Zurzeit kann man ihn wieder täglich bei der Arbeit beobachten: den Bekalkungs-Helikopter, der über dem Germanswald und an anderen Stellen im Stadtwald unterwegs ist.
Alle Bilder vom Hubschaubereinsatz:
Rückblick
Mit der zunehmenden Industrialisierung nahm auch der sogenannte saure Regen immer mehr zu. Dieser schadet den Wäldern, weil durch die Übersäuerung deren Nährstoffaufnahme immer schlechter wird. In den 1980er-Jahren hatte man deshalb damit begonnen, dieses Manko durch eine entsprechende Kalkung der Wälder wieder auszugleichen.
„Rund alle 10 Jahre führen wir in unseren Wäldern solch eine Bekalkung durch, zunächst noch vom Boden aus, inzwischen aber viel effizienter mit dem Helikopter aus der Luft“, sagt Forstamtsleiter Tobias Kühn. Dreimal hat das Forstamt Villingen-Schwenningen nun schon eine solche Bekalkung durchgeführt. Das Amt geht geht davon aus, dass damit der PH-Wert des Waldbodens wieder auf ein stabiles Niveau gebracht werden konnte.

Projektleiter Christoph Vögele hat in Zusammenarbeit mit den beteiligten Behörden die Bekalkungsgebiete genau festgelegt. Das Drei-Mann Team von der Helikopter-Firma aus Künzelsau ist mit der gesamten Belkalkung des Gebiets rund fünf Wochen beschäftigt. Pro Tag fliegt Pilot Uwe Schmid zwischen 8 und 17 Uhr rund 200 Runden, jeweils mit einer Tonne Kalk im Streubehälter, 23 Meter unter seinem Helikopter.

Während Schmid ständig dicht über den Baumwipfeln fliegt, sind seine beiden Kollegen mit dem Beladen und der sonstigen Organisation beschäftigt. „Zeit ist Geld“, sagt der Pilot, der sich nur jede Stunde beim Tanken mal eine kurze Pause gönnen kann. Denn: Wenn der Helikopter in der Luft ist, muss alles wie am Schnürchen laufen.

This is a modal window.
Sicherheitsvorkehrungen
Und das tut es. Alles wirkt wie eine perfekt einstudierte Choreographie, in der Luft, knapp über den Bäumen, mit einem schweren Pendel am Haken. Und das alles im Sekundentakt. Zwischen der Kalkaufnahme, dem Abwurf und der Rückkehr, vergeht nur eine Minute. Damit alles sicher abläuft, wird der Helikopter nach 100 Flugstunden gründlich untersucht und gewartet.
Auch Pilot Schmid muss jedes halbe Jahr zum Fliegerarzt zum Check, sonst darf er nicht in die Luft – auch nicht nach 40 Jahren und über 16.000 Flugstunden Erfahrung. „Abends bin ich dann zwar um 9 Uhr auch schon bettreif, aber es macht mir auch nach all den Jahren immer noch viel Spaß, sonst könnte man diesen Job auch gar nicht machen“, resümiert Schmid.
Für Mensch und Tier ist Kalk eigentlich ungefährlich
Einen Spaziergang in einer Kalkwolke sei aber trotzdem nicht gerade angenehm. Revierförster Jörg Hermes trifft dennoch immer wieder Radfahrer und Pilzsammler im Germanswald, denen das scheinbar egal ist: „Wir sperren die betroffenen Gebiete auf Tagesbasis mit Trassierband und Hinweisschildern ab und sprechen die Leute an wenn wir sie treffen, dennoch ist das einigen wenigen egal.“ Auch für das Trinkwasser ist der Kalk ungefährlich, dennoch werden sensible Gebiete wie Moore oder die Reviere des Auerwilds und andere ausgespart.
Die Kalkungskarte von Projektleiter Vögele sieht deshalb auch eher aus, wie ein bunter Flickenteppich. Für Pilot Schmid ist das kein Problem. Er hat diese Karte in seinem Bordcomputer abgespeichert und fliegt alles auf den Meter genau ab – Parzelle für Parzelle. Diese Daten dienen dann anschließend auch der Protokollierung der gesamten Aktion und der Abrechnung.

This is a modal window.
Trotz der Bekalkung und der Entsäuerung des Bodens, der VS-Wald steht dennoch unter großem Stress. „Der viele Regen in diesem Jahr hat uns eine kleine Atempause verschafft, aber wie das noch weiter geht können wir aktuell nur sehr schwer abschätzen“, so Forstamtsleiter Kühn. In den vergangenen drei Jahren sei es einfach zu trocken gewesen, so dass die Feinwurzeln der Nadelbäume absterben. Damit sei die Nährstoffaufnahme der Bäume geschwächt, das Ergebnis sehe man an der immer blasser werdenden grünen Farbe der Nadeln und Blätter.