Auch im nächsten Jahr finden coronabedingt keine Fasnetbälle der Historischen Narrozunft Villingen statt – zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Nach intensiven Beratungen und Überlegungen entschlossen sich die Zunftverantwortlichen, die beiden für den 11. und 12. Februar 2022 geplanten Zunftbälle in der Neuen Tonhalle abzusagen. „Wir haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, aber letztendlich gab es keine andere Möglichkeit“, bedauert Zunftmeister Anselm Säger den schwerwiegende Schritt.
Damit Mitglieder und Freunde der Zunft aber nicht gänzlich auf vorfastnachtliches Vergnügen verzichten müssen, haben sich die Zunftballmacher um die beiden Regisseure, Oli Kienzler und Timo Klötzl, was einfallen lassen. Am Samstag, 12. Februar, erwartet das närrische Publikum als Ballersatz ein kunterbuntes Programm per Video-Livestream, das unter dem Motto „Zünftiges aus der Zehntscheuer“ übertragen wird.
Keine gesundheitlichen Risiken
Säger verweist darauf, dass es nicht absehbar sei, ob und wenn ja, in welcher Form, Saalveranstaltungen in den kommenden Wochen überhaupt durchgeführt werden könnten. Vor allem aber stehe die Narrozunft in der Verantwortung gegenüber den Ballakteuren, den Mitgliedern und Besuchern. „Wir wollen, können und werden keine gesundheitlichen Risiken eingehen“, unterstreicht Säger sehr nachdrücklich. Davon abgesehen, dass ein Ball in einem möglicherweise halbleeren Saal, einem maskentragenden Publikum und ohne Musik einfach nicht vorstellbar sei.

„Wir wollten nicht einfach nur die Bälle absagen, sondern einen Ersatz dafür bieten“, erklärt Anselm Säger die Motivation für den virtuellen Event. Bei den Zunftballregisseuren rauchen aktuell schon heftig die Köpfe mit Blick auf das Programm. Geplant ist eine unterhaltsame Mischung aus Live-Auftritten, aus aktuellen und vor allem auch älteren Ballnummern sowie Interviews.
Generalversammlung wird verschoben
Der Zunftrat habe sich zudem entschieden, die traditionell am 5. Januar stattfindende Generalversammlung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Noch nicht aufgeben haben die Zunftoberen die Hoffnung für die Fasnet 2022. Allerdings kann laut Säger noch keine Aussage zu den Umzügen, Schlüsselübergabe, Stüble und närrischem Treiben gemacht werden.
Glonkivatter enttäuscht von der Zunft
Mit ihrer Entscheidung hat die Zunft offenbar die anderen ballveranstaltenden Fastnachsvereine ziemlich überrumpelt. Glonkivatter Günther Reichenberger äußerte sich gestern enttäuscht, dass die Narrozunft mit ihrer Entscheidung vorpresche. Es sei ein gemeinsames Vorgehen verabredet gewesen, meinte Reichenberger. Die Glonki-Gilde selbst, so bestätigte er, komme nächste Woche zu einer Vorstandsitzung zusammen, um das Thema zu beraten.

„Ich persönlich würde noch nicht absagen und die Entscheidung so weit wie möglich hinauszögern“, sagte der Vorsitzende. Bis Mitte Februar sei ja noch Zeit. Vor allem eine Absage des Kinderballes würde schmerzen, sagte Reichenberger. „Die Kinder freuen so so auf die Fastnacht.“ Allerdings sei dies seine persönliche Meinung. Wie das die anderen Vorstandskollegen bewerten, müsse abgewartet werden.
Hexen haben einen Plan B
Mike Gildner, Chef der Villinger Hexenzunft, betonte gestern, der Hexen-Vorstand werde erst Anfang Januar entscheiden, ob die beiden Bälle stattfinden oder nicht. „Wir haben auf jeden Fall einen Plan B in der Schublade“, sagte er. Sollte sich der Vorstand gegen Präsenzbälle entscheiden, ist ein „Online-Format“ vorgesehen. Aus seiner Sicht ist die Ballabsage eine interne Entscheidung jedes Vereins. Es könne kein Verein über die Finanzen und Stimmungen der anderen Vereine mitentscheiden.