Selten war ein Trainer nach einer Niederlage so stolz auf seine Mannschaft, wie Philip Brandl vom FC Hochrhein: „Gut, wir haben hier mit 0:2 verloren. Der SV Herten ist verdienter Sieger. Aber die Niederlage ist angesichts der Umstände eher zweitrangig. Mir hat imponiert, wie stark meine Mannschaft den Widrigkeiten getrotzt und dagegen gehalten hat.“
Tatsächlich brachten die Defensivkünstler aus der Bohnenviertel ihre Gastgeber schier zur Verzweiflung. „Die standen sehr, sehr tief“, befand denn auch Hertens Teammanager Thorsten Szesniak: „Das war ein 5-4-1, was sie hier gespielt haben.“
Dabei wäre es so einfach gewesen. Schon nach drei Minuten zeigte Schiedsrichter Serkan Öz auf den Punkt. Axel Peterhans hatte den Ball mit der Hand berührt und damit unfreiwillig Tunahan Kocer die Chance zur Führung geboten. Doch der SVH-Torjäger hatte die Rechnung ohne Lukas Stelter gemacht. Dass der Schlussmann des FC Hochrhein einen Sahnetag erwischt hatte, zeigte sich schon jetzt – er hielt Kocers Strafstoß.
Fußball-Bezirksliga
„Macht Tuni den rein, dann sieht die Sache schnell ganz anders aus. So aber rannten wir das Bollwerk an, hatten etliche Chancen, doch ein Tor wollte nicht fallen“, sah Szesniak einen dominierten SV Herten: „Zur Pause tröstet man sich, dass es schon noch werden wird. Aber wenn im zweiten Abschnitt die Uhr runter tickt und es immer noch 0:0 steht, wird man doch nervös.“
Es gab aber noch einen Grund, weshalb das Hertener Geduldspiel hin und wieder an den Nerven zehrte: „Trotz unserer defensiven Spielweise ist es uns gelungen, den einen oder anderen guten Angriff zu starten“, betonte Philip Brandl und erinnerte mit gemischten Gefühlen an die 28. Minute.
Nico Maier setzte sich in Szene, wurde von Nick Henke gefoult: „Wenn er da durch kommt, hat er das 1:0 auf dem Fuß“, war Brandl überzeugt. So lag es an Simon Lauber den Ball aus elf Metern ins Netz zu setzen. Doch auch Jonas Schulz konnte sich im Duell gegen den Elferschützen auszeichnen – hielt den Ball.
In der Folge bot die Rumpf-Elf des FC Hochrhein einen leidenschaftlichen Kampf: „Wir haben sieben Spieler aus der 2. Mannschaft mitnehmen können, weil sich der SV Eggingen kurzfristig bereit erklärt hatte, das Spiel in den Dezember zu verlegen. Das ist eine feine Geste“, schickte Brandl einen herzlichen Dank ins Wutachtal.

Philip Brandl hatte 13 Spieler aus dem Kader der 1. Mannschaft zu ersetzen, stand selbst noch als Einwechselspieler auf dem Spielbogen dieser Partie: „Die Egginger waren mit ihrer Zustimmung zur Verlegung unsere letzte Rettung.“
Dass es am Ende nicht zu einem Punkt reichte, lag dann doch an Tunahan Kocer, der nach einem Pass von Lucas Eschbach die Nerven bewahrte und nach 66 Minuten für den erlösenden Jubel sorgte. Lucas Eschbach legte mit seinem Freistoß aus 25 Metern nach, dem dritten Treffer dieser Art im vierten Spiel: „Da mache ich Lukas Stelter keinen Vorwurf, denn kurz vor ihm sprang der Ball nochmal leicht auf“, trug Brandl das 0:2 mit Fassung: „Hut ab vor meinen Spielern. Dieses Ergebnis und mehr noch die Leistung tun uns nach dem 1:10 im Pokal gegen den FC Erzingen wirklich gut.“
Für Thorsten Szesniak war der Spielverlauf ein typisches Beispiel, wie es gegen einen vermeintlich Schwachen laufen kann: „Erst als der Widerstand gebrochen war, kehrte Ruhe ein. Es ist immer schwierig gegen so gebeutelte Mannschaften. Die wissen, dass sie alles raushauen müssen, wenn sie nicht noch einmal so eine Pleite erleben wollen. Und das hat der FC Hochrhein hier ganz ordentlich gelöst.“
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