Spieler X meldet sich bei seinem Verein Y. Der Spieler erzählt dem Vorsitzenden: „Mir geht es nicht gut, ich habe Fieber. Ich war gestern beim Arzt, der daraufhin einen Corona-Test gemacht hat. Das Ergebnis ist aber noch nicht da.“
Absprache zwischen Verband und Verein
Beim Vereinsvorsitzenden werden nun alle Alarmglocken läuten. Was passiert mit dem Spiel am kommenden Wochenende? Darf beziehungsweise kann die Mannschaft zum Spiel antreten? Und wie soll der Trainingsbetrieb in den Folgewochen weiterlaufen?

Mit diesen oder ähnlichen Fragen setzt sich der Südbadische Fußballverband (SBFV) gemeinsam mit den Vereinen und dem Gesundheitsamt in Zeiten der Corona-Pandemie tagtäglich auseinander.
Fälle beim FC Radolfzell
Unter anderem beim FC Radolfzell gab es Corona-Fälle, woraufhin der Spielbetrieb unterbrochen werden musste – das Verbandsliga-Derby gegen den SC Pfullendorf musste abgesagt und nachgeholt werden. Der Radolfzeller Spieler und zwölf Mitspieler, die Kontakt zu ihm hatten, mussten in Quarantäne.
Auswirkungen auf das Privatleben
Für die Spieler hatte das teils krasse Auswirkungen, wie Steffen Kautzmann, Trainer des Klubs, berichtet. „Der eine oder andere Arbeitgeber war da überhaupt nicht begeistert. Da kommt man schnell mal in Erklärungsnot“, erzählt er.
An ein Zusammenleben mit der Freundin war ebenfalls nicht zu denken. „Teilweise mussten entweder meine Spieler oder deren Freundin aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen.“
Vier Schritte
Wie muss ein Verein also reagieren, wenn jemand – egal ob Trainer, Spieler oder Funktionär – positiv auf das Corona-Virus getestet wird oder der Verdacht auf eine Infektion besteht? „Es gibt vier Schritte, die für Vereine zu beachten sind“, sagt Fridolin Wernick, der beim SBFV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Corona-Hotline beim SBFV
Sechs SBFV-Mitarbeiter kümmern sich aktuell um die Fragen der Vereine. Wegen der Pandemie wurde eine Corona-Hotline eingerichtet, die von Tobias Barth geleitet wird.
„Die Vereine sind froh, auch am Wochenende einen Ansprechpartner zu haben. Die Kommunikation zwischen Vereinen und Verband ist wichtiger denn je“, sagt Barth, der eigentlich – wäre da nicht Corona – als Masterkoordinator beim SBFV arbeitet.
Mehr als 100 Spielabsagen innerhalb von zehn Tagen
An den beiden vergangenen Wochenenden seien, inklusive der Begegnungen unter der Woche, „etwas mehr als 100 Spiele abgesagt worden“, so Barth. Etwas mehr als zwei Drittel der abgesagten Partien seien Jugendspiele, ergänzt er.
Die meisten Absagen geschehen laut Barth aufgrund von Verdachtsfällen, die wenigsten Spiele würden wegen tatsächlichen Corona-Fällen abgesagt.

Fußball ein Risiko?
Wird Fußball also zu einem Risikospiel für alle Beteiligten? „Auf keinen Fall“, sagt Fridolin Wernick. Der 29-Jährige erklärt: „Es sind dem SBFV keine direkten Ansteckungen auf dem Spielfeld bekannt.“
Kontakt zu einem Spieler im Schnitt nur 18 Sekunden
Eine DFB-Analyse von 306 Profispielen habe gezeigt, dass die durchschnittliche Kontaktzeit – also ein geringerer Abstand als zwei Meter – zwischen zwei Personen auf dem Feld während des Spiels nur 18 Sekunden betrug.
Kontakte auf dem Spielfeld kein Infektionsrisiko
„Wir hatten mehrere Fälle, bei denen Spieler auf dem Feld standen, die im Nachhinein positiv getestet wurden. Von den Gegnern hat sich niemand angesteckt“, so Wernick. Eine Gefahr gehen Beteiligte nur ein, wenn das Hygienekonzept nicht eingehalten werde.
„Umkleidekabinen meiden, keine größeren Fahrgemeinschaften bilden, Abstände einhalten“ – das seien entscheidende Punkte. Verletzt man die Corona-Bestimmungen, kann das Folgen haben. Wernick nennt Beispiele, die beim SBFV so geschehen sind.
Zwei Beispiele des SBFV
Ein Infizierter hatte eine Fahrgemeinschaft mit weiteren Spielern, welche entsprechend der RKI-Vorgaben engen Kontakt zum Rest der Mannschaft hatten. „Das Gesundheitsamt hat die ganze Mannschaft 14 Tage in Quarantäne geschickt“, erklärt Wernick.
Bei einem weiteren Beispiel saß ein Infizierter 90 Minuten auf der Ersatzbank – Abstände wurden nicht eingehalten. „Die gesamte Ersatzbank musste 14 Tage in Quarantäne, das restliche Team sollte soziale Kontakte 14 Tage strikt eingrenzen.“
Eigenverantwortung entscheidend
Kann ich also wegen meines Hobbys Fußball Probleme – zum Beispiel mit meinem Arbeitgeber – bekommen, weil ich in Quarantäne muss? „Der Fußball ist nicht das Problem. Es liegt an jedem selbst, sich an die geltenden Abstands- und Hygienebestimmungen zu halten“, so Wernick.
Die Umkleidekabine kann ein Problem werden
Bei einer Kabinengröße, die dem Standard entspricht, heißt das zum Beispiel: Kabinennutzung nur nacheinander in kleinen Gruppen, sodass die Abstände eingehalten werden können. „Teambesprechungen sollten nur im Freien und mit Abstand stattfinden. Kabinen sollten wenn möglich gemieden werden,“ ergänzt Wernick.
Den Sieg in der Kabine feiern: „Schade, rücksichtslos“
„Wir müssen den Vereinen da vertrauen“, so Wernick. Der Großteil der Vereine versuche aus seiner Sicht auch wirklich viel, damit der Spielbetrieb weiter laufen kann.
Dass der eine oder andere wütend werde, wenn Mannschaften nach einem Sieg in der Kabine ohne Maske gemeinsam feiern, versteht Wernick: „Damit riskieren die Teams eine Ansteckung und Quarantäne. So ist der Spielbetrieb in Gefahr.“

Thomas Schmidt, Präsident des SBFV, appelliert daher an alle, die den Fußball lieben: „Wir müssen weiterhin besonnen agieren – insbesondere abseits des Spielgeschehens: Auf dem Weg zum Spiel, in der Kabine und im Sportheim müssen wir uns diszipliniert verhalten“, erklärt er.