Naturgefahren, Waffengewalt, Radioaktivität oder eine Flutkatastrophe wie im Ahrtal im Sommer 2021: Es gibt viele Gründe, weshalb die Bürger umfassend und schnell gewarnt werden müssen. Bisher funktioniert das jedoch nicht reibungslos. Der bundesweite Warntag 2020 hatte einige Schwachstellen offenbart.
Testlauf für Cell Broadcast
Das soll in diesem Jahr anders sein. Mit der Einführung der neuen Cell Broadcast-Technik erhalten alle in einer Mobilfunkzelle eingebuchten Handys eine SMS. Der große Vorteil gegenüber den Warn-Apps: Der SMS-Versand funktioniert auch ohne Internetverbindung.

Rund die Hälfte aller Handys soll am 8. Dezember damit erreicht werden. Ab Ende Februar 2023 soll Cell Broadcast als ergänzender Warnkanal dazu.
Mit der neuen Technik sei die Chance, die Menschen großflächig zu informieren, deutlich größer, sagt Markus Megerle, Gesamtkommandant der Feuerwehr Villingen-Schwenningen. Er würde auch den Aufbau eines neuen Sirenennetzes sinnvoll finden. Dafür hatte der Bund zwar ein Förderprogramm ausgeschrieben, dessen Mittel 2021 ausbezahlt wurden. Allerdings war der Zeitrahmen für die Antragsstellung knapp bemessen, so dass viele Städte und Gemeinden leer ausgingen.
Die klassische Sirene hilft nicht viel
Sollte der Bund ein neues Förderprogramm auflegen, ist Megerle vorbereitet – sofern die städtischen Gremien dem Vorhaben dann zustimmen. „Wir haben Angebote bereits in der Schublade.“ Dabei handle es sich nicht um klassische Sirenen. „Die bringen nicht allzu viel“, sagt Megerle. „Schrillt der Heulton, heißt das zunächst einmal, dass man das Radio einschalten sollte.“

Dann stelle sich jedoch die Frage: Welcher Sender? Ist es eine Warnung, die nur Villingen-Schwenningen betrifft? Ist der gewählte Radiosender überhaupt bereit, die Warnung auszustrahlen, wenn sie nur einen sehr begrenzten Raum betrifft?
Sirenen, die Durchsagen in verschiedenen Sprachen abspielen können, seien daher sinnvoll. Dementsprechende Angebote wurden im vergangenen Jahr auch eingeholt. Um die Bürger im ganzen Stadtgebiet warnen zu können, bräuchte es Sirenen an 38 Standorten.
„Für punktuelle Warnungen haben wir mobile Sirenenanlagen, die auch auf Privatautos gesetzt werden können“, sagt Megerle.
„Da wir kein intaktes Sirenennetz haben, können wir uns an der Aktion nicht beteiligen“, bestätigt Madlen Falke von der städtischen Pressestelle. Es gebe noch in einzelnen Stadtteilen alte Sirenenanlagen, die jedoch nicht mehr aktiv seien. „Wir konzentrieren uns auf die neue Form der Warnung „Cell-Broadcast“ und auf die verfügbaren Warn-Apps.“