Handball, Oberliga: TuS Steißlingen – HSG Konstanz II (Samstag, 20 Uhr, Mindlestalhalle). – Am Samstagabend kommt es im Mindlestal zum Gipfeltreffen in der Handball-Oberliga. Der Tabellenzweite TuS Steißlingen (40:4 Punkte) empfängt Spitzenreiter HSG Konstanz II (41:3) zum Derby.

Hinspiel ging an die HSG Konstanz II

„Mehr Topspiel geht nicht, uns trennt nur ein Punkt“, sagt Niklas Ruß, Spielmacher der Hegauer. Vier Spieltage vor Saisonende hat das Spitzenduo bereits ein komfortables Poster auf den Tabellendritten. Daher prognostiziert Ruß: „Meister wird, wer das Derby gewinnt. Ich denke nicht, dass Konstanz noch mal Punkte lässt. Wenn, dann am Samstag.“

Im Hinspiel waren Ruß‘ Steißlinger nah dran an einem Sieg. In der Konstanzer Schänzlehalle führten die Hegauer zur Pause noch mit 16:14, ehe sie der Zweitligareserve der HSG mit 23:29 unterlagen. „Damals haben wir eine sehr, sehr gute erste Halbzeit gespielt, in der wir noch höher hätten führen können“, erinnert der 34-Jährige sich, „in der zweiten haben wir uns dann den Schneid abkaufen lassen und zu viele Fehler gemacht. Am Ende haben wir verdient relativ deutlich verloren.“

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Der zweitälteste Steißlinger Spieler warnt vor dem Tabellenführer. „Konstanz hat eine ganz junge Mannschaft, die viel Tempo machen wird. Da sind wir sehr gefordert“, sagt Ruß, der ergänzt: „Die Konstanzer sind alle körperlich und technisch sehr gut ausgebildet.“ Vielleicht erinnert ihn das eine oder andere Talent aus der HSG-Reserve an seine eigene Jugendzeit. Schließlich wurde auch Ruß taktisch und technisch hervorragend ausgebildet – bei einem der besten Vereine der Welt.

Bei einem Spitzenclub ausgebildet

2005 wechselte der gebürtige Heidelberger in den Nachwuchs der Rhein-Neckar Löwen, mit deren A-Jugend er drei Jahre später Deutscher Meister wurde. Im selben Jahr gewann Ruß als Linksaußen im Dress der deutschen Junioren-Nationalmannschaft gemeinsam mit Spielern wie Johannes Sellin, Hendrik Pekeler oder Christoph Steinert die Europameisterschaft, drei Jahre darauf wurde er U21-Weltmeister.

Später war der 1,80-Meter-Mann für die Löwen, die TSG Friesenheim, die SG Leutershausen und HBW Balingen-Weilstetten in der 1. und 2. Bundesliga sowie der Champions League aktiv. „Ich habe ein paar Jahre höherklassig gespielt und wollte mich dann auf meinen Beruf konzentrieren“, erklärt der Lehrer, der seit 2022 in Gottmadingen wohnt und am Gymnasium in Engen Geografie, Mathematik und Sport unterrichtet, seinen Wechsel in den Hegau.

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Der Liebe wegen zog es den Nordbadener damals nach Südbaden. „Ich bin wegen meiner Freundin, die in der Schweiz arbeitet, hier runtergezogen“, sagt Ruß, der nach dem Referendariat recht kurzfristig die Stelle in Engen angeboten bekommen hatte – und sich erst einmal eine Auszeit vom Handball nahm. „Das eine Jahr Pause war ein bisschen ungewohnt, aber auch schön“, erklärt der 34-Jährige.

„Ich kannte das gar nicht, da ich es von der Jugend bei der SG Kronau-Östringen an gewohnt war, fast täglich zu trainieren. Plötzlich hatte ich die Wochenenden frei und musste unter der Woche abends nicht in die Halle“, sagt Ruß, der dann doch nicht ganz loslassen konnte: „Ich hatte zwar mehr Zeit für mich, aber irgendwie haben mir der Sport an sich und das Mannschaftsgefühl gefehlt.“

Führungsrolle beim TuS Steißlingen

Also zapfte er ein paar Spielerkontakte von früher an, „die haben gesagt, dass Steißlingen eine gute Truppe hat. Ich habe mich dort im Training auch gleich wohlgefühlt“, sagt Ruß. Ein Wechsel zur HSG Konstanz stand nie im Raum. „Das würde ich zeitlich gar nicht hinbekommen mit den vielen Trainingseinheiten und den langen Auswärtsfahrten. Diesen Aufwand konnte und wollte ich nicht mehr haben“, erklärt Ruß.

Beim TuS Steißlingen hat der einstige Linksaußen nun eine zentralere Führungsrolle in der Rückraum-Mitte. „Ich versuche natürlich auch, mich mit meiner Erfahrung einzubringen und den Mitspielern Tipps zu geben“, sagt der ehemalige Nachwuchs-Nationalspieler, der in dieser Saison in 21 Spielen exakt 100 Treffer erzielt hat. Fünf davon im Hinspiel bei der Niederlage in Konstanz, allesamt in der starken ersten Hälfte.

„Am Samstag müssen wir über die gesamten 60 Minuten eine Topleistung zeigen“, fordert Ruß vor dem absoluten Gipfeltreffen in der Oberliga. Beim Bezirksderby, das wohl die Meisterschaft entscheiden wird.