Die umfassenden Corona-Regeln haben Wandervereine vor große Herausforderungen gestellt. Denn lange war es kaum oder gar nicht möglich, für Ausflüge mal eben in die Schweiz zu fahren oder eine gemütliche Hüttenübernachtung zu planen. Geschweige denn überhaupt in größeren Gruppen unterwegs zu sein. Der SÜDKURIER hört sich bei Verantwortlichen aus der Region um, wie es ihnen zuletzt ergangen ist. Und wie sie in die Zukunft blicken.

Steffen W. Esslinger
Steffen W. Esslinger | Bild: Steffen W. Esslinger

Wie Steffen W. Esslinger, Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Schwenningen, berichtet, gab es in den vergangenen Jahren stets ein komplettes Jahresprogramm, das für alle Monate erstellt wurde. Ende 2020 habe man entschieden, „dass wir das für 2021 nicht machen können“. Damals sei absehbar gewesen, dass es mit Blick auf die Corona-Pandemie nichts werde. Später habe der Verein entschieden, Ende Juli oder Anfang August einzelne Angebote zu schaffen. „Wir wollten zunächst die Impfquote abwarten“, erklärt Esslinger. Nun sind ihm zufolge bis Ende September regelmäßige Touren vorgesehen – kleinere und größere. „Wir bleiben im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb, planen also regional und überregional“, so der Vorsitzende.

Regionales Wandern in der Heimat

Mit dieser Entscheidung spricht sich der Schwenninger Schwarzwaldverein nach Aussage von Steffen W. Esslinger gegen weitere Reisen aus: „Wir würden gerade nicht ins Ausland fahren, weil wir eine Mitverantwortung für unsere Wanderer haben. Das finden wir nicht sinnvoll.“ Besonders schwer falle dem Vorsitzenden dieser Beschluss nicht, denn große Auslandreisen seien auch gar nicht zwingend nötig. Schließlich finde man im Schwarzwald eine tolle Gegend vor. Und genau diese wolle man nun intensiver zeigen, „auch mal ein bisschen abseits der großen Premiumwege und Genießerpfade“ – eben passend zur Pandemie-Zeit mit vielen Einschränkungen, in der ohnehin schon alle bekannten Wege abgegrast worden seien. „Wir wollen neue Wege schaffen“, verdeutlicht Esslinger.

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Wo diese neuen Wege genau liegen? Steffen W. Esslinger spricht von einer Tour auf das Herzogenhorn bei Bernau. Im September soll es ins Murgtal im Nordschwarzwald gehen, außerdem sei ein Ausflug zur Landesgartenschau in Überlingen geplant. „Aber das ist auch schon der maximale Radius. Wir haben uns vorgenommen, weiterhin die 3G-Regeln anzuwenden, selbst wenn dies derzeit nicht sein muss“, schildert der Vorsitzende des Schwenninger Schwarzwaldvereins. Aus Sicherheitsaspekten für die Teilnehmer halte er das für sinnvoll. Das Augenmerk solle auf die Gesundheit gelegt werden, nicht auf wirtschaftliche Zwecke. Als ehrenamtlicher Verein sei solch ein Denken aber auch einfacher umzusetzen als etwa in der Gastronomie, wo es um Existenzen und Geldverdienen ginge.

Wie kompliziert die Corona-Auflagen die Organisationsabläufe dennoch machen? Schon früher habe der Verein stets mit Anmeldungen gearbeitet, das sei auch nach wie vor über das Internet oder auf klassischen Wegen möglich. „Dadurch haben wir nicht den großen Mehraufwand“, erzählt Esslinger. Herausfordernd sei vielmehr, zu jeder Zeit auf dem aktuellen Stand zu sein, was Regeln anginge, welche sich aus der jeweils aktuell geltenden Corona-Verordnung ergeben. „Was geht, was geht nicht? Ich hoffe, dass es jetzt einigermaßen so bleibt wie aktuell“, sagt der Vorsitzende. Als Verein müsse in erster Linie darauf geschaut werden, „dass man das Risiko so gering wie möglich hält“.

Thomas Schmidt
Thomas Schmidt | Bild: Hämmerling, Alexander

Währenddessen gibt beim Schwarzwaldverein Villingen ab sofort Thomas Schmidt die Zukunftslinie vor, er wurde jüngst als neuer Vorsitzender gewählt. Natürlich hat auch dieser Verein mit der Corona-Problematik zu tun, doch was in letzter Zeit vielmehr Probleme schaffte, war ein Untreue-Skandal um die langjährige Vorsitzende. Sie war zurückgetreten, Stellvertreter Robert Daum führte die Geschäfte zuletzt kommissarisch und gab nun an den bisherigen Wegewart Schmidt ab.

„Die wenigsten Wanderer wissen, dass wir Vereine sämtliche Beschilderungen ehrenamtlich anbringen und die Wege pflegen“, ...
„Die wenigsten Wanderer wissen, dass wir Vereine sämtliche Beschilderungen ehrenamtlich anbringen und die Wege pflegen“, sagt Steffen W. Esslinger vom Schwarzwaldverein Schwenningen. Er hofft, dass durch die bei vielen neu entdeckte Wanderlust in Corona-Zeiten die Sensibilisierung für die Arbeit des Vereins wächst. Außerdem sei vielleicht ein positiver Effekt in Form neuer Mitglieder möglich. Auf unserem Archivbild zu sehen sind Robert Daum (links) und Michael Müller. | Bild: Schwarzwaldverein

Dieser berichtet dem SÜDKURIER: „Mit unseren Mittwoch- und Sonntag-Wanderungen haben wir erst wieder im Juni begonnen, zuvor gab es Probleme wegen der Beschränkungen. Dadurch bekamen wir keinen Bus.“ Mit dem fortschreitenden Ende der Einschränkungen wurde Thomas Schmidt zufolge wieder mehr möglich. Also fuhr der Schwarzwaldverein wieder hoch: „Im Bus tragen wir die Maske und wir fragen die 3Gs ab. Da wusste dann jeder, was auf ihn zukommt.“

Etwas milder getroffen

Was dem Villinger Verein laut ihres Vorsitzenden ohnehin entgegenkommt, sei die Tatsache, dass man auch außerhalb von Corona keine Hüttenwanderungen sowie Ausflüge in die Schweiz oder nach Österreich mache. Deshalb sei die Organisation dahingehend nicht großartig beeinflusst worden. Bei den Zielen konzentriere es sich auf den Süd- und Nordschwarzwald, außerdem auf das Hegau und die Schwäbische Alb. Aktuell habe der Wanderzusammenschluss Probleme, Teilnehmer für die Sonntage zu finden. „2020 gab es eine kurze Zeit, in der wir wegdurften. Und davor sind sowieso noch wesentlich mehr mitgegangen“, schildert Schmidt. Dass die Teilnehmerzahl momentan eher gering sei, liege womöglich zu einem gewissen Teil am wechselnden Wetter. „Aber bestimmt spielt da auch Corona mit rein. Viele Menschen sind nach wie vor lieber vorsichtig, wandern zu zweit oder bleiben zuhause“, so Schmidt.

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Worauf bis heute nahezu gänzlich verzichtet werden müsse, sei ein intensiver Austausch mit einem Partnerverein des Villinger Schwarzwaldvereins im Elsass. Treffen vor Ort, bei denen man sich austauschen könne, konnten laut Schmidt nicht stattfinden. „Die Region in Frankreich war von Corona ja noch härter getroffen als wir. Normalerweise kommen sie einmal im Jahr zu uns oder andersherum“, sagt er.