Fußball-Bezirksliga: – Gut, beim 1:6 des SV Jestetten vor Wochenfrist in Schliengen hatte die Rückkehr von Mustafa Akgün nicht gereicht, das Ruder herum zu reißen. Zu schwach war die Elf aus dem „Zipfel“ dort besetzt. Welchen Wert der 31-Jährige aber für den SV Jestetten hat, zeigte er unter der Woche beim 3:3 gegen den VfB Waldshut und nun – sehr eindrucksvoll – beim 4:0 gegen den TuS Efringen-Kirchen. Mit zwei blitzsauberen und frechen Toren machte der Stürmer mit türkischen Wurzeln den Unterschied.
Die Spielfreude war Akgün im Kellerduell deutlich anzumerken. Seine auf fünf Pflichtspiele angesetzte Sperre, die er sich im letzten Spiel vor der Winterpause, beim 2:1 gegen den VfR Bad Bellingen, eingehandelt hatte, zehrte nicht nur an seinen Nerven. Der im Sommer vom VfR Stockach gekommene Routinier fehlte seiner Elf an allen Ecken und Enden.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Nicht nur seine Torgefährlichkeit ging dem SV Jestetten in diesen Spielen ab, sondern allein seine Präsenz. Mit so einem „Schrank“ am Strafraum ist manche Abwehr zu beeindrucken. Der bemitleidenswerte Lasse Rudolph vom TuS Efringen-Kirchen kann nach der 0:4-Pleite ein Lied davon singen. Immer wieder lief ihm Akgün um die Ohren, schoss selbst oder bereitete klug vor. Hätte nicht Jörg Bürgin einen so guten Tag erwischt, wäre die Premiere des neuen Trainers Werner Gottschling noch heftiger in die Hosen gegangen.
Das Signal zur Aufholjagd in der Liga kam von Stefano Fornino, dessen Lattenkracher im Seestadion noch nachhallte, als Mustafa Akgün schon jubelnd abdrehte. Nach einer abgewehrten Ecke verlagerte Raffaele Ponzo das Spiel auf rechts zum aufgerückten Martin Rangnau, der spielte den scheinbar gut abgesicherten Mustafa Akgün an. Mit zwei Körpertäuschungen schüttelte der erst Patrick Keller und dann Lasse Rudolph ab, umspielte Jörg Bürgin und schob die Kugel ins Netz.
Glück beim Foul an Marc Rabe
Dank dieses Tores entwickelte sich ein offenes Spiel, Fehler wurden auf beiden Seiten provoziert. Weshalb die Kontrahenten im Tabellenkeller stehen, war immer wieder zu erkennen. Glück hatten die Gastgeber allerdings schon kurz nach der Führung, dass Schiedsrichter Matthias Stemmer beim Foul von Yannic Rüd an Marc Rabe beide Augen zudrückte.
Michele Masi spürte draußen, dass der Auftritt seiner Elf sich optisch gut machte, aber stets Gefahr lauerte: „Wir haben es nicht geschafft, sie richtig hinten rein zu drängen.“ Das zweite Tor lag in der Luft, doch es wollte nicht fallen: „In der zweiten Hälfte sind wir mehr gelaufen und haben noch konsequenter auf Mustafa gespielt.“

Bis sich diese Umstellung auszahlte, waren bange Minuten zu überstehen. Gästetrainer Werner Gottschling hatte mit seinen Mannen auf den Gang in die Kabine verzichtet, gab am Spielfeldrand neue Anweisungen. In den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff belagerte die Elf aus dem Rebland das Jestetter Tor förmlich. Der Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit.
Mit dem ersten Entlastungsangriff zeigte sich dann aber die Klasse von Mustafa Akgün. Im Laufduell mit Lasse Rudolph drehte er sich nur eine Nuance nach links, schoss nahezu ansatzlos aus gut 25 Metern. Jörg Bürgin war so überrascht wie chancenlos.
Bujupi erlöst sich selbst
Dieser Treffer war der Knackpunkt für die Gäste. Der Druck war entwichen, nun bestimmten die Jestetter das Spiel. Marco Lohr zog die Abwehrspieler auf sich, steckte den Ball durch und verhinderte damit ein Frust-Wochenende für Nagip Bujupi. Der war zuvor schon drei Mal aussichtsreich gescheitert, war mittlerweile der Verzweiflung ziemlich nah. Doch diese Vorlage war einfach nicht zu versieben – 3:0.
Jetzt brannte nichts mehr an. Selbst der von Artur Kirschmann an Jochen Bürgin verursachte Strafstoß verpuffte. Bürgin trat selbst an, knallte den Ball an den Pfosten.
„Der Fehlschuss hat zu unserem Spiel heute gepasst“, gab der spielende Sportchef Stefan Hilpüsch nach Spielende zu: „Wir haben in den entscheidenden Situationen – auch ich muss zwei, drei Tore machen – nicht die richtigen Entscheidungen getroffen. Das 4:3 gegen den SV Herten hat uns viele Körner gekostet, dazu haben wir mit dem neuen Trainer vieles umgestellt – aber das soll keine Entschuldigung sein.“
„Werner ist der richtige Mann für uns“
Froh zeigt sich Hilpüsch, dass Werner Gottschling schnell als Nachfolger von Patrick Bösch gefunden wurde: „Es ging drunter und drüber bei uns. Wir mussten über Ostern schnell handeln. Ich habe ihn als Trainer immer sehr geschätzt. Wir müssen noch viel lernen, schlitzohriger zu werden. Dafür ist Werner der richtige Mann.“

Beim SV Jestetten scheint der „richtige Mann“ in Mustafa Akgün gefunden zu sein. Trainer Michele Masi ist nach schwierigen Wochen wieder guter Dinge, macht den Erfolg aber nicht nur an seinem Stürmer fest: „Nach der Pause haben wir uns den Sieg verdient. Die Mannschaft hat viel Einsatz gezeigt und unter Beweis gestellt, dass sie lebt und an sich glaubt.“
Das demonstrierte sie auch nach außen, als die vier Tore bejubelt wurden. Den Schlusspunkt setzten zwei Einwechselspieler: Cristian Boscarino brilliert mit einem Solo, sah den mitgelaufenen Luca Azzato und legte ihm das dritte Saisontor auf.
Die Rückkehr ins Trainergeschäft verlief für Werner Gottschling nach der einjährigen Pause nicht nach Maß, doch für den 48-Jährigen gab es keinen Grund, Trübsal zu blasen: „Wir haben noch einiges zu tun. Unserm Spiel fehlte die Präzision in der letzten Aktion und wir haben uns zu viele Böcke geleistet.“

Dass zahlreiche Stammkräfte fehlten, ließ Gottschling als Erklärung nicht gelten: „Dafür haben nun andere Spieler ihre Chance.“ Wichtig sei, dass vor allem die jungen Spieler ihre Arbeit machen: „Dann dürfen sie auch Fehler machen.“
Alles Wichtige rund um die Bezirksliga Hochrhein finden Sie hier