Fußball, Landesliga: Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Aber ist das auch bei Trainern so, die nicht alleine, sondern als Duo auf Augenhöhe die Verantwortung tragen? Die Landesliga-Tabelle zeigt eindeutig: Nein! Von den zehn Mannschaften aus dem Bezirk Bodensee gibt es bei dreien ein Trainerduo – ohne Chef- und Co-Hierarchie. Und das ist derzeit erfolgreich. Denn die SpVgg F.A.L., der FC 03 Radolfzell und der SC Konstanz-Wollmatingen stehen nach elf Spieltagen allesamt unter den ersten Sechs mit mindestens 19 Punkten.

Philip Schinn (links) und Sebastian Willibald
Philip Schinn (links) und Sebastian Willibald | Bild: Julian Widmann
  • Drei Duos: Entscheidend für Philip Schinn und Sebastian Willibald (F.A.L.), Steffen Kautzmann und Philip Weidmann (Radolfzell) sowie David D‘Incau und Adel Grimm (Konstanz-Wollmatingen): Vertrauen! Ohne enge Absprachen kann es zu zweit nicht funktionieren. Alle drei Trainerteams haben sich bewusst für diesen Weg entschieden: Schinn und Willibald machen seit Sommer 2023 gemeinsame Sache, Kautzmann und Weidmann seit knapp einem Jahr, D‘Incau und Grimm seit Beginn dieser Spielzeit.
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  • Homogen in den Werten, heterogen in den Stärken: Ein Leitsatz, den einst auch der Coach des FC Barcelona, Hansi Flick, verwendet hat. Generell sollten Trainer in einem Duo die selben Werte teilen. Sowohl das Wissen als auch das Standing sind im besten Fall auf gleichem oder zumindest ähnlichem Niveau. In ihren Stärken dürfen – oder im Idealfall sogar sollten – sich die Trainer aber unterscheiden! Schwerpunkte und Unterteilungen sind hilfreich: Beispielsweise ist ein Coach für taktische Elemente verantwortlich, der andere für die Athletik. Auch Ansprachen müssen nicht immer nur von einem Trainer kommen. Die Zuständigkeiten sollten nur ganz klar geregelt sein, ansonsten entstehen Verwirrungen.
Das Trainerteam des SC Konstanz-Wollmatingen: Adel Grimm (weißes T-Shirt) und David D‘Incau.
Das Trainerteam des SC Konstanz-Wollmatingen: Adel Grimm (weißes T-Shirt) und David D‘Incau. | Bild: juergen roessler
  • Ego hinten anstellen: Verschiedene Ansichten und Meinungen zwischen den beiden Trainern sind gut und wichtig. Sie sollten auch diskutiert werden. Welches System wird gewählt? Welcher Spieler bekommt das Vertrauen? Entscheidend bei solchen Fragen: Es muss um die beste Lösung für die Mannschaft gehen, nicht um den Status eines Trainers. Denn die Spieler dürfen auf keinen Fall das Gefühl haben, dass eine Konkurrenz-Situation zwischen den Coaches besteht. Was ein Risiko ist, kann aber auch ein großer Vorteil sein: Schließlich finden zwei gleichgestellte Trainer nach Abwägung aller Argumente vielleicht gemeinsam einen Kompromiss, der sogar noch vielversprechender ist.
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  • Fluch und Segen: Die Vorteile durch eine Aufteilung der Aufgaben sind offensichtlich, allen voran in der Trainingsgestaltung. Die Trainer formen Gruppen, setzen ihre Schwerpunkte. Die Belastung ist geringer, Übergänge zwischen Übungen werden flüssiger. Und es besteht die Möglichkeit für einen Coach, auch mal die Perspektive zu wechseln, beispielsweise eine gewisse Zeit nur zu beobachten aus der Ferne. Doch einen großen Nachteil gibt es: Das Fehlen eines klassischen Co-Trainers, der „Kumpel-Typ“. Denn häufig ist dieser als Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft wertvoll. Einer, der mehr in der Kabine ist als ein Cheftrainer, der eine geringere Distanz zu den Spielern hat, der Unruheherde schnell einfangen kann. Dennoch: Es braucht nicht zwingend den klassischen Co-Trainer – das zeigt sich ja gerade in der Landesliga.