Fußball-Bezirksliga: – Kaum hatte Ralf Brombacher mit zwei kurzen Pfiffen das Derby in Ühlingen für beendet erklärt, da eilten Spieler und Trainer des FC Schlüchttal mit Riesenschritten zum Matchwinner. Allerdings herzten sie nicht Thomas Lang, der nach zehn Minuten mit einem raffiniert geschnittenen Freistoß über die Abwehr ins lange Eck fürs Tor des Tages gesorgt hatte. Lang war selbst mit dabei, als es darum ging, Simon Hepp zu herzen und zu drücken.
Der Schlussmann des FC Schlüchttal hatte sich die Glückwünsche redlich verdient. Im zweiten Abschnitt wuchs der vermutlich kleinste Torwart der Bezirksliga im Minutentakt Zentimeter um Zentimeter. Kein Wunder, dass er nach insgesamt 97 Spielminuten vor fast 500 Zuschauern der „Größte“ wurde. „Wir hatten ja Chancen zum Ausgleich, aber Simon hat wirklich klasse gehalten“, anerkannte SG-Trainer Philip Brandl die Leistung Hepps.
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Kurioserweise war es die Rote Karte für Timon Baumgärtner, der kurz nach der Halbzeitpause kurz vor dem Strafraum des FC Schlüchttal gegen Frederik Happle die „Notbremse“ gezogen hatte, die aus dem sehnsüchtig erwarteten Derby endlich in ein ansehnliches Spiel verwandelte.
In der ersten halben Stunde waren beide Mannschaften eher damit beschäftigt, den von Platzwart Marvin Kalt im Lauf der Woche liebevoll gepflegten Platz zu ramponieren. Mit Fußball hatte das nicht viel zu tun, was den Zuschauern geboten wurde. „Wir waren vielleicht zu sehr damit befasst, nicht schon wieder das Derby zu verlieren“, suchte Philip Brandl nach Gründen.

Seine Start-Elf war durchaus sehenswert, doch ohne den verletzten Felix Erne und die urlaubenden Jannik Kaiser und Marius Thoma fehlten Übersicht, Ideen und Offensivdrang. Wer allerdings damit rechnete, dass die Hausherren vor der Jubiläumskulisse – der SV Ühlingen feierte seinen 100. Geburtstag – dieses Vakuum nutzen würden, sah sich über weite Strecken enttäuscht.
Abgesehen vom Freistoßtreffer von Thomas Lang war die erste Hälfte schlicht langweilig, auch wenn Brandl den Eindruck zu retten versuchte: „In der letzten Viertelstunde vor der Pause waren wir endlich auf dem Platz. Das war doch schon mal ein Lichtblick.“

Die Pausenansprache war bei den Gästen offensichtlich fruchtbar, denn kaum wurde wieder gespielt, zog Freddy Happle auf und davon. Timon Baumgärtner stellte ihn vor dem Strafraum, wurde mit „Rot“ für den Einsatz bestraft. Darüber, dass der Ball nach dem Freistoß von Moritz Erne noch immer gesucht wird, sei der Mantel des Schweigens gehüllt.
Dieser Fehlschuss, der weit über den Fangzaun flog, zeigte das Manko der Gäste. Sie suchten zwar nun – trotz einer erstaunlich hohen Fehlpass-Quote – die Offensive und drängten den FC Schlüchttal in die Abwehr. Doch was nicht Beute von Simon Hepp wurde, flog rechts und links in die Landschaft. Der abgedroschene Spruch, dass das Spiel auch noch eine Stunde länger ohne Tor der SG Mettingen/Krenkingen hätte dauern können, nistete sich fest.

Nutznießer war trotz der Unterzahl der Gastgeber. Der stand stabil, wusste einen Riesen zwischen den Pfosten und verteidigte wie in besten Tagen: „Wir haben alles gegeben“, so Luan Abazi: „Ich habe zwei, drei Mal mit Sorge hinter mich geschaut. Aber Heppi war heute einfach Weltklasse.“
Seinen Torwart herzte Trainer Michael Gallmann zwar so fest, dass der kaum noch Luft bekam, doch Lob verteilte er ans komplette Team: „Wir haben nicht nur das Derby gewonnen, sondern einen Fehlstart nach zwei Niederlagen abgewendet“, so Gallmann: „Die Mannschaft hat ihr Herz heute auf den Platz gelassen und in Unterzahl alles gegeben. Das macht mich unheimlich stolz auf die Jungs – auch wenn ich draußen um Jahre gealtert bin.“
Beim Gast heißt es nun „Mund abputzen“ und sich Selbstvertrauen am Mittwoch im Pokal gegen den SV Buch holen. Daniel Bächle war schwer enttäuscht: „Wir haben unsere Spielstärke nie auf den Platz bekommen und haben es nicht geschafft, unsere schnellen Jungs einzusetzen.“ Das Derby müsse im Pokal abgehakt werden, so Bächle und dann sei es auch wieder möglich, die Brötchen beim heimischen Bäcker zu holen, lachte er: „Zur Not gibt es auf der anderen Seite in Wutöschingen auch welche.“
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