Von den neuesten, am Mittwoch verkündeten Corona-Beschränkungen hart betroffen ist erneut die Gastronomie. Die Wirte müssen ab Montag ihre Betriebe für vier Wochen schließen. Für viele Betroffene eine ganz bittere Pille. Allerdings haben auch Gastronomen, wie etwa Wolfgang Schrenk von der „Bildergasse“ Villingen, durchaus Verständnis, dass die Politiker handeln mussten.

  • Kräftig investiert: Erst vor wenigen Wochen hat Schrenk, der mit seiner Frau Birgit seit 2016 die „Bildergasse“ in der Niederen Straße betreibt, kräftig investiert. Gemeinsam mit dem benachbarten Gasthaus Rebstock und dessen Betreiber Andreas Pfaff wurden acht Heizpilze und gläserne Stellwände als Windschutz angeschafft, um die gemeinsame Außenbewirtschaftung in Zeiten von Corona möglichst lange in die kalte Jahreszeit hinein betreiben zu können. Fünfstellige Kosten liefen dabei für die beiden Gaststätten auf.
  • Es bleibt die Hoffnung: Mit dem nun beschlossenen Lockdown für die Gastronomie „liegt diese Investition jetzt brach“, stellt Schrenk fest. Was ihm bleibt ist die Hoffnung, dass es tatsächlich gelingt, die zweite Corona-Welle zu brechen, damit er und seine Berufskollegen in vier Wochen tatsächlich wieder öffnen dürfen. „Wenn die Maßnahmen helfen, dann ist es gut“, sagt er. Allerdings fürchtet er, dass sich nun gesellige Treffen aus den geordneten Verhältnissen der Gastronomie in unkontrollierbare private Räume verlagern werden. Aus seiner Sicht hätte es bessere Lösungsansätze gegeben als die pauschale Schließung aller Gaststätten. Allerdings will sich Schrenk gar nicht groß als Kritiker inszenieren. Die Frage, ob die Politik zielgenau und verhältnismäßig entschieden habe, sei für ihn schwer zu beurteilen. Klar sei aber angesichts des Infektionsgeschehens: „Man musste reagieren.“ Wolfgang Schrenk setzt nun seine wirtschaftlichen Hoffnungen auf seinen Lieferservice und sein Speiseangebot „To go“. Beides hat er nach dem letzten Lockdown im Frühjahr aufgebaut. „Jetzt hoffen wir, dass uns unsere Stammgäste und die Bevölkerung damit weiter unterstützen“, sagt er.
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  • Verständnis für Politik: „Ich habe persönlich ein gewisses Verständnis für die Entscheidung der Politik“, sagt auch Michael Steiger, Gastwirt und Vorsitzender des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Angesichts der steigenden Infektionszahlen und der Entwicklung in den Nachbarländern habe die Politik handeln müssen. Dass das abendliche Feiern in den Gaststätten gestoppt werden soll, sei nachvollziehbar. Kritisch sieht Steiger allerdings, dass auch den Restaurants der Mittagstisch genommen wird und Hotelübernachtungen aus touristischen Gründen verboten werden. „Die Hotels sind keine Virenschleudern“, so Steiger. In der Abwägung hält er es aber für besser, wenn jetzt vier Wochen geschlossen wird und „wir bekommen dafür ein geordnetes Weihnachtsgeschäft“. Schön wäre es, wenn Arbeitgeber ihren Beschäftigten anstelle der üblichen Weihnachtsfeiern Gastronomiegutscheine zukommen ließen. Dann hätte auch die Branche vor Weihnachten noch einen guten Geschäftsimpuls.
  • Klage offen: Für die Dehoga entscheidend, so Steiger, sei angesichts der beschlossenen Gastronomieschließung aber die in Aussicht gestellte Entschädigung durch die Bundesregierung. Angekündigt wurde eine Kompensation „bis zu 75 Prozent“ des Vormonat-Umsatzes. Für den Verband sei maßgeblich, ob diese Entschädigung ausreichend sei. Die Dehoga, so berichtet er, behalte sich jedenfalls die Möglichkeit einer Klage gegen die Schließung vor.
  • FDP kritisiert: Scharfe Kritik übt der FDP-Bundestagsabgeordnete Marcel Klinge aus Villingen an den Beschlüssen. Er sagt: „Bund und Länder schlagen blind und aktionistisch zu und treffen die stark gebeutelten Branchen wie Hotellerie, Gastronomie und den Tourismus mit voller Wucht.“ Durch diese Beschlüsse würden fahrlässig noch mehr Existenzen aufs Spiel gesetzt und ein Ausgleich von 75 Prozent reiche den vielen Unternehmen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht.
  • Die Beschränkungen: Ab Montag, 2. November, müssen bundesweit alle Gastronomiebetriebe nach den neuesten Beschlüssen von Bund Ländern vier Wochen lang bis Ende November schließen. Das gilt für Restaurants, Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen. Erlaubt sind weiterhin Lieferdienste und Essen zum Mitnehmen. Auch Kantinen dürfen öffnen.