: Das heißt, der Alpenverein wird Kletterkurse in der Halle anbieten, wenn sie denn steht. Wann dies der Fall sein wird, ist noch offen. Investor Thomas Kohler kann noch keine genaue Planung vorlegen. Ihm gehört zwar der Baugrund, doch ein Bauantrag ist noch nicht gestellt. Kohler geht derzeit davon aus, dass sein Generalunternehmer bis Ende Mai die notwendigen Daten zusammengetragen hat, überarbeitet wurden noch einmal die Pläne für den Brandschutz. Dass dieses Jahr auf dem Gelände noch viel geschieht, hält er aber für eher unwahrscheinlich, dennoch will er an der Investition festhalten. Er hat auch kein Rücktrittsrecht vom Vertrag, sollte wider Erwarten das Projekt nicht realisiert werden können, geht er aber davon aus, dass er sich mit der Stadt einigt. Aktuell plant er auf 1350 Quadratmetern Grundfläche eine 900 Quadratmeter große Boulderlandschaft sowie einen Kletterbereich über 100 Quadratmeter mit einem 16 Meter hohen Kletterturm. In dem Kletterzentrum wird ein Bistro mit einem zusätzlichen Terrassenbereich untergebracht.
Kohler hält an dem Projekt fest, auch wenn sich inzwischen eine Boulderhalle, das Upjoy, in der Wilhelm-Binder-Straße etabliert hat. Er sieht diese Halle weniger unter dem Gesichtspunkt der Konkurrenz als vielmehr als eine Chance, dass sich der Bouldersport in der Region etabliert. Hauptberuflich arbeitet Kohler in Zimmern ob Rottweil als einer von zwei Geschäftsführern bei der Heko-Präzisionstechnik, privat ist er aber ein begeisterter Freikletterer.
Wie schwierig es ist, die Summen für solche Projekte zusammenzubekommen, macht Überlingen deutlich. Dort soll eine DAV-eigene Kletterhalle entstehen. Trotz Zuschüsse des Dachverbands muss aber ein Teil über Privatspenden eingesammelt werden. 50 000 Euro sollen durch eine Crowdfunding-Aktion zusammenkommen, die jetzt noch 14 Tage läuft. 42 000 Euro an Spendenzusagen liegen für das Projekt, das 1,7 Millionen Euro kostet, derzeit auf dem Tisch.
Das Freiklettern
Bouldern nennt sich der Sport, in der ohne Eigensicherung geklettert wird – meist in einer Höhe von etwa zwei bis drei Metern. Es sollte jedenfalls noch sicher abgesprungen werden können. In den Hallen liegen zur Sicherheit Matten aus. Der Sport ist vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt. Die erste VS-Boulderhalle in VS ist das Upjoy. Über die Frage einer Kooperation mit dem Upjoy stolperte Anfang 2017 die damalige DAV-Vorstandsspitze mit Martin Kramer und Tim Rothbauer.