Das Oberzentrum kämpft mehr denn je gegen Müll. Paradox: Laut der Stadtverwaltung gibt es klare Anzeichen dafür, dass Bürger öfters ihre direkte Umgebung verschandeln und dabei auch noch sich und andere Nachbarn teils erheblich gefährden. Was es damit genau auf sich hat, wird beim Blick auf die Zusammenhänge klar.

Die Corona-Monate des Jahres 2020 und 2021 haben viele Bürger auf die Idee gebracht, sich alternativ zu beschäftigen. Kurzarbeit im Betrieb ist dabei nur einer der Faktoren. Alexander Meister ist Gewässerwart bei der Stadt Villingen-Schwenningen. Er bestätigt solche Beobachtungen. Ja, sagt er, es gebe „ein Corona-Müll-Problem“.

Die Corona-Zeit und ungeahnte Folgen

Weggeworfene Masken und Gummihandschuhe? Davon redet dieser Mann nicht. Er macht eine Handbewegung, die signalisieren soll: Hier geht es um größere Probleme. Um solche mit viel mehr Volumen und noch mehr direktem Gefahrenpotenzial.

Müll in der Landschaft ist mehr als nur ärgerlich und teuer in der Entsorgung für alle Steuerzahler: Werden Ablagerungen weggeschwemmt, ...
Müll in der Landschaft ist mehr als nur ärgerlich und teuer in der Entsorgung für alle Steuerzahler: Werden Ablagerungen weggeschwemmt, drohen massive Folgen. Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2018 und zeigt eine Szene vom Villinger Stadtrand. | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Der Mann von der Stadtverwaltung berichtet von Aufräumkommandos, die es in sich gehabt haben müssen. „Es wurde renoviert, saniert, entrümpelt und dann weggeworfen“, sagt der kopfschüttelnd. Viele machten sich nicht immer die Mühe, auf den Sperrmüll zu warten oder zum Recyclingzentrum zu fahren.

Wenn angeschwemmter Müll ein großes Wasserrohr verstopft

Oft scheint es so, dass Sanierungs-Müll dennoch mit dem Auto weggebracht wird. Wege in Wiesen und Täler zeugen damit Hinterlassenschaften in der Natur von solcherlei Umweltfrevel. Meister sagt kopfschüttelnd, dass solche Entsorgungen „natürlich illegal“ seien. Und für viele weniger bekannt: maximal gefährlich. Immer wieder kommt es nämlich vor, dass Gegenstände aus wilden Mülldeponien weggeschwemmt werden. Die Gegenstände verstopfen dann rasch ein großes Abflussrohr am Ende einer Wiese.

Die Folgen können fatal sein. Das Wasser staut sich auf der Wiese und läuft auf die Straße, der nächste Autofahrer schleudert durch Aquaplaning. Oder: Das Wasser staut sich noch mehr und setzt wertvolles Land unter Wasser oder bedroht auch Wohnsiedlungen.

An welchen Orten kommt es häufiger zu illegaler Entsorgung?

Alexander Meister schildert die Erkenntnisse im Rathaus im Detail: „An welchen Orten in Villingen-Schwenningen Müll am Gewässer gefunden wird, kann nicht örtlich begrenzt werden, sondern im gesamten Stadtgebiet vorkommen. Vermüllung am Gewässer kann grundsätzlich in zwei Arten unterschieden werden: Zum einen die Vermüllung durch Verpackungen und Gegenstände, aber auch durch Fahrräder und Einkaufswägen. Die andere Art der Vermüllung ist die illegale Grüngutablagerung oder auch die Entsorgung von Aushub in den Gewässerböschungen. Gartenabfälle können im Landkreis in Recyclinghöfen kostenlos abgegeben werden. Eine anderweitige Entsorgung ist kontraproduktiv“, sagt Müller.

Ein kleiner Bachlauf wie hier der Steppach kann in der Folge von Starkregen rasch gefährlich werden. Schwemmt Hochwasser dann noch ...
Ein kleiner Bachlauf wie hier der Steppach kann in der Folge von Starkregen rasch gefährlich werden. Schwemmt Hochwasser dann noch illegal abgelagerten Müll dahin, drohen ungeahnte Folgen für angrenzende Wohngebiete. | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Weshalb Gartenabfälle in der Natur nicht harmlos sind

„Die Ablagerung von Gartenabfällen im Gewässerrandstreifen können schwerwiegende Folgen haben. Der zusätzliche Nährstoffeintrag durch die Verrottung der Gartenabfälle, gerade bei Rasenschnitt, Kompost und Laub, führt zu erhöhter Algenbildung im Gewässer. Diese Entwicklung wird als Eutrophierung bezeichnet. Die Folgen der Eutrophierung sind sauerstofffreie Todeszonen im Gewässer, die viele Wassertiere nicht überleben. Zudem steigt durch die Ablagerungen auch die Gefahr von Überflutungen.“ Meister zeigt auf einen Bach am Villinger Stadtrand, der unter einer Straße hindurchführt. Ist das Rohr verstopft, etwa durch angeschwemmten Unrat, so wird erst die Wiese geflutet, dann angrenzende Gärten und letztlich Wohnhäuser.

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Werden solche Stellen eigentlich von der Verwaltung überwacht?

Alexander Meister antwortet: „Die Mitarbeiter der Technischen Dienste kontrollieren regelmäßig sämtliche Gewässerdurchlässe und Engstellen und ermöglichen so den ungehinderten Abfluss in den Gewässern. Die Grüngutablagerungen können durch einen erhöhten Wasserspiegel, der aufgrund von Regen und Schneeschmelze sehr schnell und unvorhersehbar ansteigt, abgetrieben werden und sich vor den Durchlässen ansammeln, so dass das Wasser nicht mehr ungehindert abfließen kann. Im schlimmsten Fall wird das Wasser aufgestaut und überflutet angrenzende Grundstücke und Keller.“

Der Steppach ist eines der Gewässer, um das sich die Stadt gezielt kümmert. Müllablagerungen hier können fatal enden.
Der Steppach ist eines der Gewässer, um das sich die Stadt gezielt kümmert. Müllablagerungen hier können fatal enden. | Bild: Stadt Villingen-Schwenningen

Verfolgt die Stadt solche Vergehen?

Der Gewässerexperte der Stadt VS sagt: „Wenn eine illegale Ablagerung entdeckt wird, wird dies an das Bürgeramt gemeldet. Das Bürgeramt ist bemüht, den Verursacher ausfindig zu machen, so dass dieser selbst seinen Müll wieder auf seine Kosten beseitigen muss. Bei schweren Fällen wird eine Umweltanzeige von Seiten der Stadt gestellt. Für die illegale Entsorgung von Müll und für die Ablagerungen am Gewässer werden Bußgelder erhoben, wenn der Verursacher überhaupt ausfindig gemacht werden kann. Das ist sehr schwierig, denn die Müllsünder müssen quasi auf frischer Tat ertappt werden oder Zeugen können belastbare Informationen weitergeben. Aufgrund der Gefahren, die bei Ablagerungen am Gewässer drohen, ist die Stadt sehr bemüht, diese so schnell wie möglich zu entfernen. Leider geht dies meistens auf die Kosten der Allgemeinheit, weil die Verursacher oft nicht ermittelbar sind“, erklärt Alexander Meister.

Wo kann man sich melden, wenn jemand Müll entdeckt?

Wild abgelagerter Müll könne jederzeit beim Bürgeramt gemeldet werden. Die Ablagerungen am Gewässer interessieren auch direkt das Grünflächen- und Tiefbauamt. Das Amt – Abkürzung GUT – ist so erreichbar: Telefon: 07720-822601; E-Mail gut@vilingen-schwenningen.de.

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