Vielleicht ist er Ihnen schon mal aufgefallen, der hübsche Erker am Gebäude neben der ehemaligen Fortuna-Gaststätte. Und am unteren Sims dieses Erkers, da hängt was Goldenes.

Vielen Zeitgenossen, die täglich an der Bickenstraße 14 vorbeilaufen, ist das Emblem mit den drei goldenen Blättern vermutlich noch nie aufgefallen. Historisch affines oder gar geschultes Volk, von denen es einige im alten Städtchen Villingen gibt, glauben indes zu wissen: Es ist ein Wappen. Das Ifflinger-Wappen.

So sieht das Familienwappen der Ifflingers in vollem Umfang aus. Unten das Wappenschild mit den fünf Blättern, darumherum viel Zierrat, ...
So sieht das Familienwappen der Ifflingers in vollem Umfang aus. Unten das Wappenschild mit den fünf Blättern, darumherum viel Zierrat, oben der Helm mit der Helmzierde mit den drei Blättern. | Bild: Wilfried Steinhart

Denn es hängt am Haus, das einst der Patrizierfamilie Ifflinger gehört haben soll. Die Eingeweihten sprechen folgerichtig vom Ifflinger-Haus. So lehren es die Stadtführer, unsere Marathon-Helden vom letzten Wochenende. Und so lehrt es auch der Freiburger Historiker Casimir Bumiller im Band 1 der neu geschriebenen VS-Stadtgeschichte auf der Seite 303. So muss es also stimmen.

Bedeutendes Geschlecht hinterlässt Spuren

Die Ifflingers waren ein Adelsgeschlecht, das ursprünglich aus der Gegend um Horb stammt und schon im 15. Jahrhundert für seinen Reichtum bekannt war. Das Geschlecht war also ein bedeutsames. Es hat über die Jahrhunderte vielfältige Spuren hinterlassen. Eben auch in der Bickenstraße. Mit einem goldenen Familienwappen.

Auf dieser Wappenscheibe, die im Rottweilers Rathaus zu finden ist, ist das Ifflinger Wappen mit den fünf Blättern auf einem ...
Auf dieser Wappenscheibe, die im Rottweilers Rathaus zu finden ist, ist das Ifflinger Wappen mit den fünf Blättern auf einem Wappenschild gut zu erkennen. | Bild: Wilfried Steinhart

Tatsächlich? Wilfried Steinhart, bekannt als Villinger Kunstretter und hobbymäßig auch der Heraldik verhaftet, ist der Sache nachgegangen. Und dabei hat der Mann, durchaus ausgestattet mit einem Hang zur Akribie und Prinzipientreue, jetzt gnadenlos enthüllt: Die Steinmetzarbeit mit den drei goldenen Blättern ist mitnichten ein Familienwappen. Denn es zeigt lediglich drei Blätter, nicht aber die fünf Blätter, die im eigentlichen Wappen vorhanden sind.

Wilfried Steinhart.
Wilfried Steinhart. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Nanu? Unerhört! Fake-News in der Stadtgeschichte? Selbst Profi-Historiker Casimir Bumiller musste auf Anfrage von Steinhart einräumen: Die Steinmetzarbeit am Haus in der Bickenstraße sei „im eigentlichen Sinn kein Wappenstein“. Es handele sich lediglich um eine „Hausmarke“, also ein Eigentums- oder Sippenzeichen, das auf das Ifflinger-Wappen „anspielt“.

Ein Auge für Details

Auf gut Deutsch: Es ist nicht das vollständige Wappen, sondern nur ein kleiner Teil davon. Ein einfaches Erkennungszeichen also.

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Hätten Sie das gedacht? Tja, man staunt immer wieder, mit welchen elementaren Dingen sich Leute in Zeiten von Krieg, Krise und Corona sonst noch so beschäftigen.

Und was lernen wir daraus? Öfter mal den Kopf heben und mit offenen Augen durch die Stadt laufen, anstatt blind durch den Alltag zu hasten. Da gibt es noch viel zu entdecken. Steinharts Enthüllung hat uns den Blick geweitet. Sonst hätten wir niemals etwas über die Ifflinger Hausmarke erfahren.