Die Idee klingt charmant und die Ziele sind begrüßenswert: Die Stadt VS will nächstes Jahr ein Null-Euro-Ticket an Samstagen im öffentlichen Nahverkehr einführen. Allerdings ist es wie so oft mit guten Ideen: Der Teufel liegt oft im Detail. Die engagierten Bemühungen sind im Gestrüpp des Tarifdschungels hängen geblieben.

Samstagseinkaufsfahrt mit dem Bus

Im vergangenen Sommer hatte der Gemeinderat die Stadtverwaltung beauftragt, die Idee des Null-Euro-Tickets in der Doppelstadt umzusetzen. Der öffentliche Nahverkehr soll damit attraktiver gemacht werden, neue Fahrgäste gewonnen und durch das Umsteigen ein Beitrag zur CO²-Einsparung geleistet werden. Weitere Intention: Die Innenstädte von Villingen und Schwenningen als Zielorte zum „Samstagsbummel“ attraktiv machen.

Der Arbeitskreis Verkehr schlug vor, das Ticket für das gesamte Stadtgebiet inklusive aller Ortschaften auszuschreiben. Es soll samstags auf allen Buslinien, sowohl dem Stadtbus als auch auf den Regionalbussen gelten. Vorgeschlagen wurde ein Probezeitraum von 15 Monaten.

Unterschiedliche Kreis- und Stadttarife

Was bei dieser Idee im Vorfeld keiner so richtig auf dem Schirm hatte: Durch Villingen-Schwenningen laufen zwei Tarifsysteme. Die beiden großen Stadtbezirke werden vom System „Stadtbus“ bedient, die neun kleinen Ortschaften werden von den VSB-Bussen des Landkreises angefahren. Mehr noch: Der Landkreis ist aktuell dabei, seine Tarifstrukturen mit den Nachbarlandkreisen Rottweil und Tuttlingen neu aufzustellen.

Zum 31. Dezember 2022 wird der bisherige Verkehrsverbund(VSB) mit den derzeitigen Tarifzonen aufgelöst und der neue Verkehrstarif „Move“ eingeführt. Es entsteht ein landkreisübergreifender regionaler neuer Tarif für kreisüberschreitende Fahrten.

Endlich loslegen

CDU-Stadtrat Klaus Martin zum Null-Euro-Ticket: „Machen wir es, fangen wir an. Andere Städte kriegen es ja auch hin.“
CDU-Stadtrat Klaus Martin zum Null-Euro-Ticket: „Machen wir es, fangen wir an. Andere Städte kriegen es ja auch hin.“ | Bild: SK

Aus Sicht der Nahverkehrsexperten ist es äußerst schwierig, das Null-Euro-Ticket technisch in den Stadtverkehr VS wie auch in den Tarif „Move“ zu integrieren. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses drängte CDU-Fraktionschef Klaus Martin darauf, dass diese schwierige Nuss geknackt wird. Im Zweifelsfall, so regte er, sollte das Ticket eben nur in den großen Stadtbezirken eingeführt werden. Es gehe darum, schnell in die Umsetzung zu kommen: „Machen wir es, fangen wir an. Andere Städte kriegen es ja auch hin.“

Was tun mit den Ortschaften?

Allerdings wandten sich mehrere Stadträte dagegen, die Ortschaften außen vor zu lassen. Gerade die Einwohner der Stadtbezirke seien ja angesprochen, ein solches Angebot zu nutzen. Klaus Martin regte daher an, dass Fahrgäste aus den Ortschaften als Übergangslösung ihre Fahrscheine auf der Ortsverwaltung einreichen können und dort eine Rückerstattung bekommen sollen.

Am Ende einigte sich das Gremium darauf, die Tarif-Knackpunkte mit dem Landkreis und den Ortschaften noch einmal im Detail zu klären. Am 1. Februar soll dann ein beschlussreifer Vorschlag dem Gemeinderat zur finalen Abstimmung vorgelegt werden. Dann könnte es bis Frühjahr vielleicht doch noch was werden mit dem Null-Euro-Ticket.

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