Firmenautos der Schwarz-Gruppe, zu der Kaufland und Lidl gehören, werden wieder öfters auf dem Parkplatz des Schwarzwald-Baar-Centers in Villingen-Schwenningen gesehen. Das beobachten Mitarbeiter und für sie ist das ein Indiz dafür, dass doch ein Kaufland Nachfolger des Real-Markts werden könnte. Derzeit läuft noch der große Ausverkauf bei der Real-Filiale. Doch was geschieht danach? Dazu wollen die Verantwortlichen offiziell nichts sagen.
Nach dem Verkauf von Real an russische Investoren hat wiederum Kaufland von diesen Investoren schon jetzt über 100 Filialen übernommen. Die in Villingen-Schwenningen stand bisher nicht auf der Liste. Doch ändert sich da etwas? Ein Interesse will die Pressestelle von Kaufland weder dementieren noch bestätigen. „Die ersten Märkte haben wir bereits integriert, weitere werden nach und nach folgen“, heißt es auf eine Anfrage. Da die Übernahme noch von verschiedenen Faktoren abhängig sei, bitte sie um Verständnis, „keine Angaben zu möglichen zukünftigen Märkten machen zu können“, erklärt die Kaufland-Pressesprecherin. Bisher musste das Bundeskartellamt grünes Licht geben.
Bereits im April erhielten rund 90 Real-Mitarbeiter in Villingen-Schwenningen die Kündigung. Der Betriebsratsvorsitzende habe inzwischen das Unternehmen verlassen, berichtet der für den Handel in der Region zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Markus Klemt. Dass Kaufland nun doch wieder ins Spiel kommt, überrascht Klemt. Anfangs hätte das Unternehmen der Schwarz-Gruppe Interesse bekundet, doch nach seinem Wissensstand wieder Abstand genommen. Hintergrund sei wohl, dass sich Kaufland in das Schwarzwald-Baar-Center hätte integrieren müssen, dort aber ein Center-Manager das Sagen hat. Viel lieber würden sie aber ihre Märkte in Eigenregie betreiben, wie bei der Saline in Rottweil oder auch in Bad Dürrheim, berichtet Klemt. Dort könnten dann die Hausleiter selbstständig entscheiden, auch welche kleineren Geschäfte, wie Zeitschriftenhändler oder Lotto-Toto-Stellen, aufgenommen werden. Zudem habe wohl auch der Mietpreis eine Rolle gespielt.
Wer auch immer künftig die ehemaligen Flächen des Real-Markts belegen wird, er möchte offensichtlich einen direkten Betriebsübergang vermeiden und damit der Verpflichtung entgehen, Real-Beschäftigte zu übernehmen. Da dort auch viele Ältere dabei seien und bei der Bezahlung die Tätigkeitsjahre eine Rolle spielen, sei es gut möglich, dass dies umgangen werden soll und die Frist von mindestens drei Monaten abgewartet würde, mutmaßt Klemt. Er erinnert daran, dass genau dies nach der Schließung des benachbarten Max-Bahr-Baumarkts geschehen sei. Bis zur Eröffnung der Toom-Filiale dauerte es mit Umbauten rund ein Jahr. So könnten bei der Auswahl der Mitarbeiter „die Rosinen herausgepickt werden“, bedauert der Verdi-Mann.
Auch Klemt vermutet, dass künftig eher wieder ein Lebensmitteleinzelhändler in das Schwarzwald-Baar-Center einzieht. Solch ein Komplex beispielsweise mit einem Sporthändler – auch der ist mit Decathlon im Gespräch -, aber ohne Lebensmittel zu belegen, mache wenig Sinn. Zur Aufklärung will derzeit auch Center-Manager Klaus Kricks nicht beitragen: „Wir verhandeln noch.“