Was die Landesgartenschau für Blumenfreunde ist, sind die Literaturtage für Lesebegeisterte: Jedes Jahr im Herbst wird eine Stadt in Baden-Württemberg für mehrere Wochen zur Hauptstadt der Literatur.
Und wie fällt das Fazit für die Auflage 2022 aus, die jetzt passend zum Stadtjubiläum in Villingen-Schwenningen stattfand? Der SÜDKURIER hat mit Mitarbeitern der Stadt, Buchläden und Besuchern gesprochen.
Das sagt das Kulturamt
Kulturamtsleiter Lutz Schwartz lobt: „Es war eine sehr erfolgreiche Reihe für die Buchkunst und eine Bereicherung für die Lesegesellschaft in Villingen-Schwenningen.“ Dazu muss man wissen: Unter dem Thema „Viele Seiten“ wurden vom Amt für Kultur, den Stadtbibliotheken, Museen und Schulen 47 Veranstaltungen organisiert und durchgeführt.
Dabei engagierten sich auch viele Einrichtungen aus Kultur und Bildung sowie die Buchläden der Doppelstadt. An achtzehn Veranstaltungsorten wurden elf verschiedene Veranstaltungsformate angeboten.
Klassische Veranstaltungen waren die Lesungen im Theater am Ring, in der Neckarhalle oder im Franziskaner. Neue Formate wie Literaturcafés und Lesewanderungen durch die Stadt, Konzerte, Filme und Theater in Verbindung mit Lyrik und Lesungen zeigten die vielen Seiten der Literatur.
27 Autoren und Autorinnen kamen nach Villingen-Schwenningen, um ihre Bücher vorzustellen. Schriftsteller wie Rafik Schami, Hans-Josef Ortheil oder Gaby Hauptmann zogen mit 100 bis 250 Besuchern die meisten Interessierten an. Aber auch regional bekannte Autoren wie Christof Weiglein oder lokale Themen wie die Stadtgeschichte fanden ihr Publikum.
Auch die Autoren waren von den Lesern begeistert. Rafik Schami lobte das konzentrierte und gut informierte Publikum. Er würde wieder einmal gern nach Villingen-Schwenningen kommen, berichtete Lutz Schwarz.

Ob sich der Erfolg der Literaturtage auf die weitere Entwicklung des Lesens in der Doppelstadt auswirkt? Anna Mauder vom Amt für Kultur blickt optimistisch in die Zukunft. Die Vorlesestunden für Kinder von neun bis drei Jahren in den beiden Stadtbibliotheken werden fortgesetzt. Der Vorverkauf für die Veranstaltungsreihe „Autoren im Gespräch“ laufen besser als sonst. Die Lesegesellschaft in Villingen-Schwenningen liest weit.
Das sagt ein Teilnehmer:
Rainer Müller war einer der Lesebegeisterten, der an mehreren Veranstaltungen teilgenommen hat. Arnold Stadler war der zwölfte Autor, der sein Programmheft signierte. „Das ist toll, dass man die Schriftsteller persönlich erlebt,“ freute er sich.
Das sagen die Buchhandlungen:
Die Buchhandlungen der Doppelstadt beteiligten sich mit Büchertischen bei den Lesungen. Hat sich der Aufwand für die Geschäfte gelohnt? „Alles um die Literatur herum lohnt sich immer“, findet Ulrike Epple von der Buchhandlung Osiander. Der Verkauf an den Büchertischen sei nicht übermäßig gewesen, aber das sei kein Maßstab für den Erfolg.
„Man hätte was verpasst, wenn man nicht dabei gewesen wäre.“Susanne Gehringer, Buchhändlerin
„Das gehört zu unserem Berufsbild,“ erklärte Susanne Gehringer von Morys Hofbuchhandlung ihren Einsatz bei den Literaturtagen. Sie war froh, dass nach der langen Corona-Pause endlich mal wieder etwas im Bereich Literatur stattgefunden hat. „Man hätte was verpasst, wenn man nicht dabei gewesen wäre.“
„Die Bücher von Rafik Schami waren ausverkauft,“ berichtete Sabine Hauser von der Buchhaltestelle VS. Zusätzlich zu der Lesung mit Sven Gerhard hatte sie eine Lese-Tour mit dem bekannten Kinderbuchautor durch mehrere Kindergärten organisiert. „Für jeden Literaturbegeisterten war etwas dabei,“ freute sich Hauser.
Für alle Akteure lief die Mitarbeit bei den Literaturtagen zusätzlich zum Tagesgeschäft. „Das war anstrengend, hat aber viel Spaß gemacht,“ ist das Fazit von Sabine Hauser.