Die Kontrollen, ob in den Gaststätten die Corona-Verordnung des Landes eingehalten wird, werden verstärkt. Dabei greift die Stadtverwaltung Villingen-Schwenningen auch zu ungewöhnlichen Mitteln. Die Verwaltungsspitze hat um „die freiwillige Unterstützung von städtischen Mitarbeitern geworben, die nicht im Bürgeramt beschäftigt sind“, wie die Sprecherin der Stadtverwaltung Madlen Falke auf Anfrage bestätigte.
Im Klartext: Möglichst viele der rund 1500 Stadtbeschäftigte sollen auf die Jagd nach Corona-Sündern gehen. Diese Anforderung hat nun doch bei einigen Mitarbeitern des Rathauses für Verwunderung gesorgt. Doch für das Bürgeramt ist die Krise aufgrund der Masse an Aufgaben, die durch Corona zusätzlich entstanden seien, mit dem vorhandenen Personal kaum noch allein zu bewältigen, erklärt Falke den Hilferuf. „Trotzdem versuchen wir, Wege zu finden, um die kommunalen Aufgaben zu erfüllen, die in dieser besonderen Situation vor allem der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger dienen“, wird weiter argumentiert.
Dass die Zügel angezogen werden, hat die Stadtverwaltung den Gastronomen bereits per direktem Anschreiben sowie über die Presse mitgeteilt. Allerdings sollen die Gastronomen nicht unter Generalverdacht gestellt werden, wie aus dem Rathaus betont wird. „Damit es nicht falsch verstanden wird: Wir haben eine Menge vorbildlicher Gastronomie-Betriebe, die die Corona-Regelungen erfüllen und danach handeln. Aber es gibt auch schwarze Schafe, die diese Regeln noch nicht so streng umsetzen, wie es unbedingt erforderlich wäre.“
„Keine Gängelung“
Auch etliche Hinweise zu Verstößen gegen die Corona-Verordnung seien aus der Bevölkerung bereits eingegangen. Die Kontrollen dienen nicht etwa einer Gängelung der eh schon gebeutelten Gastronomie, sondern der Wahrung der Gesundheit der Bürger. Im Konkreten geht es um zwei sehr essentielle Regeln, die dabei insbesondere überprüft werden: das Tragen von Masken und die korrekte Dokumentation der Gästedaten, damit mögliche Infektionsketten nachvollzogen werden können. Denn eines möchte keiner, wie die Stadtverwaltung betont: dass VS zum Corona-Hotspot wird und dass ein lokaler Lockdown angeordnet werden muss.
Ziel sei es, das Möglichste zu versuchen, um die Verbreitung von Covid 19 zu vermeiden. Dazu seien eben strenge Kontrollen notwendig, vor allem wenn weiterhin viele Meldungen über die Missachtung der Verordnung an die Stadtverwaltung herangetragen werden. Mit der frühen Information der Gastronomen sei allen die Chance gegeben worden, ihre Corona-Maßnahmen zu überprüfen und eventuell zu optimieren.
Auch in Zivil unterwegs
Damit die Kontrollen zum gewünschten Erfolg führen, seien Einsätze in Zivil absolut notwendig. Wie beim Jugendschutz (etwa beim Verkauf von Alkohol an Minderjährige) sei dies auch schon jahrelange Praxis, die nun auch für die Corona-Kontrollen zur Anwendung komme. Denn jeder könne sich denken, dass bei Anwesenheit uniformierter Beamter ein jeder sehr genau auf die Regeln für die Dauer der Kontrolle achten wird.
Das sagt ein Gastronom
Michael Steiger, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, und selbst Gastronom will nicht kommentieren, wie die Stadtverwaltung ihre Kontrollen gestaltet. Er verweist nur darauf, dass vor allem die Wirte, die einen hohen Aufwand mit den entsprechenden Kosten für die Einhaltung der Corona-Regeln betreiben, eine Wettbewerbsverzerrung befürchten, wenn andere dagegen verstoßen und damit durchkommen. Deswegen sind Kontrollen, sofern sie alle treffen, aus seiner Sicht gerecht. Bei den zivilen Rathausmitarbeitern geht er davon aus, dass sie seriös vorgehen und „keinen Gastronomen in die Pfanne hauen“.