Michael Hagmann schluckte zwei Mal kurz, atmete tief durch und schritt zur Analyse: „Wir waren keine vier Tore schlechter. Machen wir mehr aus unseren Chancen, nehmen wir vielleicht sogar einen Punkt mit“, drückte der Trainer des FC RW Weilheim seinen Stolz aufs Team aus. Das hatte sich beim Spitzenreiter zwar teuer verkauft, konnte sich aber nach dem 0:4 beim SV Herten für das Lob von beiden Seiten nichts kaufen.
Fußball-Bezirksliga
Ohne zahlreiche Stützen – unter anderem fehlten Michael Emmerich, Robin Herzog, Alexander Baumgartner, Marius Götte, Luca Grabe und Axel Wilms – schien der Gast von Beginn an auf verlorenem Posten, doch dass es schwer werden würde, schwante Musa Musliu bereits vor dem Anpfiff: „Gegen solche Gegner tun wir uns gern schwer“, erwartete der Trainer des SV Herten keinen Spaziergang für den Spitzenreiter: „Diese ungewohnte Rolle hat uns durchaus nervös gemacht“, gab er offen zu. Der SV Herten stand vor dem Spiel erstmals seit 4. Juni 2011 wieder an der Tabellenspitze.
So erlebte er gemeinsam mit Eike Elsasser an der Seitenlinie einen ersten Durchgang, im dem der SV Herten zwar optisch dominierte und immer wieder gefährlich vor dem Weilheimer Kasten auftauchte. Doch die „dicken Chancen“ notierte das Trainer-Duo auf der anderen Seite. Der keineswegs fitte Louis Schanz und Manuel Schildknecht scheiterten mit ihren Möglichkeiten am gut aufgelegten Jonas Schulz zwischen den SVH-Pfosten.
Dass die Weilheimer dennoch mit einem Rückstand in die Pause gingen lag letztlich an Robin Wiessmer, der sich nach 27 Minuten als „Dosenöffner“ für seine Elf bewährte: „Der Ball fiel mir vor die Füße, den musste ich rein machen – aber es war eine glückliche Führung.“ Ansonsten stand die rot-weiße Abwehr stabil, glänzend organisiert von Steffen Hönig, der nahezu jedes Kopfballduell gewann.
Das änderte sich nach der Pause, denn nun kam der SV Herten mit Schwung aus der Kabine: „Es war ein Geduldspiel. Erst nach dem Seitenwechsel wurden die Vorgaben besser umgesetzt“, war Musa Musliu dann etwas zufriedener.
Natürlich mit Robin Wiessmer, der sich nach seinem Treffer als Vorbereiter bewährte.
Vor dem Strafstoß, den Romano Males zum 2:0 (54.) nutzte, war Wiessmer von Schlussmann Matthias Kaiser zu Fall gebracht worden.
Das 3:0, ebenfalls durch Romano Males, bereitete Wiessmer mit einem seiner pfeilschnellen Flügelläufe vor. Zwei Minuten später wurde der „Scorer“ von Mario Rittwag abgelöst und mit verdientem Applaus verabschiedet.
Doch noch ein zweiter Spieler des SV Herten holte sich am Ende seinen Beifall ab. Romano Males, bis dahin erst zwei Mal erfolgreicher Torschütze, setzte seinem Auftritt in der 82. Minute die Krönung auf. Weil Wiessmer schon auf der Bank saß, assistierte beim 4:0 eben Nick Henke. Mit einem flachen Schuss ins lange Eck machte Males seinen Hattrick perfekt.
So steht am Ende ein scheinbar deutliches 4:0 des Spitzenreiters gegen eine Elf, die „absolut andere Ambitionen hat“, wie Michael Hagmann herausstrich, nicht ohne zu erwähnen, dass sein Team auch im zweiten Durchgang nochmals gute Chancen hatte, das Resultat dem Spielverlauf anzupassen. Der eingewechselte Felix Walde scheiterte gleich zwei Mal an seinen Nerven und Jonas Schulz. Kurz nach dem Strafstoßtreffer hatte auch Manuel Schildknecht eine weitere gute Möglichkeit für die Weilheimer auf dem Fuß.
So klang der Respekt von Musa Musliu deutlich heraus: „Der Sieg war sicher verdient, aber die Weilheimer waren keine vier Tore schlechter. Sie haben das sehr gut gemacht, sind super kompakt gestanden.“
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