Sechs Wochen später ist die Haut immer noch dünn, faltig und empfindlich. Fahrradfahren – das klappt noch nicht wieder so richtig. Die Narben von seinem Spielplatzunfall werden Louis auch noch eine ganze Zeit begleiten.
Ob maximale Fallhöhe von Klettergerüsten oder der korrekte Winkel für die Aufhängung einer Seilbahn: Für Spielplatzgeräte gelten unzählige europäische Normen. Wie heiß das Material einer Rutsche im Sommer werden darf, ist aber nirgends festgelegt. Das hat Louis schmerzhaft erfahren müssen.

Der Siebenjährige hat sich Anfang August Verbrennungen zweiten Grades auf den Rückseiten der Oberschenkel und an den Pobacken zugezogen. Nicht beim Grillen, nicht bei einem Unfall mit kochend heißem Wasser, sondern auf einer Rutsche auf dem Wasserspielplatz auf der Schwenninger Möglingshöhe. Eine Woche musste der kleine Junge stationär im Schwarzwald-Baar-Klinikum bleiben.
Verbrannte Haut wird abgetragen
Seine Mutter Melanie Fehlinger hat die Brandwunden dokumentiert. Und es tut schon beim Hinschauen weh: Große, feuerrote Brandblasen heben sich beidseitig von der gesunden Haut ab. Auf der Kinderintensivstation wurden die verbrannten Fetzen unter einer Dämmerschlaf-Narkose abgetragen, so steht es im Entlassbrief der Kinderklinik. Und: Fünf Prozent der Körperoberfläche seien betroffen.
Eltern sensibilisieren
Melanie Fehlinger will Louis‘ Geschichte erzählen, um andere Eltern zu sensibilisieren. Denn: „Es sieht ja auch leider nicht so aus, als würden die nächsten Sommer kühler werden“, sagt sie. Dass eine Rutsche im Sommer heiß werden kann – klar. Dass das Rutschen, vor allem mit kurzer Hose, dann womöglich so unangenehm ist, dass die Kinder schon nach einem Mal genug haben: gibt es durchaus. Doch dass sich ein Kind dabei so schwer verletzen könnte, hätte sie nicht für möglich gehalten.
„Überall wird mit Schildern vor allem möglichen gewarnt – selbst davor, dass frisch geputzte Böden rutschig sein können.“Melanie Fehlinger
Louis‘ Glück war womöglich, dass er vor dem Rutschen noch einen großen Eimer Wasser auf die Bahn laufen ließ, sonst wären die Verletzungen womöglich noch schwerer gewesen. Vielleicht wäre er aber auch gar nicht erst gerutscht, wenn er vorab kein Wasser auf die Bahn geschüttet hätte, weil er dann schon beim Hinsetzen gemerkt hätte, wie glühend heiß das Material war.
Familienurlaub abgesagt
Hätte, wäre, könnte – es lässt sich im Nachhinein nicht sagen. Direkt nach dem Unfall kühlte Melanie Fehlinger die verbrannte Haut an einer der Duschen auf dem Wasserspielplatz – und fuhr direkt ins Klinikum. Den Urlaub in Italien, zu dem die Familie am nächsten Tag aufbrechen wollte, sagten sie noch am Abend ab. Statt Planschen im Gardasee hieß es für Louis: Bauchlage. Statt Eisessen am Strand: Schmerztabletten bei Bedarf.
Stadt schickt Genesungswünsche
Was sich Melanie Fehlinger nach dieser Erfahrung wünschen würde: „Überall wird mit Schildern vor allem möglichen gewarnt – selbst davor, dass frisch geputzte Böden rutschig sein können. Doch wie heiß Rutschen im Sommer werden können, das steht nirgends. Man könnte sie doch eigentlich auch absperren, wenn es wochenlang heiß ist.“ Sie gibt zu bedenken, dass Kinder mit sechs, sieben Jahren auch alleine auf den Spielplatz gehen. Sie war auf dem Schwenninger Wasserspielplatz nur dabei, weil sie in Villingen wohnen. Daheim wäre Louis alleine losgezogen.
Genesungswünsche von der Stadt
Melanie Fehlinger hat der Stadt den Vorfall geschildert. Aus dem Grünflächenamt erhielt sie eine freundliche Mail mit Genesungswünschen, die dem SÜDKURIER vorliegt. Zugleich aber auch den Hinweis, dass Eltern und Aufsichtspersonen an heißen Sommertagen prüfen sollten, ob die Rutsche zur Benutzung geeignet sei.
Absperren nicht praktikabel
Nach Möglichkeit würden die Geräte auch nach Norden ausgerichtet, heißt es in dem Schreiben weiter. Gerne werde man prüfen, ob eine zusätzliche Beschilderung an nicht beschatteten Rutschen möglich sei. Auch Melanie Fehlingers Vorschlag, Sonnensegel einzusetzen, nehme man gerne in die Planung mit auf.
„Dann bräuchten wir eine eigene Abteilung namens Spielplatzsicherung.“Madlen Falke, Pressesprecherin der Stadtverwaltung
Rutschen hingegen bei Hitze abzusperren – das sei von städtischer Seite nicht zu bewältigen, sagt auch Madlen Falke, Sprecherin der Stadtverwaltung. „Dann bräuchten wir eine eigene Abteilung namens Spielplatzsicherung. Natürlich tut es uns wahnsinnig leid, dass sich ein Kind so schwer verletzt hat.“
Sie appelliert an Eltern, besonders bei Hitze vorsichtig zu sein und Spielgeräte zu kontrollieren. „Manchmal ist ja an den Geräten auch etwas kaputt, von dem wir noch gar nichts wissen“, sagt sie. Rasch gemeldet, könne der Schaden zügig behoben.
Dass Eltern die Spielgeräte gegebenenfalls prüfen sollten, findet Melanie Fehlinger durchaus richtig. Sie tat es an jenem Tag nicht – sie war in diesem Moment mit Louis‘ dreijährigem Bruder beschäftigt. Noch bevor sie hätte reagieren können, war der Siebenjährige auf der Rutsche. Schon allein deshalb wäre es sinnvoll, die Geräte mit einem kleinen Hinweis zu versehen, findet sie. „Das geht ja auch mit Bildern, das verstehen auch Kinder, die noch nicht lesen können.“