Ute Löschel ist Vollblut-Pädagogin. Seit die Leiterin der Kinder- und Jugendabteilung vor über 15 Jahren in Tannheim begonnen hat, wachsen die Patientenzahlen stetig und mit ihnen der Platzbedarf für die Betreuung. Während des Reha-Aufenthaltes sind alle Kinder von null bis 16 Jahren in einer altersentsprechenden Kindergruppe betreut. Das Besondere: Kranke Kinder, deren Geschwisterkinder und Kinder, die Bruder oder Schwester verloren haben, spielen gemeinsam. Es wird gebastelt, getobt, gebaut und gebacken. „Hier erfahren die Kinder oft das erste Mal seit Langem wieder ein Stück Normalität“, berichtet Ute Löschel. Schon viele Kinder habe sie regelrecht aufblühen sehen, nach langen Krankenhausaufenthalten, Zeiten voller Sorgenund nach Extremsituationen.

Während die Kinder unbeschwert sein dürfen und sollen, müssen die Pädagogen immer den Überblick behalten: Sowohl die Unterrichtszeiten der Schulkinder als auch die Therapien und Anwendungen sind individuell. So wechseln sich die Spielzeiten in den Gruppen mit den Terminen der Kinder ab. Die Nachsorgeklinik arbeitet mit einem interdisziplinären Ansatz: Alle Bereiche sind eng verzahnt. Daher geben die Pädagogen der Kinderabteilung auch regelmäßig Rückmeldungen an die Therapeuten. Wo steht das Kind? Was ist aufgefallen? Wo gibt es Förderbedarf? Was in öffentlichen Kitas mehrere Monate Zeit hat, wird hier in vier Wochen durchlebt. Das bedeutet auch: „Wir müssen schnell mit den Kindern in eine Vertrauensbeziehung kommen“, erklärt Ute Löschel.
Negativer Corona-Test bei Anreise
In der Corona-Krise ist Tannheim eine Insel für die kleinen Risikopatienten: Wenn die Familien erst einmal da sind, ist Corona kaum mehr eine Gefahr. Bei der Anreise muss ein aktueller negativer Test vorgelegt werden, während des Aufenthalts wird noch einmal getestet, die Familien verlassen so wenig wie möglich das Gelände. In der täglichen Arbeit hat die Situation einige Veränderungen mit sich gebracht: Zum einen ist nun noch mehr Hygiene notwendig als sonst. Zum anderen sei es für die Pädagogen oft schwierig, mit Maske zu arbeiten, berichtet Ute Löschel. Denn Mimik und Stimme sind dadurch verändert und das erschwere den Beziehungsaufbau mit den Kindern.

Vor allem aber wird unter Corona-Bedingungen der Platzmangel besonders deutlich: Für viele Aktivitäten müssen die Gruppen geteilt werden. Gleichzeitig werden aus demselben Grund noch mehr Therapieräume als sonst benötigt. „Wir sind momentan nur noch am Räume suchen, in denen man coronakompatibel arbeiten kann“, sagt die Abteilungsleiterin. Soweit es das Wetter zulässt, werden daher möglichst viele Aktivitäten ins Freie verlagert.
Vorhandene Räume können Andrang nicht mehr decken
Die Nachsorgeklinik genießt bundesweit einen guten Ruf. Der Andrang ist entsprechend groß und die vorhandenen Räume können den Bedarf in der Kinderbetreuung, aber auch in den therapeutischen Abteilungen, nicht mehr decken. Für die Kinder- und Jugendabteilung soll daher in naher Zukunft ein eigenes Gebäude realisiert werden, die bisherigen Räumlichkeiten werden dann zu Therapieräumen.
Das Kinderhaus sei in Planung, berichten die beiden Geschäftsführer der Nachsorgeklinik, Thomas Müller und Roland Wehrle. Es soll im Außenbereich entstehen. Die Nähe zu den Therapieräumen sehen die Geschäftsführer als wichtiges Kriterium, damit der Wechsel der Kinder zwischen den Kindergruppen und Therapieanwendungen gut funktioniert.