Im Industriegebiet Herdenen gibt es einen neuen Fahrradladen. Es handelt sich um eine Filiale der Fahrradkette Multicycles.
Einige mögen sich die Augen reiben. Denn in dem Gebäude neben dem Gartencenter Späth und gegenüber des Schwarzwald-Baar-Centers wurden bis vor gut zwei Jahren schon einmal Fahrräder verkauft. Damals hieß das Geschäft noch Tour. Im März 2022 zog Tour dann ein paar hundert Meter weiter in die Räume der ehemaligen Autogalerie.
„Ansprechender Branchenmix“
„Die Immobilie erfüllt alle Kriterien, die wir bei der Standortwahl priorisieren: lichtdurchflutete Räume, eine optimale Flächenaufteilung und ein ansprechender Branchenmix in der Nachbarschaft“, erklärt Multicycles-Marketingleiter Michael Birkhan.
Konkurrenz stört nicht
„Dass zuvor ein anderer Händler hier ansässig war und nun in der Nähe geblieben ist, spielte für uns weder eine besondere Rolle, noch beeinflusste es unsere Entscheidung für diesen Standort.“
Großer Umbau vor Einzug
Bevor die neue Filiale dort einziehen konnte, gab es jedoch noch einiges zu tun. „Bis auf zwei Mauern und die Toiletten haben wir alles neu gemacht“, sagt Interims-Filialleiter Raik Hoffmann.

Nur noch ein Stockwerk
Vor allem die zweite Etage, die sich vorher in dem Gebäude befand, ist nun nicht mehr vorhanden. Dadurch wirkt das Gebäude mit seinen 600 Quadratmetern Verkaufsfläche viel heller. „Ist schön geworden“, summiert Hoffmann. Das würden auch die Kunden sagen, sagt der Fahrradverkäufer.
Mehrere neue Filialen
Es ist bereits die 52. Filiale des Unternehmens Multicycle mit Sitz in Wilpoldsried in Bayern. Kurz davor seien noch Filialen in Rastatt und Köln eröffnet worden, erzählt Hoffmann.
Spezialisierung auf deutsche Marke
Die Kette setzt dabei auf ein besonderes Konzept: In dem Laden finden sich ausschließlich Produkte der deutschen Fahrradmarke Cube. „Vom Kinderlaufrad über E-Trikes, also Dreiräder, haben wir alles da“, sagt Hoffmann, der eigentlich die Filiale in Achern bei Offenburg leitet.
Großes Angebot
Neben etwa 130 Fahrrädern in der Ausstellung findet sich auch Zubehör wie Helme, Fahrradkleidung, Abschleppseile oder gar Fahrradshampoo in dem neuen Laden. Dank der Filialstruktur habe das Geschäft aber Zugriff auf 25.000 Räder, versichert Hoffmann.

Gegen den Trend?
Aber wie kommt es, dass ein Fahrradladen neu eröffnet, wo doch so viele stationäre Händler über immer weniger Kunden und sinkenden Umsatz stöhnen?
„Ein neuer Radladen ist nichts Ungewöhnliches“, sagt Hans-Peter Obermark, vom Verband des Deutschen Zweiradhandels. „Wir haben auch viele Anfragen zum Thema Existenzgründung.“
Stationärer Fahrradhandel bevorzugt
Den Trend vom stationären Handel hin zum Onlinehandel spürten die Fahrradhändler nicht so stark wie andere Branchen, so Obermark. Im Jahr 2023 seien 74 Prozent der Räder über den stationäre Fachhändler gekauft worden, so der Experte.
Werkstatt gewinnt an Bedeutung
„Die Kunden schätzen im Fachhandel den Rundumservice“, so Obermark. Nicht nur Beratung stünde hoch im Kurs, sondern auch die Anbindung an eine Werkstatt, welche die Fachhändler in der Regel anbieten. Da viele Räder heutzutage auch geleast seien, sei dies gleich doppelt praktisch. „Denn viele Fahrradwerkstätten sind ausgelastet und bevorzugen Kunden, die ihr Rad bei ihnen gekauft haben.“

Nachfrage immer noch groß
Zudem sei mehr als jedes zweite Fahrrad ein E-Bike. „Die werden viel mehr genutzt“, sagt der Verbandsvertreter. Sei es im Urlaub oder um als Pendler zur Arbeit zu kommen. Daher reiße die Nachfrage nach den Rädern auch nicht ab.
Wobei der Experte nicht leugnet, dass es während der Pandemie eine immense Nachfrage nach Rädern gegeben habe. „Das war ein irrer Kick nach oben in den Verkaufszahlen“, sagt Obermark, der im Verband für die Mitgliederbetreuung zuständig ist.
„Es wurde geordert wie verrückt“
Der Bedarf sei damals so groß gewesen, dass es im Grunde zu wenig Ware gab, um die Nachfrage abzudecken. „Es wurde geordert wie verrückt, um den Bedarf zu decken.“ Gleichzeitig sei in der Pandemie weniger produziert worden.
Kunde wieder König
„Die Händler bekommen zum Teil heute noch Ware, die sie 2022 beordert haben“, so Obermark. Diese Situation würde sich erst im Jahr 2026 entspannen, schätzt die Branche. „Die Lager sind aktuell voll. Davon profitiert der Kunde: Er hat die volle Auswahl“, sagt Hans-Peter Obermark.