Fußball-Bezirksliga: – Sekundenlang stand Fabian Schmidt am Elfmeterpunkt, blickte entsetzt ins Leere. Hinter dem Tor, zwischen Netz und Fangzaun, lag der Ball. Dorthin hatte er ihn bugsiert, nachdem Schiedsrichter Ralf Brombacher auf den Punkt gezeigt hatte. Pascal Störk war Schmidt in die Parade gefahren, am Elfer gab es keinen Zweifel.
Es war der entscheidende Moment des Spiels. Nur vier Minuten zuvor hatte Antonio Santoro mit einem trockenen Abschluss die SG FC Wehr/Brennet auf 1:3 heran gebracht.
„Geht der Elfer rein, dann verläuft das Spiel garantiert anders“, waren sich nicht nur die Trainer einig, sondern alle Beobachter auf dem Platz.
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Allerdings wäre es zu kurz gedacht, die vierte Pleite der sieglosen Gäste auf diesen Fehlschuss des Kapitäns zu reduzieren. Schließlich war es Schmidt, der in dieser schwierigen Phase die Verantwortung übernahm und die Wende für seine Elf erzwingen wollte.

Vielleicht war es genau dieser Druck, den er sich selbst gemacht hat, der Grund für die Rückenlage beim Schuss, so dass der Ball über die Latte und in den Zaun rauschte.
Die SG FC Wehr/Brennet lieferte – abgesehen von den 20 Minuten nach der Pause – eine desaströse Leistung ab. Bis zum Anschlusstreffer von Santoro, der am Ende zum Ehrentreffer wurde, hatten die Gäste nicht einmal erwähnenswert aufs gegnerische Tor geschossen. Die Offensive fand schlichtweg nicht statt. Santoro und sein Nebenmann Valentino Colella hatten kaum Ballkontakte.
Eine für Urs Keser erschreckende Leistung: „Ich finde keinen Ansatzpunkt nach diesem Spiel“, zeigte er sich ratlos: „Vor ein paar Tagen haben wir ein perfektes Spiel im Pokal mit dem 3:0-Sieg beim TuS Efringen-Kirchen auf den Platz gebracht. Und heute ist alles weg“, schüttelte er ratlos den Kopf.
Auch Toni Santoro wusste kurz nach Spielschluss keinen Rat: „Wir sollten die Mannschaftssitzung am Dienstag abwarten. Aber es muss etwas passieren“, blickte auch er aufs richtungsweisende Heimspiel gegen den FC Erzingen.

Dort wird Alexander Herbst mit Sicherheit nicht auflaufen. Der Stürmer hatte wegen „Entzündungen in beiden Füßen“ eine Pause eingelegt, agierte aber als Zuschauer zu emotional für Schiri Ralf Brombacher: „Er steht in der Coaching-Zone und beleidigt einen Gegenspieler“, begründete der Unparteiische die „Rote Karte“ gegen Herbst in der 87. Minute.
Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel längst gelaufen. Der SV Buch knüpfte nach dem verschossenen Strafstoß an seine überragend gespielte erste Hälfte an.

Bis zur Pause ließ er Ball und Gegner laufen, traf nach 18 Minuten durch Youngster Brooklyn Lehmann mit einem frechen Lupfer zur Führung.
120 Sekunden später kombinierten die Gastgeber, deren Nervenkostüm nach zuletzt zwei Niederlagen auch nicht das Stabilste gewesen ist, auf der rechten Seite. André Holzapfel bediente Thorsten Gerspach, dessen von Johannes Baumgartner abgefälschtes Zuspiel landete beim völlig frei stehenden Tim Birkenheier, der sich die Chance zum 0:2 nicht entgehen ließ.
Und noch vor dem Seitenwechsel legte Birkenheier noch das 3:0 nach. Den langen Ball von André Holzapfel ersprintete der Bucher Stürmer, nahm Leon Dombrowski die entscheidenden Meter ab und schob den Ball flach an Pascal Lindenmann vorbei ins Tor.
Bis sich das Spielglück im zweiten Abschnitt wieder dem SV Buch zuwandte, und hier besonders dem gerade erst den Junioren entwachsenen Brooklyn Lehmann, hatte der Gastgeber einige hektische Momente zu überstehen: „Wir haben sie selbst stark gemacht“, monierte Trainer Daniel Pietzke jene 20 Minuten, in denen seine Jungs die Punkte aufs Spiel setzten.
Und weil es nichts wurde mit dem 2:3, fiel eben zwei Minuten später das 4:1 für die Bucher. Den Einwurf von Luca Meinzer klärte Dombrowski zwar, doch nur bis zu Jonas Albiez. Dessen Schuss aus 20 Metern prallte an der Strafraumgrenze von Alexander Rebis‘ Rücken genau in den Lauf von Brooklyn Lehmann. Blitzschnell reagierte der Youngster erwischte den Ball vor dem heraus stürzenden Pascal Lindenmann. Den Lupfer nickte er dann wie ein Routinier ins Netz.
Nun brachen die Dämme bei der SG FC Wehr/Brennet. Lehmann spielte einen Querpass zum kurz zuvor eingewechselten Samuel Seitz. Der hatte Platz ohne Ende und alle Zeit der Welt, lief einen weiten Halbkreis mit dem Ball und ließ Lindenmann mit dem strammen Schuss zum 5:1 keine Chance.
Den Schlusspunkt setzte Lehmann dann mit seinem dritten Tor an diesem Nachmittag. Mit einer Körpertäuschung düpierte er Leon Dombrowski, hatte dann freie Bahn zum 6:1 und sprintete danach jubelnd in die Arme seines Trainers.
Doch das große Lob Daniel Pietzkes räumte hernach ein ganz anderer Spieler ab. Einer, der sich dieses Mal nicht in die Torschützenliste eintragen ließ: „Unser Spiel steht und fällt mit Dawid Armanowski“, ließ Pietzke wissen: „Wir haben nach wie vor personelle Probleme. Deshalb wollen und müssen und wir auf unsere jungen Spieler setzen“, deutete er an, welche Führungsaufgaben der Routinier im Hintergrund erfüllt: „Zwei Mal war Dawid zuletzt nicht dabei und zwei Mal haben wir verloren.“
Am Ende saßen feiernde Gastgeber im Kreis und genossen den Abend, während die SG FC Wehr/Brennet schnell das Weite suchte. Gerade einmal sechs Wochen lag ihr letzter Auftritt beim SV Buch zurück – im Pokal. Mit 4:1 siegte die Elf von Urs Keser, alles schien in Butter, zumal die Vorbereitung bis dahin sehr gut gelaufen war. Doch seither ist der Wurm drin.
Abgesehen vom Pokalsieg im Rebland steht ein mageres Pünktchen auf dem Konto: „In der Liga läuft es nicht. Wir müssen uns Gedanken machen“, grummelte Urs Keser konsterniert: „Wie Lösungen für die Misere aussehen können, werden wir sehen.“
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