Wenn ihr Sohn Moritz morgens das Haus im Wohngebiet Welvert in Richtung Südstadtschule verlässt, hat Michaela Eckert kein gutes Gefühl. Der Grund: Wegen der Großbaustelle am Friedrichspark muss man einen Umweg gehen, um an die Fußgängerampel beim Familienzentrum St. Konrad zu gelangen.

Autofahrer halten nicht

Daher überqueren die meisten Kinder, die aus den Wohngebieten Welvert und Erbsenlachen kommen, die Straße derzeit bei der Kreuzung Erlenstraße/Vöhrenbacher Straße/Beim Hochgericht. So auch Erstklässler Moritz und seine Freunde. Zwei Zebrastreifen existieren hier als Querungshilfe, in der Mitte der Straße gibt es eine Fußgängerinsel. Und viele Autofahrer scheint es nicht zu interessieren, dass sie zum Anhalten verpflichtet sind und mit nur „mäßiger Geschwindigkeit“ heranfahren müssten.

Brief an Schulleiter

Gemeinsam mit weiteren Grundschüler-Eltern der Südstadtschule haben Michaela Eckert und Heike Grüninger deshalb ein Schreiben an Schulleiter Elmar Dressel aufgesetzt, mit der Bitte um Mithilfe, um die Situation zu entschärfen. Bis zu den Sommerferien sind es immerhin noch fünf Wochen, an denen viele Kinder tagtäglich die Straße überqueren.

In ihrem Schreiben unterbreiten die Eltern konkrete Vorschläge, wie die Gefahrenlage entschärft werden kann.
In ihrem Schreiben unterbreiten die Eltern konkrete Vorschläge, wie die Gefahrenlage entschärft werden kann. | Bild: Nathalie Göbel

Was genau sich an dem Zebrastreifen abspielt, schildern die Eltern in dem Brief, der dem SÜDKURIER vorliegt. „Kraftwagenfahrer ignorieren diesen Zebrastreifen gänzlich – egal, ob da jemand (Erwachsener oder Kind) steht.“ Eine Auflistung solcher Fälle sei gar nicht möglich, da es tagtäglich passiere.

Fahrer wird ausfällig

Außerdem würden sich viele Autofahrer dem Zebrastreifen mit überhöhter Geschwindigkeit nähern, so dass sie gar nicht mehr rechtzeitig abbremsen könnten. Erst vergangene Woche habe eine Mutter einen SUV-Fahrer per Handzeichen auf sich und ihren Sohn aufmerksam gemacht. Zwar sei dieser mit einer heftigen Bremsung stehen geblieben, habe die Frau aber noch verbal angegangen.

Schwerer Unfall vor zwei Jahren

„Das ist wirklich richtig gefährlich“, sagt Michaela Eckert. Erst vor knapp zwei Jahren sei ein Fußgänger an eben jenem Zebrastreifen schwer verletzt worden.

Hinzu komme, dass Autofahrer, die aus der Erlenstraße nach links in die Vöhrenbacher Straße in Richtung Friedengrund abbiegen, Personen am Zebrastreifen schlichtweg übersehen würden.

Tempo 30 und Warnblinkanlagen

In ihrem Schreiben unterbreiten die Eltern handfeste Vorschläge: So könnte man zu Kernzeiten Schülerlotsen abbestellen oder auch ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern einführen, das wenig später im Baustellenbereich ohnehin gilt. Auch eine Warnblinkanlage sei denkbar, ebenso Poster oder Schilder mit der Aufschrift „Schulweg kreuzt“. Auch Kontrollen durch die Ortspolizeibehörde seien denkbar.

Eine Radfahrerin überquert den Zebrastreifen. Vor allem, wenn Autofahrer aus der Erlenstraße auf die Vöhrenbacher Straße abbiegen, ...
Eine Radfahrerin überquert den Zebrastreifen. Vor allem, wenn Autofahrer aus der Erlenstraße auf die Vöhrenbacher Straße abbiegen, würden Fußgänger oft übersehen, schildern die Eltern. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Nun ist Besserung zumindest in Sicht: Mit den Argumenten aus dem Schreiben der Eltern ist Elmar Dressel auf die Stadt zugegangen. „Es gab immer wieder Anfragen zu dem Thema“, sagt er. Deshalb habe er die Eltern gebeten, die Probleme aufzuschreiben und die Weiterleitung versprochen.

Bürgeramt reagiert

„Das Bürgeramt hat sehr schnell reagiert“, sagt der Schulleiter. Der zuständige Sachbearbeiter habe zugesagt, dass nun verstärkt Tempokontrollen stattfinden würden. Außerdem sei geplant, die im Baustellenbereich ausgewiesenen Tempo-30-Zone auszuweiten.

Das könnte Sie auch interessieren

Zusätzlich habe er die Klassenlehrer gebeten, eine Extra-Einheit Verkehrserziehung in den Unterricht einzubauen. „Eine Kollegin geht mit den Erstklässlern außerdem an den Zebrastreifen und übt mit ihnen vor Ort.“

Kein Unfallschwerpunkt

Die Eltern hoffen nun, dass sich die Situation bessert und die Kinder gefahrloser in die Schule und nach Hause kommen. Ein Unfallschwerpunkt sei die Stelle nach Angaben der Stadt nicht, sagt Elmar Dressel. Der schwere Unfall im Jahr 2019 sei der einzige seit Längerem gewesen.