Der FC Erzingen kehrt nach 16 Jahren in den überregionalen Fußball zurück. Im Hinspiel beim FC Emmendingen hatte die Elf von Klaus Gallmann mit einem 4:1 die Saat zum Aufstieg gelegt.
Im Rückspiel vor gut 800 Zuschauern wurde geerntet, der zu verhalten agierende Gast mit 3:2 erneut besiegt.
Dass er mit dem Verlauf des Spiels nicht ganz zufrieden war, verschwieg Klaus Gallmann nach dem Schlusspfiff im langen SÜDKURIER-Videointerview zwar nicht, doch das spielte nach dem Schlusspfiff des nicht immer souverän agierenden Schiedsrichters Felix Ehing keine Rolle mehr.
Der FC Erzingen hatte das Spiel recht abwartend gestaltet, machte zu wenig aus den Unsicherheiten in der Emmendinger Abwehr.

So traf Bruno Golic nach einem Patzer früh den Pfosten.

Doch auch die Hausherren waren nicht frei von Nervosität, kassierten nach einem unmotivierten Ausflug von Torwart Loris Bendel den 0:1-Rückstand. Hasan Faslak drückte den Ball beim Rettungsversuch über die eigene Torlinie.
Relegation zur Landesliga

Doch noch vor der Pause glichen die Erzinger aus. Wenige Sekunden, nachdem Ehing beim Foul von Pascal Martin nicht nur beide Augen zugedrückt hatte, setzte sich der wie schon im Hinspiel bärenstarke Sebastian Schmidt durch und überwand Maximilian Ehret zum 1:1.
Nach dem Wechsel fehlte den Gästen die Idee, wie sie die nun fehlenden drei Treffer zur möglichen Verlängerung erzielen sollten. Nur selten tauchten sie gefährlich im Erzinger Strafraum auf. Und wenn, dann machte Bendel seinen Bock vom 0:1 mehrfach wett.
Die Emmendinger Führung durch Patrice Wassmer schreckte die Hausherren kaum noch, denn es waren keine zehn Minuten mehr zu spielen. Nicht die Partie zwar, aber der Aufstieg war längst entschieden. Jetzt hatten die Erzinger leichtes Spiel, zumal die Fehlerquote in der Emmendinger Defensive nicht gesunken war.

Bruno Golic nutzte einen Fehlpass, steuerte dem 2:2 entgegen – und hätte auch getroffen, wäre er nicht von Ehret im griechisch-römischen Stil gehindert worden.

Ehret sah „Rot“, Ersatzkeeper Patrick Mitzlaff kam für Jakob Grießbaum ins Spiel.
Die Ecke beim Elfer von Felix Uhl ahnte er, doch der Ball zischte scharf flach ins Netz.

Kaum war der Jubel verebbt, legte Hannes Linke nach einen weiteren Treffer nach. Mit gekonntem Hüftschwung düpierte er Tim Weißkopf, machte mit einem statten Schuss ins Eck den 3:2-Sieg für den FC Erzingen perfekt.

Nun musste sich Erzinger Reservebank, auf der die obligatorischen T-Shirts ausgepackt wurden, noch sieben Minuten gedulden. So viel gab es nach Trinkpausen und der längeren Unterbrechung bei der Kopfverletzung des unglücklichen Angelo Armenio nachzuholen.

Der Stürmer, der für das Spiel seinen Urlaub abgebrochen hatte, war beim Zweikampf am Hinterkopf getroffen worden, blutete stark und wurde auch wegen des Verdachts auf Gehirnerschütterung in die Klinik gebracht.
Welch guter Geist im Team von Klaus Gallmann steckt, zeigte sich schon Sekunden nach dem Abpfiff. Noch ehe dem Jubel freien Lauf gelassen wurde, eilte das komplette Aufgebot zum Rettungswagen, der eben zum Spital abfahren wollte, um Angelo Armenio zu herzen.

Und später, beim gemeinsamen Jubel vor den Fans, vergaß Klaus Gallmann am Megaphon nicht, auch den früheren Erzinger Torwart Kevin Simanowski, seit einem fürchterlichen Arbeitsunfall an den Rollstuhl gefesselt, im Reigen der umjubelten Spieler zu erwähnen.
Bezirksliga 2022/23 startet später und hat vier Spieltage weniger
Die Party nahm nun ihren Lauf, Glückwünsche trudelten vor Ort und über die sozialen Medien beim FC Erzingen ein. Spieler und Trainer zahlreicher Bezirksligisten hatten es sich nicht nehmen lassen, das Spiel vor Ort zu erleben und dem Vizemeister die Daumen zu drücken.
Schöner Nebeneffekt für die Liga. Dank des Erzinger Aufstiegs spielen in der kommenden Saison lediglich 16 Clubs mit, so dass die Spiele erst am 20./21. August beginnen und Staffelleiter Wolfgang Spitz (Stühlingen) nur 30 statt 34 Spieltage ansetzen muss.
Es nutzte, denn schließlich hatte sich der FC Erzingen fest vorgenommen, seinen Relegationsfluch im fünften Anlauf endlich zu besiegen. Dass das gegen den FC Emmendingen mit zwei verdienten Siegen klappen würde, hatten allerdings die größten Optimisten so nicht erwartet.
Relegation zur Landesliga
Zu übermächtig war der Gast aus dem Breisgau vor den Spielen geschildert worden. Vorschusslorbeeren, die die Elf von Mario Rombach über 180 Spielminuten nie erfüllen konnte.
Der Aufstieg des FC Erzingen via Relegation ist mit Blick auf die Geschichte dieser Entscheidungsspiele keine Selbstverständlichkeit. Seit der Saison 1989/90 spielen die Vizemeister der Bezirke Freiburg und Hochrhein den dritten Aufsteiger aus.

Nur sechs Mal siegte der Bezirk Hochrhein
In diesen 33 Jahren entfielen die Spiele zuletzt zwei Mal wegen Corona und im Sommer 2015, weil der Bezirk Freiburg keinen aufstiegsberechtigten Club stellen konnte. Damals stieg der FC Schönau kampflos hinter Meister TuS Efringen-Kirchen auf.

In 30 Relegationsduellen ist der FC Erzingen erst der sechste sportliche Sieger aus dem Bezirk Hochrhein. Im Sommer 2014 stieg der FSV Rheinfelden zwar auf, aber nicht als Sieger der Duelle mit dem SV Au-Wittnau, sondern als Nachrücker für Meister SV Weil II, dem damals der Aufstieg durch den Abstieg seiner „Ersten“ aus der Verbandsliga verwehrt war.
Alle Tore im Video:
0:1 (40./ET) Hasan Faslak
1:1 (45.) Sebastian Schmidt
1:2 (82.) Patrice Wassmer
2:2 (88./FE) Felix Uhl
3:2 (89.) Hannes Linke
Interviews mit Spielern des FC Erzingen nach dem Spiel:
Julian Göbel
Vassilios Dimitridiadis
Sebastian Schmidt
Felix Uhl
Hannes Linke