Seit das Thema einer möglichen Schließung von Dorfschulen im Januar bekannt wurde, laufen betroffene Eltern und Ortschaftsräte Sturm gegen diese Vorschläge.
Stefan Assfalg, der Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport (Jubis) bei der Stadt, betonte jetzt in seiner Stellungnahme vor der Presse, dass es keine Geheimplanung gebe, die drei Dorfschulen in Weilersbach, Rietheim und Tannheim zu schließen. Es gehe vielmehr um die Fortschreibung der Schulentwicklung für die nächsten zehn Jahre.
Amtsleiter spricht von Entwurf
„Wir machen keine Politik und treffen keine Beschlüsse, sondern erarbeiten Fachplanungen“, verdeutlichte der Amtsleiter. Bei diesem Schulentwicklungsplan handle es sich um einen Entwurf der Verwaltung, über den der Gemeinderat zu entscheiden habe.
Damit das Thema transparent behandelt werde, habe der Ältestenrat des Gemeinderates der Verwaltung den Auftrag erteilt, die Vertreter der von einer möglichen Schulschließung betroffenen Ortschaften ausführlich zu informieren. Als neues Format sei vom Gemeinderat außerdem beschlossen werden, den am Dienstagabend in der Neuen Tonhalle geplanten Gedankenaustausch zwischen dem Gemeinderat und den Vertretern der betroffenen Schulen und Ortschaften durchzuführen.
Das müssen Sie zum Gedankenaustausch wissen
Dabei, so verdeutlichte Oberbürgermeister Jürgen Roth, haben alle Geladenen, auch Elternvertreter, die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge in Stellungnahmen vorzutragen und Fragen zu stellen. „Ich werde dann versuchen, die Dinge zusammenzufassen. Mehr wird sich am Dienstag nicht abspielen“, sagte Roth.
Entscheidung im Mai oder Juni
Dieser Gedankenaustausch sei die Voraussetzung für die politische Meinungsbildung der Fraktionen des Gemeinderates. Roth geht davon aus, dass über den Schulentwicklungsplan im Mai oder Juni vom Gemeinderat entschieden wird.

Doch warum hat Assfalgs Fachamt den Vorschlag an den Gemeinderat gerichtet, die drei Grundschule in Weilersbach, Rietheim und Tannheim könnten geschlossen werden? „Unsere Überlegungen gingen dahin, starke Dorfschulstandorte zu schaffen“, erläuterte der Amtsleiter. Diese sollten in der Lage sein, bis ins Jahr 2031/32 die verlässliche Grundschule und die Möglichkeiten der Ganztagsbetreuung an diesen Grundschulen einschließlich eines Mittagessens für die Kinder sicherzustellen.
Naheliegend sei es daher gewesen, die großen Schulgebäude in Obereschach und Pfaffenweiler, in denen früher auch Hauptschulen untergebracht waren, dafür heranzuziehen. Vermeiden wollten die Schulplaner, dass die Kinder aus den Ortschaften künftig in große Ganztagesschulen in Villingen oder Schwenningen pendeln müssen.
Funktionierende Einheiten als Ziel
Kosteneinsparungen, so betonten Assfalg und der Oberbürgermeister, spielten bei all diesen Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. Unter dem Vorzeichen, dass es bald auch in Baden-Württemberg einen Rechtsanspruch der Kinder in Grundschulen auf eine Ganztagesbetreuung gibt, sehe sich die Verwaltung vor allem gefordert, funktionierende Organisationseinheiten zu schaffen.
Die einzelnen Dorfschulen für sich betrachtet sind nach Auffassung von Assfalg zu kleine „Organisationsgebilde“, um jeweils eine Ganztagesbetreuung umzusetzen. OB Roth weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: Den Lehrermangel im Lande. Zwar wolle das Land keine Schließung von Dorfschulen, biete andererseits aber nur eine unzureichende Personalausstattung. „Hier liegen die praktischen Probleme“, verdeutlichte er.
OB Roth widerspricht
Das Stadtoberhaupt sah sich bemüßigt, „Legendenbildungen“ – wie er es nannte – in der bisherigen politischen Konfrontation entgegenzutreten. Dass die Stadtverwaltung im geplanten künftigen Wohngebiet Lämmlisgrund im Zentralbereich mittelfristig Bedarf für eine neue Grundschule sieht, stehe in keinerlei Zusammenhang zur vorgeschlagenen Schließung der drei Dorfschulen, sagte Roth. Vielmehr gehe es darum, dass ein neuer Schulbau nötig werde, weil ein neues Wohngebiet dies erforderlich mache.
„Ich weiß nicht, ob es für die Identifikation eines Ortes notwendig ist, eine Schule zu haben.“Jürgen Roth, Oberbürgermeister
Unzutreffend sei auch der Vorwurf, dass in Rietheim eine Investition für die neue Schul- und Kindergartenmensa von 700.000 Euro in den Sand gesetzt würde, wenn im Ort die Grundschule geschlossen würde. Ein Großteil dieser Investition, erklärt der OB, fließe in die Küche der Festhalle. Außerdem würden die neu gebauten Räume benötigt, um eine dörfliche Begegnungsstätte in Rietheim zu schaffen.
Schule und Identität
Auch über den Vorwurf, dass den drei Ortschaften mit der Schulschließung der Dorfmittelpunkt herausgerissen werde, hat sich der OB Gedanken gemacht. „Ich halte es für richtig, den Ortschaften ihre Identität zu belassen“, betont er. Der Kindergarten im Ort, die Dorfgemeinschaft und das Vereinswesen seien dafür unabdingbar. „Doch ich weiß nicht, ob es für die Identifikation eines Ortes notwendig ist, eine Schule zu haben“, macht er hinter dieses Argument ein Fragezeichen.
Der Rathauschef betont, dass er noch keine abschließende Meinung zum Thema der Schulschließungen habe. „Für mich ist der Gedankenaustausch am Dienstag ganz wichtig“, gibt er zu Protokoll. In der bisherigen Diskussion seien die Themen der Unterrichtsqualität und die Frage, was brauchen die Kinder, noch nicht umfassend herausgearbeitet worden. „Wenn im Ergebnis herauskommt, dass alle Klassen dort bleiben wo sie sind, ist das für mich auch in Ordnung“, so Roth.