Sehr viel ist 2024 nicht passiert. Das gesteht auch Matthias Jendryschik, Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing, zu. Deutschland-Tour, die Lange Tafel, Beach-Cup und anderes habe die Behörde so sehr beschäftigt, dass kaum mehr Zeit geblieben sei, Ausschreibungen zur Entwicklung einer Stadtmarke auf den Weg zu bringen, heißt es aus Stabsstelle.

Wer drängt auf mehr Tempo?

Im Verwaltungsausschuss wurde deutlich, dass man sich dort durchaus etwas mehr Tempo auf dem Weg zur klaren Profilierung als Stadt wünscht. „2024 wurde nicht viel bewirkt“, sagte Ulrike Merkle (Grüne/Bündnis 90). Sie sprach sich dafür aus, nun möglichst schnell eine externe Agentur zu beauftragen, um im Prozess weiterzukommen.

Auch bei den Freien Wählern wird man langsam ungeduldig: „Das zieht sich ziemlich in die Länge“, sagte Bernd Bucher.

Doch wo die Energiespritze im zähen Prozess auf der Suche nach einer Marke angesetzt werden soll, darüber gibt es höchst unterschiedliche Auffassungen. So sprach sich die AfD dagegen aus, einen externen Dienstleister für die Ausgestaltung eines Konzepts zu beauftragen. Schließlich verfüge die Stadt über eine leistungsfähige Stabstelle und könne in dieser Sache selbst tätig werden.

Braucht es einen weiteren Arbeitskreis?

Um die Sache zu beschleunigen, brauche es keinen weiteren Arbeitskreis, heißt es hingegen aus dem Lager Grünen. So fürchtet Ulrike Merkle eine „unnötige Aufblähung“, wenn der Projektgruppe nun auch noch eine Spurgruppe zur Seite gestellt wird.

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Dieser Kreis soll nach den Vorstellungen der Stabsstelle regelmäßig Zwischenstände und Ergebnisse zur weiteren Verarbeitung freigeben sowie gemeinsam mit der Projektgruppe die Begleitagentur auswählen.

Schlank trotz vieler Beteiligter?

Auch Jendryschik spricht davon, den Prozess möglichst schlank gestalten zu wollen. Um aber bestehende Kompetenz großflächig anzapfen zu können, müssten aus seiner Sicht möglichst viele Stellen zur Mitarbeit motiviert werden.

Matthias Jendryschik, Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing, hat die Aufgabe, einen Markenbildungsprozess für Villingen-Schwenningen zu ...
Matthias Jendryschik, Leiter der Stabsstelle Stadtmarketing, hat die Aufgabe, einen Markenbildungsprozess für Villingen-Schwenningen zu entwickeln. Bild: Nathalie Göbel | Bild: Göbel, Nathalie

So versammeln sich in der Projektgruppe die Verwaltungsbereiche Stadtmarketing, Kommunikation, Citymanagement und Tourismus. Ferner ist vorgesehen, dass die Bürgerschaft über eine Webseite, Infoveranstaltungen, die Sozialen Medien und die Presse über den Prozess auf dem Laufenden gehalten wird.

Die Planungen der Verwaltung sehen vor, mindestens fünf Agenturen direkt anzuschreiben. Das ist möglich, weil nach Änderung der Vergaberegelung Dienstleistungen bis 100.000 Euro direkt vergeben werden können, ohne dass es einer Ausschreibung bedarf. Drei Agenturen sollen dann in die nähere Auswahl kommen, um vor einem Auswahlgremium ihre Ideen zu präsentieren.

Was soll erreicht werden?

Warum aber überhaupt der Ehrgeiz, aus einer Stadt eine Marke machen wollen? Standortqualitäten sollen herausgearbeitet werden: Was bietet eine Stadt, welche weiche Faktoren könnten etwa junge Familien zu bewegen, sich in Villingen-Schwenningen niederzulassen? Auch Standortentscheidungen der Industrie und des Gewerbes können sich daran orientieren, was eine Stadt zu bieten hat und wie klar sie ihre Vorzüge kommuniziert.

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Allgemein gilt es als recht herausfordernd, eine Stadtmarke zu etablieren. Schon die Analyse ist komplex im Vergleich zur Bildung einer Unternehmens- oder Produktmarke, und auch im weiteren Verlauf dieses Prozesses sind die Probleme vielschichtig.

Eine Stadt steht für viele Themen. Villingen-Schwenningen will lebenswert sein, bürgernah, will sich als Einkaufsstadt profilieren, als Kulturstadt oder als Sportstadt. Diese verschiedenen Botschaften unter einem Markendach zu versammeln, stellt eine große Herausforderung dar.

Kann ein Erfolg eigentlich gemessen werden?

Auch kann der Wunsch, möglichst viele Menschen und Gruppen bei der Entwicklung einer Stadtmarke einzubeziehen, in dem Problem enden, dass es angesichts dieser Vielzahl an Stimmen kaum Ergebnisse gibt. „Wir wollen keine heiße Luft produzieren“, sagt Jendryschik tapfer – wohl wissend, dass der 2023 angestoßene Prozess in VS eben diese Gefahr in sich birgt.

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„Sind die Erfolge denn messbar?“, wollte Grünen-Stadträtin Ulrike Merkle wissen, was so etwas wie die Gretchenfrage sein dürfte. Die Stabsstelle verspricht, eben dafür ein Instrumentarium zu entwickeln. Gemeinsam mit den Arbeitsgruppen und der Agentur sollen messbare Erfolgskriterien und deren Kennzahlen entwickelt werden.