Die Idee ist immer die gleiche, die Maschen variieren: Zumeist ältere Menschen werden am Telefon abgezockt und überreichen Unbekannten arglos große Geldsummen. Anrufer geben sich beispielsweise als Enkelin aus, die nach einem Unfall eine hohe Kaution bezahlen muss und Geld benötigt, oder als Polizeibeamter, der die Wohnung nach angeblichen Einbruchsspuren untersuchen möchte, weil im Nachbarhaus eingebrochen worden sei.
- Tatorte verlagern sich: Gefühlt nehmen die Fälle aktuell überhand, doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: „Was die reinen Zahlen angeht, sind Betrugsanrufe im Bereich unseres Präsidiums sogar rückläufig“, sagt Jörg Kluge, Sprecher beim Polizeipräsidium Konstanz: Von 936 Fällen im Jahr 2019 sank die Zahl im Jahr 2020 auf 891 Fälle. Da die Taten als Auslandsstraftaten erfasst werden, weil die Drahtzieher zumeist im Ausland sitzen, werde für die einzelnen Städte und Gemeinden keine separate Statistik geführt.
Da die Zahlen relativ konstant sind, bedeutet das, dass sie sich Tatorte verlagern. „Das geht immer wellenartig vor sich“, sagt Kluge. „Die Betrüger grasen ganze Bereiche ab.“ Im Moment scheinen sie sich auf den Schwarzwald-Baar-Kreis zu konzentrieren. Zwar werde in jedem Schadensfall ermittelt – auch auf internationaler Ebene – ihr Geld sehen die meisten Betrogenen jedoch nie wieder.

Gerade einmal zehn Fälle konnten vergangenes Jahr aufgeklärt werden. Das liege daran, dass die Banden extrem gut organisiert seien und sich die Drahtzieher meist im Ausland befinden würden. „Diejenigen, die das Geld abholen, schieben es in der Regel sofort weiter“, sagt Jörg Kluge. „Selbst wenn man sie erwischt und strafrechtlich belangt, ist bei ihnen in aller Regel nichts zu holen.“
Organisierte Bandenstruktur: Hinter den Anrufen stecke eine sorgsam aufgebaute Struktur, weiß er Polizeisprecher. „Da sitzt keine Einzelperson am Telefon und denkt sich, ich versuche jetzt mal den Enkeltrick.“ Zuerst werde das Telefonbuch nach Namen abgegrast, die auf ältere Personen schließen lassen, die dann angerufen werden. „Sobald die Anrufer merken, dass die angerufene Person vermutlich auf sie hereinfällt, werden sofort Teams vor Ort in Bewegung gesetzt, um Geld abzuholen.“ Die Anrufer selbst säßen meist im Ausland und seien nur schwer zu ermitteln. Bearbeitet werden die Fälle von einer eigenen Ermittlungseinheit, die im Polizeirevier in der Villinger Waldstraße angesiedelt ist.
- Redegewandt und professionell: Die Gauner gingen sehr professionell vor, seien bestens geschult und sehr redegewandt. „Hat beispielsweise eine angebliche Polizeibeamtin jemandem am Telefon, der anspringt, heißt es: Moment, ich gebe Ihnen meinen Vorgesetzten. Die Leute haben dann wirklich den Eindruck, dass sie innerhalb der Polizei weiter verbunden werden“, nennt Jörg Kluge ein Beispiel.
- Opfer schämen sich: Die Dunkelziffer sei schwer einschätzbar, was daran liege, dass die Scham bei den Opfern meist groß sei. Insbesondere dann, wenn Familienschmuck übergeben wurde, wenn das Bargeld noch anderen Familienangehörigen gehörte oder auch wenn Menschen mit höherer Bildung wie ehemalige Professoren betroffen seien.
- Weitere Betrugsmasche: Erst am Dienstag vermeldete die Polizei einen Fall der bereits bekannten Mietbetrugsmasche: Dabei wurde ein Wohnungssuchender aus Villingen-Schwenningen hereingelegt. Unbekannte gaben sich über eine bekannte Internetplattform als Wohnungsvermieter aus. Ein 32-Jähriger meldete sich auf ihre Annonce und bekam von der angeblichen Vermieterin, die sich als „Eveline Winkelbeiner“ ausgab, den Zuschlag. Nachdem man sich auf den Mietpreis und die Zahlung einer Kaution geeinigt hatte, überwies der Mann vorab einen vierstelligen Betrag an die vermeintliche Vermieterin. Dass er einer Betrügerbande aufgesessen war, erfuhr der Wohnungssuchende erst, nachdem sich die „Vermieterin“ nicht mehr meldete. Viele Informationen zur Prävention gibt es auf der Internetseite https://www.polizei-beratung.de/