Fußball-Bezirksliga: – War es Bescheidenheit oder Nervosität? Jedenfalls wollte sich David Haffner nach dem Abpfiff nicht fürs „Tor des Tages“ feiern lassen. Er gab die Meriten weiter an Tim Oeschger. Schließlich hatte der ihm den Ball zum 1:0-Siegtreffer für die U23 des SV 08 Laufenburg in der 71. Minute mustergültig aufgelegt. Haffner lief mit Schwung in den Pass, ließ Elvis Gojak im Kasten des SV Blau-Weiß Murg keine Abwehrchance.
Das Kellerduell war mit diesem Treffer entschieden. Das war Trainer Giuseppe Stabile schon vor dem Wiederanspiel klar: „Die Körpersprache meiner Mannschaft war deutlich. Da kam kein Aufbäumen mehr“, konnte der Trainer des SV Blau-Weiß Murg seine Enttäuschung nicht verstecken: „Es ist immer das Gleiche. In den Spielen, die wir gewinnen müssten, holen wir einen Punkt und wenn wenigstens ein Punkt drin wäre, dann verlieren wir.“
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Wobei für den Aufsteiger im Derby auch ein Punkt zu wenig gewesen wäre. Das war Abwehrchef Kevin Lajthia schon nach dem 3:3 vor Wochenfrist gegen den TuS Stetten klar: „Wir werden brennen im Derby“, hatte der Routinier versprochen. Doch was die Zuschauer zu sehen bekamen, war nicht einmal ein kleines Strohfeuer.
Ohne Stützen wie Mariusz Rymsza, Francesco Lo Presti, Francesco Seidita (alle verletzt) und Gökalp Uyar (Urlaub) brachten die Murger ihre PS nicht aufs Feld. Eins ums andere Mal verrannten sie sich in der dicht gestaffelten Laufenburger Defensive. Die Lücke vor dem Kasten von Nicklas Joachim war nicht zu finden.
Was allerdings zum Spiel passte, war die Tatsache, dass die beste Torchance im ersten Abschnitt aufs Murger Konto gut geschrieben werden musste. Nach 33 Minuten schafften es die Gastgeber tatsächlich, die Laufenburger Abwehr ins Schleudern zu bringen.
Nach einem feinen Zusammenspiel mit dem neuesten Murger Neuzugang, Kamil Bednarek, flankte Nico Kunzelmann auf den Kopf von Manuele Laisa. Während der blau-weiße Anhang schon den Torschrei auf den Lippen hatte, schnellte die Faust von Nicklas Joachim in die Flugbahn und lenkte den Ball an die Latte.
Kamil Bednarek, der Neue aus England
Welch Potenzial in Kamil Bednarek schlummert, war angesichts des schwachen Spiels nur zu erahnen. Der 20-jährige Pole kam aus privaten Gründen an den Hochrhein, lebt nun im Klettgau. Bis vor wenigen Wochen wohnte er mit seiner Familie noch in der englischen Stadt Stratford-upon-Avon, südlich von Birmingham, wo er auch Fußball gespielt hat.

Nach Murg lotsten ihn seine neuen Teamkameraden, die ihn eher zufällig kennengelernt haben: „Er spricht kein Deutsch, nur englisch“, so Sportchef Mehmet Yilmaz: „Und polnisch, weshalb sich Mariusz Rymsza und Adrian Sobczyk gut mit ihm verständigen können.“
Zurück zum Spiel und zu den Bemühungen der Gäste, die „Rote Laterne“ in Murg zu lassen. Im Angriff taten sich Milad Mombeni und Ibrahima Camara vor der Pause sehr schwer. Mombeni traf zwar ins Tor, doch sein Einsatz gegen Elvis Gojak war des Guten zuviel – Ralf Brombacher pfiff die Aktion ab.
Dann schlenzte Mombeni den Ball über Gojak aufs leere Tor, doch der Pfosten verhinderte das 0:1. Den Nachschuss schob Camara am Kasten vorbei.
So entwich dem Drängen der Null-Achter immer mehr der Druck: „Unser Mittelfeld hat die drei Jungs aus dem Landesliga-Kader komplett aus dem Spiel genommen“, fand Giuseppe Stabile doch noch Positives bei seiner Elf. Dass die Partie immer mehr verflachte und irgendwann so weit im Niveau gesunken war, dass sie keinen Sieger mehr verdient hatte, ließ sich nicht mehr kaschieren.
Nur einer glaubte in der Schlussphase noch an den Erfolg: „Ich habe den Murgern vor dem Spiel gesagt, dass wir 1:0 gewinnen und das Tor in der 81. Minute erzielen werden“, plauderte der Laufenburger Trainer Branimir Sarenac später aus dem Nähkästchen und grinste: „Mit der Spielminute lag ich halt etwas daneben.“
Ein schlechtes Gewissen plagte den ab Sommer tätigen Nachfolger von Giuseppe Stabile und dessen Trainerpartner Alija Kapidzija indessen nicht: „Ich habe immer gesagt, dass ich bis zum Ende der Saison der Trainer in Laufenburg bin.

Erst danach kommt der neue Verein“, so Sarenac, in dessen Brust demnach keine „zwei Herzen“ schlugen. Überhaupt werde sein Herz immer für die Null-Achter schlagen: „Ich wohne 300 Meter neben dem Waldstadion. Ich werde immer Laufenburger bleiben, egal wo ich künftig arbeite. Es bleibt immer in meinem Herzen, wie mich dieser Verein aufgenommen hat.“
Die „Rote Laterne“ hängt nun erstmal im Murger Lager. Bleiben soll sie dort nicht: „Wir geben nicht auf, denn es sieht gut aus, dass kein Landesligist absteigt. Die Chance, die sich uns bietet, müssen wir waren“, deutet Giuseppe Stabile an, dass es der sichere Rang zwölf nicht mehr sein muss: „Im Optimalfall reicht es sogar zum Ligaverbleib, wenn du nur eine Mannschaft hinter dir lässt“, krempelte er nach der Derbypleite und vor dem Gastspiel beim TuS Efringen-Kirchen verbal die Ärmel bereits wieder hoch.
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