Er ist mit ganzem Herzen Musiker und Österreicher: Thomas Scheiflinger ist seit 1. Februar offiziell Stadtmusikdirektor. Wenn es ihn also an einen Ort außerhalb der Alpenrepublik verschlägt, wo er sich beide Wünsche erfüllen kann, dann bietet sich das ehemalige vorderösterreichische Villingen an.

Die Liebe zieht ihn in den Schwarzwald

Bei Scheiflinger kommt noch eine dritte Herzensangelegenheit hinzu: Im Schwarzwald hat er seine Frau kennengelernt, sie ist in Hornberg aufgewachsen. Inzwischen lebt die Familie in Weiler bei Königsfeld. Wie tickt nun der neue Stadtmusikdirektor, der Villingens traditionsreichstes Blasorchester leitet? Die über 215 Jahre alte Stadt- und Bürgerwehrmusik ist hier eine Institution. Wir haben ihm ein paar Fragen gestellt.

Warum Villingen?

Als der Vorgänger von Scheiflinger, Markus Färber, im Herbst 2023 kurzfristig erkrankte, musste schnell jemand gefunden werden, der das Jahreskonzert dirigierte. Die Wahl fiel auf Scheiflinger. „Wer genau die Idee bei der Stadtmusik hatte, weiß ich bis heute nicht“, sagt Thomas Scheiflinger. Das Experiment glückte, „die Chemie stimmt“.

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Als Markus Färber dann zurücktrat, sei es naheliegend gewesen, dass Scheiflinger sich um die Stelle als Stadtmusikdirektor bewarb. Es sei ein hartes Auswahlverfahren gewesen, berichtet der 37-Jährige. Vorteile habe er wegen seines Engagements 2023 keine gehabt. Es gab zwischen 15 und 20 Bewerber, eine Kommission von Fachleuten hat letztlich entschieden.

Wie war der Start?

Ausgezeichnet. Er fühle sich hier wohl, betont der Neue. Bei gutem Wetter fahre er mit dem Rad von Weiler nach Villingen. Die alte Stadt gefalle ihm hervorragend, die Arbeit mit der Stadtmusik ebenso. Die Mentalität passe, „vielleicht sind das die vorderösterreichischen Gene“, meint er lachend.

Fasnet ohne die Stadtmusik ist in Villingen undenkbar. Hier ein Bild von 2023.
Fasnet ohne die Stadtmusik ist in Villingen undenkbar. Hier ein Bild von 2023. | Bild: Hauser, Gerhard

Der erste große Auftritt war an der Fasnet, als die Stadtmusik beim Umzug der Narrozunft mitlief. Ein Narro habe zu ihm am Morgen gesagt: „Ich wünsche Dir, dass Du den Fasnetgoascht in Dir spürst und Du Gänsehaut bekommst.“ Und es war „faszinierend“, vor allem weil Österreich die Fasnet in dieser Form mit traditionsreichen Figuren nicht kenne.

Das Lieblingsinstrument?

Klarinette klar. Aber er mag auch das Saxofon, das er selbst spielt, Cello und Orgel. Mit drei Jahren habe ihn der Großvater zum ersten Mal vor die Orgel gesetzt, mit elf begleitete er dann einen Gottesdienst.

Was sind seine Ziele bei der Stadtmusik?

„Neues schaffen, Tradition bewahren“, bringt er es auf den Punkt. Am 19. Juli soll es ein Open Air, ein Picknickkonzert geben. Scheiflinger denkt auch an neue Konzertformate, daran, besondere Solisten mitspielen zu lassen. Die bisher schon „tolle Jugendarbeit“ wird fortgesetzt. Dass dies nicht einfach wird, darüber ist sich Scheiflinger im Klaren. Die Stadtmusik will weitere Bläserklassen einrichten, wie es sie am Gymnasium am Hoptbühl bereits gibt.

Der Lieblingskomponist?

Gustav Mahler und von ihm die neunte Symphonie. Mahler habe gesagt, dass Musik etwas ausdrückt, worüber zu sprechen unmöglich ist. Zwar gehöre die Neunte gewissermaßen einem anderen Fach an, dem sinfonischen. Das wolle Thomas Scheiflinger auch keinesfalls mit dem Blasorchester mischen – „davon bin ich kein Freund“, aber man könne voneinander lernen.

Bleibt noch Zeit für Hobbys?

Nicht mehr so viel, räumt Scheiflinger ein. Er ist in seiner Freizeit gerne Imker, die Stöcke stehen bei den Schwiegereltern in Hornberg. Außerdem hat er ein Ehrenamt bei der psychosozialen Notfallversorgung in Rottweil. Er liest gerne, allerdings keine Romane, sondern ausschließlich Sachbücher.