Die Hochsommer-Hitze ist vorbei, die Folgen sind vor der Haustüre oder am Wegesrand beim Spaziergang unübersehbar: Gelbliche Rasenflächen, die eigentlich grün sein sollten. Detlef Pfundstein ist einer von zwei Geschäftsführern der Gartengestaltung Späth GmbH.
Er blickt auf die Lage der Rasenflächen und Wiesen mit viel Erfahrung in Villingen-Schwenningen. Seit über drei Jahrzehnten ist Detlef Pundstein in seinem Metier tätig.

1) Halmlänge
„Es wird bei uns immer schwieriger, einen lupenreinen Rasen dauerhaft zu pflegen“, sagt Pfundstein Ende August. Die kurz geschorene, hochwertige Rasenfläche werde aber immer noch von Kunden nachgefragt und durchaus auch angestrebt, weiß er.

Die Gefahr der kurzen Grashalme: Wer seinen Rasen im Sommer wöchentlich kürzt, der schaffe dadurch mehr Angriffsfläche für die Sonneneinwirkung, schildert er. Vereinfacht ausgedrückt: „Der Rasen kann schneller Schaden nehmen, weil auch der Boden rascher austrocknet“, sagt Pfundstein. Deshalb rät er: Bei großer Hitze den Rasen nicht so oft mähen, „fünf bis sieben Zentimeter lange Halme schaffen deutlich mehr Überlebenschancen“.
Pfundstein erklärt: „Die längeren Grashalme sind deshalb ideal, weil in ihnen mehr Wasser gespeichert wird.“ Längere Halme heißt: Mehr gespeichertes Wasser und auch: Der Boden ist durch den längeren Bewuchs besser vor dem Austrocknen geschützt.
2) Mäh-Roboter
Wer meint, mit einem automatisch fahrenden Schneidegerät auf seiner Wiese alles richtig zu machen, der täuscht sich. Detlef Pfundstein rät dazu, Mähroboter in trockenen und heißen Phasen des Hochsommers „nur reduziert einzusetzen“. Laut dem Fachmann ist das kein Problem: „Gräser gehen bei Temperaturen ab 30 Grad in eine Art Wachstums-Stillstand über.“

3) Gießen
Wer seinen Rasen zuhause am Sommerabend mit Wasser versorgt, der muss wissen: „Die Grashalme gewöhnen sich daran“, wie Pfundstein weiß. Wer also beispielsweise plötzlich das Gießen aussetzt, weil er meint, Wasser sparen zu müssen, der entziehe dem Gras den gewohnten Lebenssaft: Gießen generell nur, wenn die Sonne weg sei, rät er. Wasser und Sonne entwickelten einen Brennglas-Effekt, warnt er vor einem fatalen Kopplungseffekt.

4) Gelände und Lage
Beachtet werden müsse, so Pfundstein, ob das Rasengelände topfeben ist oder ein Gefälle aufweist. Hat das Grundstück eine Neigung, so werde die Himmelsrichtung relevant – „wegen der erhöhten Sonnenscheindauer trocknet eine Fläche, die nach Süden abfällt, besonders schnell aus und wärmt sich auch mehr auf und trocknet schneller aus“, nennt er ein Beispiel.

5) Gelbe Rasenfläche
„Ist der Rasen nach Wochen ohne Regen generell gelblich und mit jungen, grünen Halmen durchsetzt, dann ist eigentlich alles noch gut“, sagt Pfundstein. Das Gras erneuere sich bereits, wie an den nachwachsenden, jungen grünen Halmen erkannt werden könne.

Eine solche Rasenfläche sollte nun Zeit haben, sich zu regenerieren. „Auf keinen Fall zu früh alles wieder abmähen“, warnt der Experte. „Lieber die Halme länger wachsen lassen“, empfiehlt er. „Auch hier wieder bis zu maximalen Länge von fünf bis sieben Zentimetern“. ergänzt er.
6) Braune Rasenfläche
Ist der Rasen bräunlicher und nicht mehr nur hellgelb, so kann das Gras rettungslos verbrannt sein. Das muss aber nicht zwingend so sein.
Pfundstein empfiehlt zwei Beobachtungsstufen. Erstens: „Abwarten, ob nicht doch junges Grün noch von unten nachwächst.“ Zweitens: „Die braunen Grashalme mit der Hand zur Seite drücken und nachsehen, ob am Boden junges Grün erkennnbar ist.“
7) Rekultivierung: Rasen
„Wenn nichts mehr grün auf dem Rasen austreibt“, empfiehlt Pfundstein folgende Schritte zur Erneuerung einer Fläche: „Den Boden leicht mit einem Rechen aufrauen. Grassamen gleichmäßig ausstreuen, die angesäten Bereiche ein paar Millimeter hoch mit frischer Erde bestreuen und dann über Tage feucht halten, bis der Rasen keimt und die Fläche durchgängig grün ist.“

8) Rekultivierung: Wiese
„Rasenflächen müssen sich entwickeln können. Je nach Standort entstehen dann unterschiedlich bewachsene Flächen“, sagt Pfundstein. Und: „Bei reduzierter Pflege entsteht aus dem Rasen eine Wiese.“ Schon nach kurzer Zeit, so weiß der Fachmann, kämen dann auch zusätzlich die Kräuter hinzu, die längere Wurzeln hätten als reine Grashalme und somit bei trockenen Böden eine viel bessere Lebenschance hätten.

„Diese Flächen sind stabiler aber keine einheitliche Rasenfläche mehr.“ Natürlich entwickelte Wiesen böten mit Gänseblümchen und Klee viel mehr Lebensraum für Insekten als pure Rasenflächen. „Letztendlich ist die Frage von Rasen oder Wiese auch eine Einstellungssache“, sagt Pfundstein. Und vielleicht auch eine von Zeit und Aufwand: Betreibe ich eine hohen Aufwand oder nicht. Rasen erfordere einen hohen Pflegeaufwand, eine Wiese deutlich weniger, fasst er zusammen.