Kaum war er von der Nabelschnur abgetrennt, lag er bereits in der Chaise, im Kinderwagen der Alt-Villingerin. Zehn Tage ist Finn alt und damit dürfte er möglicherweise der jüngste Narr(o) aller Zeiten sein, der bei einem Kinderumzug in Villingen teilnahm. Dick eingemummelt war er, von vielen Zuschauern neugierig betrachtet, die es kaum glauben konnten, dass er sich schon auf die Gass schieben ließ.
Doch der kleine Finn ließ sich nicht stören, das Schunkellied schien auf ihn beruhigend zu wirken oder vielleicht war es auch das Kopfsteinpflaster, das ihn so süß träumen ließ. Für Finn dürfte es jedenfalls ein Fasnetsauftakt nach Maß gewesen sein, dieser 28. Februar 2019. Die Sonne lachte bei milden Frühlingstemperaturen vom Himmel, als sich die große Gruppe des Narro-Nachwuchses auf den Weg machte. Erinnern wird sich Finn daran später wohl nicht mehr, aber es waren ja genug dabei, die ihm davon erzählen können.Sonnenbrillen raus
Die Niedere Straße war beim Kinderumzug am Schmotzigen zweigeteilt. Auf der einen Seite suchten Narren und Zuschauer die Sonnenbrillen in ihren Taschen, auf der anderen standen sie im Schatten und mussten sich die Schals um den Hals enger ziehen. Die, die auf der Sonnenseite der Fasnet feierten, hatten also einen klitzekleinen Vorteil mehr, zum Beispiel beim Café Wally's. Dort waren bis zum Beginn des Umzugs noch die Stühle draußen, ein wahrer Magnet für die Sonnenanbeter unter den Narren. Denn wer dort ein Plätzchen ergatterte, dem fehlte im Narrentreiben eigentlich nichts mehr.
Begehrte Tribüne
Die Tribüne für die Ehrengäste war bereits aufgebaut. Manch einer traute sich nicht hinauf. Die sei doch eigentlich für den Oberbürgermeister und die Stadträte da, mutmaßten viele aus dem gemeinen Narrenvolk. Allerdings trifft die Obrigkeit erst am großen Umzug ein – und so durfte am Schmotzige jeder hinauf. Schlecht war der Platz jedenfalls nicht gewählt, denn die Nachwuchs-Narren warfen ihre Malzer und Schoko-Riegel an dieser Stelle besonders gern aus. Auch der Butzesel begann hier seinen Ausbruchsversuch, sehr zur Gaudi der vielen jüngeren Zuschauer. Selbst die Katzen spielten in der Mitte der Niederen Straße ihren Schunkelwalzer, vielleicht als Generalprobe für den großen Dienstags-Umzug.