Eigentlich sollten sich die Amateurfußballer nach den vielen Pandemie-bedingten Saisonab- und -unterbrüchen jedes Wochenende aufs Neue freuen, wenn sie für ihr Hobby im Einsatz sein dürfen. Stattdessen scheint es, als wäre der Sportplatz für viele ein Ventil, um den Coronafrust abzubauen.
Binnen weniger Wochen gab es zum dritten Mal im Bezirk Bodensee Ausschreitungen rund um ein Spiel. Am Wochenende eskalierte die Situation nach der Kreisliga-A-Partie zwischen dem SV Allensbach und dem BC Konstanz-Egg.
Bereits während des 2:1-Siegs der Gastgeber erhitzten sich die Gemüter, was nicht zuletzt in Gelb-Roten Karten für zwei Gästespieler und den Trainer resultierte. Als sich die Gemüter nach dem Abpfiff scheinbar beruhigt hatten, kam es im Mittelkreis zu einer Rudelbildung.
Das Geschehen verlagerte sich dann schnell auf einen Spielplatz außerhalb des Sportgeländes, wo Kicker beider Teams heftig aneinandergerieten. Für den Schlusspunkt sorgte der Einsatz einer Polizeistreife.
„Ich war konsterniert. Ich habe so lange Fußball gespielt und Mannschaften trainiert, aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt Thomas Streibert, der mit Mark Schuster den SV Allensbach trainiert. Er selbst wollte bei den ersten hitzigen Szenen auf dem Feld „schlichten und wurde mit erhobener Faust bedroht“, wie er erklärt.
Laut den Gästen habe ein Allensbacher einen Egger angespuckt, was zu den Jagdszenen geführt habe. „Unser Spieler sagt, dass er vor ihn gespuckt hat, was aber auch nicht okay ist“, so Streibert.
Sein Gegenüber Shkelzen Kelmendi sagt, dass zwei Spieler über die vermeintliche Spuckattacke geredet hätten: „Dann hat einer den anderen geschubst und es ist eskaliert.“
Für Streibert war der Konstanzer nicht ganz unschuldig an der Hektik, die während des Spiels aufgekommen war. Der BC-Trainer wurde der Coachingzone verwiesen, nachdem er einen SVA-Spieler beschimpft hatte. „Das macht man nicht, schon gar nicht in einer Vorbildrolle“, sagt Streibert.
Am Tag danach erklärt Kelmendi, dass er mit dem Spieler gesprochen habe. „Ich habe mich für meine Wortwahl entschuldigt, er hat die Entschuldigung angenommen“, sagt der BC-Trainer und fügt hinzu: „Ich schäme mich zutiefst für das, was passiert ist. Ich will weder Allensbach den Schwarzen Peter zuschieben noch uns, das war von allen saudumm. Ich muss mich zügeln und darf keine Spieler anpöbeln.“
Ludwig Egenhofer, 2. Vorstand des SVA, bedauert die Vorfälle. „Das hat mit Fußball nichts zu tun“, sagt er. „Wenn sich der Trainer tatsächlich entschuldigt hat, dann ist das für uns erledigt“, ergänzt er nach einem Tag, an dem der Fußball leider nicht im Mittelpunkt stand.
Oder wie Streibert es formuliert: „Es ist so ärgerlich. Da gewinnt man gegen den Zweiten und dann bestimmt so ein Vorfall die Schlagzeilen.“