VS-Villingen – Beim „Tag des offenen Denkmals“ wurde im Theater am Ring jeder Besucher als prominente Persönlichkeit begrüßt. Mit Autogrammkarten erinnerte Theaterpädagogin Rosa-Maria Paz an die vielen berühmten Schauspieler, die auf der Bühne des Theaters am Ring gestanden haben. Amüsiert ließen sich die rund 100 Besucher in der Rolle als Inge Meysel, Marianne Hoppe, Maria Becker oder Will Quadflieg von Marnie Schulz als Reporterin interviewen und von Svenja Ronderat mit historischer Kamera fotografieren.
Der Technische Leiter Stephan Christ ermöglichte einen Blick hinter die Kulissen. Bei der Führung erklärte er die technischen Herausforderungen der Bühnenproduktionen. Das Theater am Ring sei ein reines Gastpielhaus. In der Regel beginne der technische Aufbau für die jeweilige Produktion am Tag der Aufführung. „Idealerweise beginnen wir um zehn Uhr mit dem Aufbau“, erklärte Christ. Der Abbau beginne direkt nach dem Ende der Veranstaltung. „Um Mitternacht verlässt der letzte Laster den Hof“, beschrieb er die langen Arbeitstage der Techniker.
Unter dem Motto „Was für ein Theater“ beschrieb Andreas Dobmeier die wechselvolle Geschichte des historischen Hauses. Der Unternehmer Robert König plante ein Kino gegenüber dem historischen Riettor. Da dies von dem Gemeinderat als unpassend empfunden wurde, entschied man sich im Jahr 1937 für den Abriss von Wohnhäusern zur Realisierung des Neubauprojekts. Am 19. 0ktober wurde das Theater am Ring als neues Kunst- und Kulturzentrum eröffnet. Nach seiner Nutzung zu NSDAP-Propagandazwecken wurde das Theater nach dem Ende des Krieges zum Ort für vielfältige Kulturveranstaltungen. Dobmeier verwies auf die lange Liste illustrer Schauspieler und legendäre Konzerte im Rahmen von „VS swingt“ mit Oskar Peterson und Keith Jarrett. Im Jahr 1998 wurde das Bühnenhaus neu gebaut, mit vergrößerter Bühnenfläche und Orchestergraben, neuen Künstlergarderoben sowie zeitgemäßen Ton- und Lichtanlagen. 2018 wurde die durch eine Stuhlpatenaktion unterstützte Bestuhlung im Großen Saal mit 684 roten Sesseln eingeweiht.
„Es hat mich irritiert, dass gerade im Jahr des 80. Geburtstags des Theaters am Ring über dessen Schließung nachgedacht wurde“, erinnerte sich Andreas Dobmeier an das auch durch die Corona-Pandemie schwierige Jubiläumsjahr 2020. Umso mehr freue ihn der Beschluss des Gemeinderates zur Sanierung des Vorderhauses. Die Realisierung sei aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Mit Hinweis auf die Bedeutung des Theaters für die Stadt wünsche er sich, dass dieser Ort der kulturellen Vielfalt auch späteren Generationen erhalten bleibe.