Eine Fasnet planen – und die Rahmenbedingungen sind unabschätzbar. Vor diesem Berg stehen im zweiten Halbjahr der Coronakrise jetzt die Villinger Fastnachts-Verantwortlichen. Die den Fuchsschwanz tragen, jene, die stolz den Kater am Revers zeigen, die mit dem blau-weißen, langen Hemd und die mit der Hex-Hex-Nase sind nicht allein mit dem Problem: Von Wolfbach-Rolli bis Rietvögel, von den Südstadt-Clowns bis zu den vielen Musikanten, von Fleck-Fleck bis zur Schanzelzunft gibt es nur eine Frage: Wie bekommen wir die Saison hin?
Wer sich privat vom Corona-Frust tangiert sieht, dem sei der Blick auf Villingens Fastnachter empfohlen. Aufgeben, hinschmeißen – das ist kein Thema. Bei den Hästrägern juckt erkennbar der Ehrgeiz: Wie schön wäre jetzt eine geniale Lösung. Für die Behörden, vom Ordnungsamt bis zur Gesundheitsbehörde, heißt die Aufgabe, diesen langen Anlauf in verantwortbare Bahnen zu lenken.
Es gibt natürlich auch Stimmen, die ans Frühjahr 2020 erinnern. Rosenmontag war am 24. Februar. Die ersten Verdachtsfälle im Klinikum meldete der SÜDKURIER wenige Tage später, zum Beginn des Monats März. Ein Zusammenhang zur Fastnacht 2020 ist bis heute nicht bewiesen, stattdessen zu Kreuzfahrten oder enthemmten Après-Ski-Partys im benachbarten Ausland. Aber welches Umfeld wird im Frühjahr 2021 das Leben diktieren?
Viele Facetten des Gesamtproblems mit dem Virus werden derzeit erst angedacht: Muss für einen kleinen Ortsumzug mit 80 Teilnehmern und 100 am Straßenrand verteilten Zuschauern das selbe gelten wie für den Montagmorgen in Villingen? Nein, sagt dazu zum Beispiel jetzt schon die Narrenvereinigung im Schwäbisch-Alemannischen, die darauf setzt, dass in der Krise auch ein Stück weit das zum Ausdruck kommen wird, was der ursprüngliche Geist und Antrieb von Fastnacht ist, also Fröhlichkeit fernab von Alkohol, Grölen, Sachbeschädigung, Belästigung.
Aktuell hat die Corona-Krise dazu geführt, dass die Fastnachter in V und S noch enger zusammenrücken. Alles soll gemeinsam besprochen werden, sofern es sich vorab besprechen lässt. Villingen und Schwenningen gemeinsam an einem Tisch. Der Vorgang soll nicht überhöht werden – aber: Genau das braucht die Gesellschaft derzeit so dringend – ob in VS, im Land, in Europa oder einfach überall: Zustammenstehen. Einig werden. Und zuversichtlich bleiben.