Wäre Michele Masi in den vergangenen zwölf Monaten wirklich weg gewesen, hätte er sich vermutlich mehrfach die Augen gerieben, als er zum ersten Mal wieder als Trainer die Sportanlage des SV Jestetten betreten hat. Über das Jahr hinweg hat sich das „Stadion am See“ von einem – sagen wir mal – ganz normalen Sportplatz, in eine schmucke und vor allem repräsentative Anlage verwandelt.
Rasen- und Trainingsplatz glänzen im saftigen Grün und weiter östlich hat sich die Betonpiste des Hartplatzes in einen leuchtenden Kunstrasenplatz verwandelt: „Ja, da hat sich gewaltig viel verändert“, schaut sich Masi genüsslich um und grinst schelmisch: „Und ich habe mir die Arbeitseinsätze erspart.“
SV Jestetten
Vor Jahresfrist hatte sich Michele Masi nach fünf erfolgreichen Jahren beim SV Jestetten verabschiedet, gab die Trainingsleitung an Lars Müller weiter. Während Müller und der Verein im Frühjahr die vorzeitige Trennung vereinbarten, warf Masi schon im November beim FC Tiengen 08 das Handtuch.

Doch dass nun alles so weiter geht, wie es 2019 aufgehört hat, wird in Jestetten nicht passieren. Masi trifft nicht nur auf eine runderneuerte Sportanlage, sondern auch auf einen Kader, der sich doch leicht verändert hat: „Natürlich kenne ich noch viele Spieler, aber es sind auch einige neue Gesichter dabei“, warnt er jene Etablierten, die meinen, durch seine Rückkehr einen Stammplatz sicher zu haben: „Das war unsere erste Ansage: Es geht für alle bei Null los.“

Zu dritt stehen die Trainer derzeit auf dem Platz und leiten den großen Kader an. Masi hat seinen Kompagnon Matthias Hertweck wie schon beim FC Tiengen 08 an seiner Seite. Dazu gesellt sich der frühere Kapitän Patrick Furlani.
Der 33-Jährige hatte sich vor einem Jahr ebenfalls vom aktiven Fußball verabschiedet und findet nun Gefallen am Traineramt: „Als Co ist es für ihn ideal, bei Michele zu lernen“, freut sich auch Sportchef Daniel Ramirez über Furlanis Engagement.

Ramirez war in den vergangenen Wochen aber nicht nur bei der Trainersuche aktiv. Zehn Neue hat er für die kommende Saison geholt. Darunter einige Spieler, für die der SV Jestetten kein fremder Verein ist. Daniel Constantin kehrt vom 1. FC Rielasingen-Arlen zurück, auch Max Aulfinger, der vom FC Dettighofen kommt, hat hier schon gespielt. Reaktiviert wurden Nicolai D‘Effremo und Alexander Achmedov, zudem rückt Artur Kirschmann aus der „Zweiten“ auf. Aus dem eigenen Nachwuchs kommen Simon Hollenbach und Kai Fiechter.

„Es war mein Plan, beim SV Jestetten wieder Jestetter Jungs zu haben“, so Ramirez, der weiß, wie schwer es ist, ohne monetäre Unterstützung in der Randlage des Bezirks, fremde Spieler zu holen. So bleibt es bei den externen Neuen Daniel Sprinkart, der zuletzt beim FC Böhringen am Bodensee spielte, aber nun in Jestetten lebt, und Elisha Glattfelder, der vom Nachbarn FC Dettighofen kommt.
„Elisha wollen wir bei uns eine Chance geben, sich zwei Klassen höher zu behaupten“, so Ramirez, der noch einen internationalen Transfer vorweisen kann: „Leo Weissenberger ist ein ehemaliger Jugendspieler, der in England auf der Schule war. Wir haben ihm vorgeschlagen, mal ein Jahr bei uns zu spielen, bis sich ihm neue Perspektiven eröffnen.“
Auch wenn der Kunstrasen eher nicht „gewachsen“ ist, blickt Ramirez mit Zuversicht über das Plastikgrün, auf dem sich die Spieler – unter Hygienevorgaben – tummeln: „Bei uns wächst etwas Neues heran. Und da ist es gut, Spieler und Trainer zu haben, für die der SV Jestetten nicht einfach nur ein Verein ist.“