Selten haben derart viele Beifallsbekundungen eine Ortschaftsratssitzung in Tannheim begleitet. Allen Sprechern, die sich ausnahmslos gegen den geplanten Standortübungsplatz aussprachen, wurde zustimmender Applaus zuteil.

Emotionsfreier Sachstandsbericht
In Anwesenheit von Oberbürgermeister Jürgen Roth, dem Brigachtaler Bürgermeister Michael Schmitt, den Ortsvorstehern von Grüningen, Wolterdingen und Pfaffenweiler sowie den Vertretern der Nachsorgeklinik Tannheim, Roland Wehrle und Thomas Müller, gelang es Ortsvorsteherin Anja Keller, einen emotionsfreien Sachstandsbericht zur Standortfrage für einen militärischen Übungsplatz des Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen zu präsentieren.

Zu den Fakten gehört, dass das Bataillon den Antrag auf eine Ausweitung des Standortübungsplatzes bereits 2019 gestellt hat. Die zuständigen Bundesbehörden haben sich daraufhin auf die Suche gemacht und gemäß dem Grundstückbeschaffungsgesetz das Gelände am Ochsenberg als geeignet befunden.
Eine Entscheidungsbeteiligung betroffener Gemeinde- oder Kreisparlamente wie bei lokalen oder regionalen Bauvorhaben ist in Sachen Bundeswehr nicht vorgesehen. Selbst wenn sich die Grundstücksbesitzer weigern sollten, das Gebiet dem Bund zur Verfügung zu stellen, könnten Enteignungsverfahren eingeleitet werden.

OB Jürgen Roth wies in seinen Ausführungen mit Nachdruck auf die absolute Notwendigkeit der Bundeswehr sowie deren Übungsmöglichkeiten für ihre gefährlichen Einsätze hin. Allein der Übungsstandort in der Nähe von Wohnsiedlungen, einer einzigartigen Kinderkrebsnachsorgeklinik sowie in einem als Naturschutzgroßprojekt ausgewiesenem Gelände sei nahezu undenkbar.

Ochsenberg hat viele Schätze aufzuweisen
Er zählte dabei auch die erheblichen Schätze des Ochsenberges auf, zu denen neben dem Nutz- und Erholungswald auch seltene Pflanzen und Tiere sowie drei Wasserschutzgebiete gehörten. Ebenso sei eine Gewöhnung an den entstehenden Lärm ausgesprochen unwahrscheinlich. „Ich glaube nicht, dass dieses Gelände ein geeignetes ist!“, schloss Roth seine Ausführungen.

Mit Andreas Hofmann aus Hüfingen mit persönlichen Beziehungen zu Tannheim kam ein ehemaliger Berufssoldat zu Wort, der nach 40-jährigem Dienst bei der Truppe mit hohem Sachverstand die Argumente der Planer konstruktiv widerlegte.
Umstrittener Standort ist überhaupt nicht nötig
Anhand einer Präsentationsfolie, welche die künftige Nutzung des Ochsenbergs als Standortübungsplatz tabellarisch darstellte, zeigte der Ex-Soldat Punkt für Punkt, dass der umstrittene Standort bei Tannheim überhaupt nicht notwendig sei.
Es diene eher der Qualifizierung der Soldaten, wenn die 70 Kilometer weite Anfahrt zum Truppenübungsplatz am Heuberg als Teil der Ausbildung genutzt werde. Zahlreiche Unfälle in den Einsatzgebieten seien auf mangelhafte Fahrpraxis auf den eingesetzten Panzerradfahrzeugen zurückzuführen, so der pensionierte Soldat.

Als Vorzeigebataillon der Bundeswehr bekäme das Jägerbataillon aus Donaueschingen auf jeden Fall immer Übungszeiten am Heuberg zugeteilt. Alle hier geplanten Übungsmöglichkeiten seien am Heuberg schon vorhanden. Allein für die Drohneneinsatzübungen müsste dort ein neues Zentrum erstellt werden. „Es spricht nichts gegen die Nutzung des Heubergs, aber vieles gegen den Ochsenberg!“, so das Schlusswort von Andreas Hofmann.

Auch Stiftungsvorstand Roland Wehrle gab ein flammendes Plädoyer gegen den geplanten Standort ab. „Dies ist eine absolut unglückliche Planung! Das Projekt muss verhindert werden!“, so Wehrle. Als Vertreter des Gemeinderats in Brigachtal fasste Josef Vogt seine Ausführungen mit den Worten: „Das Projekt ist so unnötig wie ein Kropf!“ zusammen. Bürgermeister Michael Schmitt setzte auf die Solidarität der betroffenen Gemeinden und zog die Sinnhaftigkeit des Vorhabens in Zweifel.