Planen, abwarten, auf Sicht fahren: So lautet das Mantra der örtlichen Narrenzünfte, wenn es um die Fastnacht 2022 geht. Angesichts explodierender Corona-Infektionszahlen hält sich die Zuversicht bei den Verantwortlichen der Villinger Zuggesellschaft derzeit in Grenzen, im Februar fröhlich und frei das närrische Brauchtum zelebrieren zu können.
Statt Fasnachtsfreude dominieren die Moll-Töne bei den Vereinsvertretern des närrischen Brauchtums. Aber die Hoffnung unter der drückenden Last der Pandemie jetzt völlig fallen lassen, das wollen sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Sie setzen auf den Faktor Zeit. „Wir haben noch ein Vierteljahr bis zum Fasnachtsmontag“, sagte Anselm Säger, der Chef der Historischen Narrozunft Villingen am Montagabend bei der Sitzung der Villinger Zuggesellschaft. Dieser Puffer bedeutet Hoffnung: Säger: Das sieht auch OB Jürgen Roth in seiner Funktion als Vorsitzende der Zuggesellschaft so: „Bis dahin geht noch viel Wasser den Bach hinab.“
Allerdings räumte Roth ein, dass es angesichts der aktuellen Infektionszahlen schwer falle, sich ab Anfang Januar unbeschwertes närrisches Feiern vorzustellen. Noch steht der Beschluss, dass die Hauptversammlungen der Vereine als 3G-Veranstaltungen (für Geimpfte, Genesene und Getestete) stattfinden sollen. Roth warf aber die Frage in den Raum: „Ist das noch angemessen?“

Noch schwieriger sind für den Rathauschef die ordnungsrechtliche Fragen: Etwa die Umsetzung und Kontrolle von Abstandsregeln – 1,50 Meter bei den Zuschauern – während der Umzüge. Die Alternative wäre eine 2G-Regel für die Zuschauer mit der Pflicht zum Tragen eines Mundnasenschutzes und Zugangskontrollen für die gesamte Innenstadt. Ein Szenario, dass Roth als unrealistisch verwarf.
Aus seiner Warte bleibt derzeit nichts anderes als abzuwarten, welche politischen Entscheidungen das Land trifft und ob Möglichkeiten geschaffen werden, Umzüge mit Hygienekonzepten durchzuführen. Auf politischer Ebene, so Roth, gebe es dazu „viele Unsicherheiten“. Klar sei aber auch: „Wir brauchen bald eine Entscheidung.“
Entscheidungen bis Mitte Dezember
Mehrere Vertreter der Vereine äußerten die Erwartung, dass sich die Landesregierung bis Mitte Dezember zur Fastnacht erklärten wird. Rainer Wagner, der zweiter Vorstand der Katzenmusik, wies darauf hin, dass die bestehende Landesverordnung am 22. Dezember auslaufe. Spätestens dann müsste eine neue Regelung getroffen sein.
So bleibt den Brauchtumsvereinen derzeit nicht viel anderes als gebannt gen Stuttgart zu schauen. Vor allem die Katzenmusik, die im Januar das 150-jährige Vereinsbestehen feiern will, zittert um ihr Jubiläum.

„Ich möchte die Veranstaltung noch nicht schmeißen. Da hängen vier Jahre Vorbereitung drin“, verdeutlichte Dominik Schaaf, der Vorsitzende des Vereins. Die Zitterpartie bereite ihm schlaflose Nächte. „Entscheidend für mich ist, was das Land beschließt“, sagt er. Die Entscheidung, glaubt auch er, werde in den kommenden 14 Tagen fallen.
Kleinere Veranstaltungen organisierbar
OB Roth hält kleinere öffentlichen Veranstaltungen wie der Katerbefreiung oder Schlüsselübergabe aus Sicht der Organisation am ehesten für machbar. „Das lässt sich organisieren, da haben wir schon verschiedene Ideen“, sagte er.
Auch der Betrieb von närrischen Fasnetstüble könnte mit einer einfachen Zugangslösung geregelt werden – sofern die Fastnacht stattfinden kann. Nach SÜDKURIER-Informationen wird hier wie im Einzelhandel mit einer Bändchen-Lösung für Geimpfte und Genesene geliebäugelt.
Lieber ein bisschen als gar nichts
Flexibel bleiben und die Möglichkeiten, die sich bieten, auszunutzen, ist für Anselm Säger von der Narrozunft die Handlungsmaxime. Seine Meinung: „Lieber an Fastnacht zwei, drei kleine Veranstaltungen im Rahmen der Corona-Auflagen durchführen als schon jetzt alles fallen zu lassen.“ Es sollte das Ziel der Narren sein, findet er, zumindest einige Teilbereiche der Fastnacht 2022 zu retten.

Auch kleinere Veranstaltungen im Außenbereich sollten nicht gleich gestrichen werden, sofern die Landesregeln diese ermöglichten. „Wir müssen die Zeit für uns arbeiten lassen“, lautete seine Durchhalteparole, die auf keinerlei Widerspruch stieß.