„Linux, was ist das?“ Diese Frage stellen sich sicher viele Leser während der Lektüre dieser Zeilen. Eine verkürzte Antwort lautet: Linux ist ein Betriebssystem für Computer, Laptops und viele andere Geräte, in denen ein Computerprozessor werkelt. Bekanntere Vertreter sind zum Beispiel Windows von Microsoft und macOS von Apple. Doch im Gegensatz zu diesen kommerziellen Produkten, ist Linux kostenlos und der Programmcode frei zugänglich. Das Betriebssystem ist flexibel einsetzbar und kann auf Bedürfnisse von Nutzern sowie die Anforderungen flexibel angepasst werden. Genau diese Vorteile schätzen die Mitglieder der beiden VS-Vereine Linux User Group und VSpace.one. Der SÜDKURIER hat sich mit den Linux-Enthusiasten getroffen und erfahren: Linux ist einfach überall. Und es ist eine interessante Alternative für Ihren PC.
Verbreitung: Das Betriebssystem ist weltweit auf weniger als zwei Prozent aller Computer und Laptops als Betriebssystem installiert. Angesichts dessen kann Linux doch nicht überall sein. „Doch“, sagt Ulf Bartholomäus, Vorsitzender der Linux User Group Villingen-Schwenningen (LUG-VS), und zählt Beispiele auf: „Es wird in vielen WLAN-Routern, Fernsehern, Webservern, Druckern, Navigationsgeräten und in Steuergeräten von Lastwagen verwendet.“ Und sogar Android, Googles mobiles Betriebssystem, das weltweit die meisten Smartphones steuert, basiere im Kern auf Linux.
Vorteile: Hier nennt Bartholomäus als erstes die Sicherheit. Linux sei so programmiert, dass Angriffe schwieriger sind. Es gebe kaum Viren und Trojaner, die es auf Linux-Systeme abgesehen haben. Als Beispiel für einen Sicherheitsmechanismus nennt er die die Abfrage vor Installationen und dem Ausführen von Programmen. Dies sei von Microsoft erst bei Windows 10 eingeführt worden. „Bei Linux ist das schon seit vielen Jahren Standard.“ Sicherheitslücken werden fix über automatische Aktualisierungen geschlossen. Viele Linux-Nutzer verzichten daher ganz auf Anti-Viren-Programme.
Die Kosten sind der zweite große Vorteil, vor allem für Privatanwender. Linux ist nämlich kostenlos. Das gilt auch für die vielen tausend Programme, die man sich über einen Verwaltungsbereich über gesicherte Quellen im Internet nachträglich installieren kann. Nicht zuletzt schwärmen die Linux-Anwender aus VS von der enormen Anpassungsfähigkeit und der Stabilität des Systems. Abstürze gebe es so gut wie nie und das System könne individuell eingerichtet werden, berichten sie. Diese Flexibilität bringt aber auch Schwierigkeiten mit sich.
Nachteile: „Man muss es wollen“, beschreibt Linux-Fan Gerhard Echle eine gute Ausgangssituation für einen Ein- und Umstieg. Für eine Installation auf dem eigenen Rechner ist eine gewisse Einarbeitung sowie eine Eingewöhnung nötig. Auch wenn Linux nahezu identisch an einen Windowsoberfläche angepasst werden kann, bleiben letztlich Unterschiede bei der Administration und in Anwendung erhalten. Zudem sind nicht alle Softwareprodukte auf dem Markt auch als Linux-Version erhältlich. Nutzer müssen sich zwangsläufig mit alternativen Programmen anfreunden.

Die vielen unterschiedlichen Installationspakete, auch Distributionen genannt, fordern Interessierten gleich zu Beginn Entscheidungen ab, die ohne Vorkenntnisse kaum zu treffen sind. Dies schreckt sicher bereits die ersten Interessenten ab. Bartholomäus empfiehlt Einsteigern daher die Distributionen Ubuntu, Mint und Open Suse. Alle drei seien eine gute Grundlage, die bereits viele wichtige Anwendungen mit an Bord hätten. Damit könne man schnell erste Erfahrungen sammeln.
Ausprobieren: Ist die Entscheidung für eine Linux-Distribution gefallen, funktioniert die Installation weitestgehend automatisch. Es erscheinen, wie bei Windows auch, Abfragen zur Zeitzone, zur Sprache und ein Passwort muss vergeben werden. Im Anschluss ist der Computer sofort einsatzbereit. Wer sein Windows erst einmal nicht komplett aufgeben möchte, hat die Möglichkeit, Linux auf einem USB-Stick zu installieren. So lassen sich Computer bei Neustarts mit Linux hochfahren. Startet man ohne Stick, erscheint wieder das gewohnte Betriebssystem. Es ist auch möglich mehrere Betriebssysteme parallel auf einer Festplatte zu installieren. Die dritte Möglichkeit für ein Kennenlernen sind virtuelle Linux-Installationen, die sich bequem von Windows-Oberfläche aus starten lassen.

Umsteiger: Gerhard Echle hat sein Bus- und Reiseunternehmen in Eschbronn-Mariazell bereits vor zwölf Jahren auf Linux umgestellt. „Ich hatte es satt, immer neue Lizenzen und neue Hardware zu kaufen“, blickt er zurück. Alle zwei Jahre habe ihn das 500 Euro pro Arbeitsplatz gekostet. Bei seiner Recherche nach Alternativen stieß auf Linux. Doch trotz ersten Kontakten zu Mitgliedern der LUG-VS gab er den Plan ein Jahr später frustriert wieder auf. Ein weiteres Jahr verging bis zum nächsten Anlauf. „Jetzt wollte ich es richtig machen“, erzählt er. Mit Erfolg. Sechs Monate danach war der Umstieg in Eigenregie geschafft. Echle betreut sein Firmennetzwerk mit vier Servern, und zwölf Arbeitsplätzen bis heute selbst. Ein Umstieg zurück zu Windows kann er sich nicht vorstellen. „Das wäre ein Rückschritt.“ Neue Mitarbeiter kommen bereits nach zwei Stunden Einarbeitung gut mit Linux und den Anwendungen zurecht.

Junge Nutzer: Dass Linux auch für junge Nutzer attraktiv ist, beweist Maxim Weinrauch. Der 19-Jährige ist vor drei Jahren umgestiegen. Auch er wollte Kosten sparen und häufig auftretende Probleme unter Windows vermeiden. Auf seinem Laptop programmiert er zum Beispiel Anwendungen für Smartphones. Wenn er gängige Spiele ausprobieren möchte, startet er seinen Rechner einfach unter Windows.

Auch für Lukas Timmermann (23) vom VSpace.one ist Linux zum täglichen Begleiter geworden. Er nutzt es nicht nur privat für seine Bastelprojekte, auch beruflich betreut er ein kleines Linux-Firmennetzwerk. In sein Auto hat er einen kleinen Linux-Computer eingebaut.

Infotag: Für alle, die sich gerne intensiver mit Linux und dem Einstieg beschäftigen möchten, bietet die LUG-VS in Kooperation mit dem VSpace.one einen Infotag zum Thema an. Am Freitag, 24. Mai, werden Mitglieder von 16 bis 22 Uhr in mehreren Vorträgen das Betriebssystem vorstellen. Die Vorträge finden in den Räumen des VSpace.one in der Wilhelm-Binder-Straße 19 statt. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Infotag ist Teil der zweimal im Jahr deutschland- und europaweit stattfindenden Linux Presentation Days.
Dateiname | : | Flyer Linux Presentation Day |
Datum | : | 23.05.2019 |
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Linux User Group
Die Gruppe ist seit 2006 ein eingetragener Verein mit dem Ziel, Open-Source-Software durch Bildungsangebote zu fördern, und Nutzern – insbesondere von Linux basierten Systemen – bei der Verwendung zu helfen. Der Verein hat knapp 15 Mitglieder, die einen eigenen Webserver betreiben und einmal im Monat einen Stammtisch in Brigachtal veranstalten. Der Beitrag kostet drei Euro im Monat. Interessierte können sich in eine Mailingliste eintragen. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite: www.lug-vs.org