44 PCR-Abstriche hat Johannes Guhl an diesem Vormittag bereits genommen. Einen Tupfer in Nase und Rachen eingeführt und das Probenmaterial für das Labor verpackt. 44 Menschen hoffen seitdem, dass ihr Testergebnis „negativ“ lautet. Bei knapp einem Viertel von ihnen wird der Test positiv ausfallen, schätzt der Mediziner aus Erfahrung.

Die Gemeinschaftspraxis am Bärenplatz, die Guhl zusammen mit Kathrin Weber betreibt, ist eine von 31 Corona-Schwerpunktpraxen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Räume im dritten Obergeschoss des Gebäudes sind allein für symptomatische Covid-Verdachtsfälle reserviert.
100 Impfungen pro Woche
„Ursprünglich wollten wir hier Schulungsräume für Diabetiker einrichten“, sagt der Mediziner. Dann kam Corona. Jetzt werden hier pro Tag etwa 30 bis 40, manchmal auch knapp 50 PCR-Abstriche vorgenommen. Hinzu kommen der normale Praxisbetrieb und rund 100 Impfungen pro Woche.
Eigene Räume für Verdachtsfälle
Die Patienten dürfen und müssen die eigentlichen Praxisräume im Erdgeschoss gar nicht betreten. „Bitte den roten Pfeilen folgen! Bitte nicht die Praxis im Erdgeschoss bei Infektzeichen oder Fieber betreten!“ steht auf einem roten Schild im Eingangsbereich.

Wer bei Johannes Guhl und Kathrin Weber in den dritten Stock gebeten wird, hat entweder einen positiven Schnelltest oder Erkältungssymptome – oder beides. Viele der Patienten sieht Johannes Guhl beim Abstrich zum ersten Mal.
Die Verdachtsfälle werden von den jeweiligen Hausärzten in den Schwerpunktpraxen angemeldet, die dann wiederum einen Termin zum Abstrich zurückmelden. Etwa vier Stunden pro Tag verbringt Johannes Guhl momentan im dritten Stock. Eine Mitarbeiterin der Praxis nimmt die Patienten in Empfang und erledigt die Formalitäten, dann geht es ins Sprechzimmer, wo der 43-jährige Mediziner unter Vollschutz den Abstrich vornimmt.
Als problematisch sieht Johannes Guhl die Tatsache an, dass das Land die Kontaktnachverfolgung komplett eingestellt hat. Ausnahmen sind Massenausbrüche in Schulen und Kitas. Nun gilt: Wer sich mit Corona infiziert der erhält keinen Anruf mehr vom Gesundheitsamt. Sobald man getestet wurde, gilt es, sich abzusondern – und auch abgesondert zu bleiben, wenn der Test positiv ausfällt.
Absonderung ab Testung
„Das heißt: Also auch nicht einkaufen gehen, wenn das Testergebnis noch aussteht“, sagt Johannes Guhl. Man setzt zu einem guten Teil auf die Eigenverantwortung der Menschen. Wer sein Ergebnis schnell und unkompliziert erfahren möchte, nutzt am besten die Corona-Warnapp. „Wir Praxen bekommen die Ergebnisse zeitverzögert, nämlich erst, wenn das Laborfahrzeug am nächsten Tag kommt oder uns das Labor das Ergebnis schickt.“
So steht es auch auf einem Infoblatt des Sozialministeriums, das es im Internet gibt und das die Praxis allen Patienten zusammen mit dem positiven Befund schickt. „Bisher gibt es dieses Papier aber nur auf Deutsch“, sagt Johannes Guhl. „Menschen, die sich mit der deutschen Sprache noch schwer tun – für sie ist das zum Scheitern verurteilt.“

Und: „Es ist als Mediziner ja nicht unsere Aufgabe, Quarantäne anzuordnen. Wir können nur darauf hinweisen.“ Ob sich die Menschen letztlich daran halten – der Mediziner weiß es nicht. Kontrollen seitens des Ordnungsamtes finden in Villingen-Schwenningen jedenfalls statt, das weiß der Arzt von Patienten. „Bei einem Patient in Quarantäne klingelte letztens um 7 Uhr morgens das Amt an der Tür.“
Landesweite Impf-Aktion
Johannes Guhl hofft, dass der landesweite Impftag am Samstag, 27. November, viele bislang nicht Immunisierte erreicht. Auch seine Praxis nimmt daran teil. Alle Infos und eine Liste der teilnehmenden Praxen gibt es unter dranbleiben-bw.de
Mehrsprachige Hotline
Bei der Corona-Hotline des Landes gibt es Auskünfte seit Anfang November auch in Englisch, Türkisch, Arabisch und Russisch. Die Hotline ist unter der Telefonnummer 0711 41011160 immer montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr erreichbar.